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Berlin: Im März rücken die Bauarbeiter an - 500 Millionen werden investiert, die Ruine gesichert

Nichts passiert. Still ruht der See.

Nichts passiert. Still ruht der See. Und das "Tacheles" mittendrin. Wer die Oranienburger Straße durchstreift und in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants hängen bleibt, der wundert sich immer wieder darüber, dass die Ruine des "Kunsthauses" Tacheles so roh und marode, wie sie Krieg und Nachkrieg hinterlassen haben, da steht, und dass sie mitsamt dem Umfeld dieser morbiden Kultstätte für Touristen aus aller Welt ein Anziehungspunkt erster Güte ist. "Das soll und wird auch so bleiben", sagt "Fundus"-Generalbevollmächtigter Ottmar Braun, der uns den weiteren Fortgang der baulichen Dinge auf dem 30 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Tacheles, Johannis- und Friedrichstraße erläutert. Denn demnächst ist es vorbei mit der Beschaulichkeit auf diesem ideal gelegenen Gelände, in das Fundus-Chef Anno August Jagdfeld "weit über 500 Millionen Mark" investiert.

Es geht Schritt für Schritt. Ab März soll die Tacheles-Ruine und ihre Tragwerkkonstruktion gesichert werden. Da das Bauwerk unter Denkmalschutz steht, bleibt die äußere Form zur Oranienburger Straße hin - von Ausbesserungen abgesehen - unverändert erhalten. Im Innern wird über dem überdimensional großen Torbogen eine Galerie entstehen, Ottmar Braun spricht von internationalem Format, wie überhaupt für die Zukunft des Areals, das den Namen "Johannisviertel" erhält, Großes geplant ist. "Hier werden wir einen Lebensraum für Menschen realisieren, die mit einem Fuß im Regierungsviertel leben wollen und mit dem anderen abends im Künstlerviertel", sagt Jagdfeld, spricht von einem "Netzwerk aus Galerien, Atelier- und Ausstellungshäusern, Werkstätten, Cafés, Wohnungen und Büros", will "Beruf, Geschäft, Kulturelles und Szeneleben miteinander verbinden" und vergleicht diese Melange mit dem Marais, Rive-Gauche oder dem Boulevard St. Germain in Paris, dem New Yorker Soho oder Londons Notting Hill. Und damit auch die Architektur dieser Szene-Meile als imposanter Abschluss der nördlichen Friedrichstraße dem hohen Wert der Lage entspricht, kommen nur allerbeste Entwürfe für die geplanten vier- bis fünfgeschossigen Häuser infrage. Auch der Bezirk Mitte hat ein großes Interesse an kleinteiliger, für die Spandauer Vorstadt typische Bebauung. Die Rede ist von 25 bis 30 Hauseinheiten mit unterschiedlichen Fassaden. "Wir arbeiten mit renommierten internationalen Architekten zusammen, noch ist alles im Fluss, bald fallen Entscheidungen", sagt Ottmar Braun, "aber wir bauen keineswegs die Hackeschen Höfe Zwo". Wenn das dröge Gelände rund um das Tacheles endlich wachgeküsst wird, soll "ein eigenes Szeneviertel mit Seele" werden, was da ab 2001 innerhalb von zweieinhalb Jahren gebaut wird.

Aktueller ist, was mit dem einstigen DDR-Regierungshotel "Johannishof" in der Johannisstraße passiert: "Ab Februar wird das unter Denkmalschutz stehende, seit langem zugemauerte Gebäude im Innern entkernt und auf den technischen Höchststand gebracht", erzählt uns Projektleiter Karl-Heinz Maschmeier. Das Gebäude war 1910 als Zigarettenfabrik erbaut worden. Nun wird es für 65 Millionen Mark umgebaut. Das Haus, das künftig 400 Arbeitsplätze auf fast 10 000 Quadratmetern Bürofläche bieten soll, ist bereits seit letztem Oktober an ein "Media Business Centre" vermietet. Im April 2001, wenn es auf dem Fundus-Gelände hinter dem Tacheles an der "Oranienburger" richtig zur Sache geht, zieht in den neuen Johannishof ein britisches Medienunternehmen.

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