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Berlin: Im Kremser übers Kopfsteinpflaster

Berlins öffentlicher Nahverkehr begann mit 12 Sänften. Dann kam das Fuhrwerk

Die 24 Träger durften am Schlossplatz auf Kundschaft warten, am Rathaus und auf dem Friedrichswerder: Der öffentliche Nahverkehr in Berlin begann am 1.Januar 1688 mit der Zulassung von 12 Sänften. Wer reich war, ließ sich schleppen. Erst gut 50 Jahre später rumpelten Fuhrwerke über holpriges Kopfsteinpflaster: Fiaker und ab 1814 auch Droschken. 1825 durfte der Fuhrunternehmer Simon Kremser mit seinen Pferdewagen, die er „Omnibusse“ nannte, vor allem Ausflugsverkehr und Stadtrundfahrten anbieten. Da zählte die Stadt rund 380000 Einwohner.

Die Armen brauchten lange keinen Nahverkehr. Für sie wurden nahe den Arbeitsstellen Mietskasernen gebaut. Später sollten auch Geringverdiener im Grünen wohnen und in der Stadt arbeiten können. Die großen Industriebetriebe zog es weg vom Zentrum. Ein Verkehrsmittel für alle musste geschaffen werden.

Pferdeomnibusse bekamen erst 1865 Konkurrenz: die erste Pferdebahn auf Schienen fuhr von Charlottenburg zum Brandenburger Tor. Weitere Verbindungen folgten, denn Pferdebahnen waren etwa doppelt so schnell wie die Omnibusse und konnten doppelt so viele Fahrgäste aufnehmen. Weil der Rollwiderstand auf Schienen viel geringer war als Pflaster, konnten die Pferde auch längere Strecken ohne Pausen zurücklegen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, schlossen sich die meisten Omnibusunternehmer 1868 zur „Allgemeinen Omnibus-Aktiengesellschaft“ zusammen – mit 1089 Pferden und 257 Omnibussen. 1878 hatte Berlin mehr als eine Million Einwohner. Und der Nahverkehr erfuhr eine Revolution: Die elektrische Straßenbahn nahm ihren Betrieb auf. Die weltweite Premiere fand am 16. Mai 1881 in Groß-Lichterfelde statt. 1897 vereinbarte die Stadt mit den Fuhrunternehmern, alle Pferdebahnlinien zu elektrifizieren. Am 21. August 1902 fuhr die letzte innerstädtische Pferdebahn zwischen Weddingplatz und Potsdamer Straße. Im selben Jahr folgte die erste U-Bahn. Dampfzüge im Vorortverkehr wurden von 1924 an auf elektrischen S-Bahn-Verkehr umgestellt. Das Pferd als Transportmittel wurde endgültig zum Auslaufmodell: Die Zeit der Autobusse war gekommen. kt

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