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Berlin: Im öffentlichen Dienst wirkthohes Gehalt gesundheitsfördernd

Maßnahmeplan der Innenverwaltung gegen den hohen KrankenstandVON ULRICH ZAWATKA-GERLACH Berlin.Dem hohen Krankenstand im öffentlichen Dienst will die Senatsinnenverwaltung jetzt zu Leibe rücken.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Maßnahmeplan der Innenverwaltung gegen den hohen KrankenstandVON ULRICH ZAWATKA-GERLACH Berlin.Dem hohen Krankenstand im öffentlichen Dienst will die Senatsinnenverwaltung jetzt zu Leibe rücken.Dies werde aber nicht zu "Nachschnüffeleien" führen, versicherte Staatssekretär Kuno Böse gestern im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses.Überwachungsmaßnahmen als "ultima ratio" seien jedoch nicht auszuschließen.Die jüngsten verfügbaren Zahlen - 3.Quartal 1996 - zeigen folgende Krankenstände: 1,8% (Richter), 6,7% (Beamte), 7,5% (Angestellte) und 11,6% (Arbeiter).Bei den Arbeiterinnen sind es sogar 14,3%.Auch die weiblichen Angestellten und die Richterinnen sind häufiger krank als ihre Kollegen.Das Bezirksamt Prenzlauer Berg hält nach Informationen des CDU-Abgeordneten Dieter Hapel mit einer Krankenquote von 15,5 Prozent in Berlin die Spitze.Das Gehalt spielt eine gesundheitsfördernde Rolle: "Je höher die Besoldung, desto niedriger der Krankenstand", sagte Böse.In einem Rundschreiben der Innenverwaltung werden demnächst alle Ämter und Behörden über einen Maßnahmekatalog informiert.Dazu gehört: bei auffällig häufig auftretenden Kurzerkrankungen sollen Mitarbeiter schon ab dem ersten und nicht erst ab dem dritten Krankheitstag ein Attest vorlegen.Dies sei ein "probates Mittel", so ein Mitarbeiter der Innenverwaltung, das in der Vergangenheit schon erfolgreich eingesetzt worden sei.Bei "nachgewiesenem Fehlverhalten" - sprich Krankfeiern - drohen dienstrechtliche Konsequenzen.Stärkeres Augenmerk sollen die Verwaltungen künftig auf die Ursachenforschung legen; dazu gehören "anlaßbezogene Gespräche" mit den Vorgesetzten.Die Stichtags-Statistik über die Krankenstände im öffentlichen Dienst wird in eine Fortschreibungs-Statistik umgewandelt, die zwischen Kurzzeit- und Langzeitkrankheiten unterscheidet.Davon erhofft sich die Innenverwaltung ein genaueres Bild. Das Kanther-Modell - Kontrollbesuche des Dienstvorgesetzten und regelmäßiger Nachweis des ärztlichen Attests schon am ersten Fehltag - werde in Berlin nicht praktiziert, teilte Staatssekretär Böse gestern mit.CDU- und SPD-Abgeordnete im Ausschuß betonten, daß es kein Grundmißtrauen gegen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes geben dürfe.Dennoch wurde ein Antrag der Grünen, der davon ausgeht, "daß die bestehende Rechtslage ausreicht, um einzelne Bummelanten zu überprüfen", von der Koalitionsmehrheit abgelehnt.Der CDU-Abgeordnete Hapel forderte, in der öffentlichen Verwaltung einen mit der Privatwirtschaft vergleichbaren Krankenstand zu erreichen. "Wir wissen, daß es in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes einen hohen Krankenstand gibt, der durch fehlende Motivation und die Arbeitssituation mitbedingt ist", sagte ÖTV-Sprecher Ernst-Otto Kock.Besonders große Probleme gebe es bei der Stadtreinigung, in den Krankenhäusern oder in den Gartenbaubetrieben.In den öffentlichen Betrieben sei damit begonnen worden, Gesundheitsförderungsprogramme zu vereinbaren, "aber damit stehen wir noch ganz am Anfang".Der Vergleich mit der Privatwirtschaft sei nur legitim, wenn gleiche Berufsfelder miteinander verglichen würden.Außerdem entledigten sich private Betriebe des Problems nicht selten durch Kündigungen.Kock beklagte mangelhafte Personalführung in der Verwaltung."An die motivationsbedingten Fehlzeiten müssen wir ran".

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