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Berlin: Im Leben gelesen

Jetzt online in unserem Bild-Ton-Porträt: Buchhändler Borchers aus Kreuzberg

Von David Ensikat

Ob er ein richtiger Kreuzberger ist? Dass Jürgen Borchers so lange nachdenkt, um das zu sagen, weist ihn allemal als richtigen Kreuzberger aus. So einer weiß, dass man sich das Recht, sich so zu nennen, jahrelang erwohnen muss. Könnte ja sonst jeder kommen (kommt auch jeder und macht Lärm auf der Oranienstraße, gleich unter Jürgen Borchers Fenster).

Der Buchhändler ist 1993 nach Berlin gekommen, wohnte zuerst im Bergmannkiez und lebt nun seit Jahren in der Oranienstraße, gleich gegenüber seinem Buchladen. „Kisch & Co.“ heißt der, Jürgen Borchers hat ihn mitgegründet. Zunächst war er aber gar kein Buchhändler. Werbefotograf hatte er mal gelernt, dann Zimmermann, dann hat er freie Kunst studiert und wollte in Berlin erst mal ans Theater. In den Buchhandel kam er, weil es da eine feste Stelle mit Krankenversicherung gab. Und wie andere beim Taxifahren geblieben sind, blieb Jürgen Borchers beim Bücherverkaufen.

Abgesehen von den viel zu vielen Menschen, die inzwischen nach Kreuzberg kommen und unter seinem Fenster Lärm machen, ist Jürgen Borchers zufrieden mit seinem Hiersein. So zufrieden, dass er kaum noch wegkommt. Sein üblicher Bewegungsradius: Heinrichplatz bis Adalbertstraße und zum Einkaufen mal ans Kottbusser Tor. Der Rest von Berlin? Mag schön sein, vielleicht. Notwendig ist er nicht. David Ensikat

Diese und weitere „Nahaufnahmen“ von Mike Wolff (Fotos) und David Ensikat (Interviews) finden Sie auf unserer Internetseite: www.tagesspiegel.de/nahaufnahme

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