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Berlin: Im Getöse der Nacht

Galerie in der Fasanenstraße wurde Silvester von Einbrechern leergeräumt

Drahtseile baumeln an den Wänden der „Fasanengalerie“, Bilder hängen keine mehr daran. Leer sind auch eine Vitrine, ein halbes Dutzend an der Wand lehnender Rahmen und Podeste, auf denen Skulpturen gestanden hatten. „Bis auf fünf Bilder ist alles gestohlen worden“, sagt Ulrike Erben, Inhaberin der Galerie in der Wilmersdorfer Fasanenstraße 29. Bei einem der größten Kunstdiebstähle der jüngeren Zeit in Berlin haben Unbekannte in der Neujahrsnacht rund 30 hochwertige Radierungen, Lithographien und Skulpturen aus der Galerie in der „Fasanenpassage“ zwischen Fasanen- und Uhlandstraße entwendet. Den Schaden schätzt die Polizei auf über 200 000 Euro.

Gestohlen wurden Werke von Henri Matisse, Pablo Picasso, Georges Braque, M. C. Escher und Richard Heß. „Immerhin bin ich ausreichend versichert“, sagt Ulrike Erben. Der Diebstahl sei „kein Zufall, die Täter müssen mich ausspioniert haben“. Und es müsse sich um mehrere Täter handeln, allein eine Heß-Skulptur habe einen Zentner gewogen. „Das kann doch keiner alleine wegschleppen.“

Die Tat hatte die Galeristin erst am Donnerstag kurz nach 13 Uhr bemerkt. Vermutlich geschah sie in den ersten Stunden des Neujahrstages. Bis gegen 4.30 Uhr soll eine Feier im benachbarten italienischen Restaurant gedauert haben. Ob deren Gäste etwas Verdächtiges beobachtet haben, ist noch unbekannt.

Die nur 70 Quadratmeter große Galerie besteht seit rund zwei Jahren, eine Alarmanlage soll es dort nicht geben. Ulrike Erben hat sich, wie sie sagt, auf „exklusive Kunstwerke“ spezialisiert, auf ihrer Internetseite nennt sie als Schwerpunkt die Kunst der Klassischen Moderne. Alle gestohlenen Ausstellungsstücke sind signiert, nummeriert und fotografiert worden, bald werden sie in einem Register für gestohlene Kunst stehen, der Verkauf könnte für die Diebe also schwierig werden: „Wenn die Sachen auf dem Kunstmarkt auftauchen, fällt das auf“, davon ist Ulrike Erben überzeugt.Die Existenz ihrer Galerie ist nicht bedroht. „Ich bin Optimistin. Wenn ich wollte, könnte ich morgen eine neue Ausstellung zeigen“, sagt Ulrike Erben.

Auch die Chefermittlerin für Kunstdiebstahl, Bärbel Groth-Schweizer, erwartet, dass „die Werke nicht leicht an den Mann zu bringen“ seien. Es gebe aber leider eine Klientel, der es egal sei, ob etwas illegal erworben sei. Die Täter seien „nicht zwingend Profis“ gewesen, die Lage der Galerie, die von der Straße nicht einsehbar sei, wie auch der Lärm in der Silvesternacht habe die Tat erleichtert. Die Einbrecher hatten erst versucht, durch die Vordertür einzudringen. Als dies misslang, brachen sie das Schloss des Hintereingangs auf. Eine heiße Spur gab es am Freitag noch nicht. Die Polizei stellte Abbildungen der Kunstwerke ins Internet (www.polizei.berlin.de). CD/Ha

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