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Berlin: Im Namen des Volkes – oder auch nicht Plötzlich Medienkritik im

Prozess gegen Zwillinge.

Das Urteil im Prozess gegen die 19-jährigen Zwillingsbrüder schien nur noch eine Frage von Stunden zu sein. Einer von ihnen ist verantwortlich für den Unfalltod einer 19-jährigen Abiturientin. Miriton C. hatte gestanden, dass er vor 14 Monaten am Steuer des Transporters saß. „Ich war auf der Straße zu schnell, weil es sehr spät war“, erklärte er. Reue wurde gezeigt. Strafmildernd aber sei auch eine zum Teil aggressive mediale Berichterstattung zu werten, sagten die Anwälte von Miriton und Egzon C. Nach dieser Forderung sah das Gericht Aufklärungsbedarf. Statt des Urteils gab es neue Prozesstermine.

Wenn Angeklagte massiv vorverurteilt und in großen Berichten falsche Dinge behauptet werden, kann das zu einer milderen Strafe führen. Für Egzon C. sagte sein Verteidiger, beide Brüder seien als „Totraser“ betitelt worden, als längst klar war, dass Miriton C. fuhr. Bei Egzon C. gehe es nicht um fahrlässige Tötung. In der Boulevard-Zeitung „B.Z.“ aber sei das ignoriert worden, es sei reine „Stimmungsmache“, sagte der Verteidiger.

Die Zwillinge waren am Morgen des 15. September 2012 mit einem Transporter unterwegs. Am Stralauer Platz in Friedrichshain überholte Miriton C., der keinen Führerschein besitzt und wie sein Bruder polizeibekannt ist, ein Taxi rechts am Fahrbahnrand. Er fuhr zu schnell, nach einem Gutachten mit 62 bis 79 Stundenkilometern. Abiturientin Anabell S., die gerade ins Taxi steigen wollte, wurde erfasst, gegen einen Laternenmast geschleudert und starb.

Die Zwillinge sorgten zunächst für Verwirrung um die Frage, wer fuhr, nahmen dann aber das Angebot eines sogenannten Deals an: Bewährungsstrafen bei umfassenden Geständnissen. Im Falle von Egzon C. geht es auch um frühere Taten – ein geraubtes Handy, Schläge gegen einen Mann. Maximal zwei Jahre Haft auf Bewährung hat Miriton C. nach dem Deal zu befürchten, sein Bruder höchstens 18 Monate auf Bewährung. Der Staatsanwalt beantragte diese Strafen, die Verteidiger wollen ein Urteil an der jeweils unteren Grenze des Deals – drei Monate weniger. Das Urteil gibt es nun möglicherweise erst im Januar. K.G.

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