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Berlin: Im Rathausturm rechnen sie schon täglich mit dem Aus

Parlamentarier geben asbestbelastetem Steglitzer Bezirksamts-Hochhaus kaum noch Chancen. Die Miteigentümer sehen das anders

Wie lange wird das KreiselHochhaus an der Schloßstraße noch als Rathaus für Steglitz-Zehlendorf genutzt werden können? Der CDU-Abgeordnete Karl-Georg Wellmann rechnet damit, dass der asbesthaltige Bau innerhalb der nächsten drei Jahre täglich wegen Gesundheitsgefahren geschlossen werden könnte. Im Stadtentwicklungsausschuss plädiert eine Mehrheit für Verkauf oder auch Abriss.

Andererseits haben Untersuchungen ergeben, dass eine akute Gefahr für 800 Mitarbeiter und Besucher nicht besteht. Die Firma Becker & Kries, Miteigentümerin des Kreisels, hält die Forderung nach Abriss für „vorschnell“. Die Neugestaltung des Hauses könnte „durchaus bezahlbar, auch abschnittweise erfolgen“. Das jüngste Kreisel-Gutachten, das die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), den Abgeordneten als „Zwischenbericht“ vorlegte, wirkte alarmierend. In der Studie wird eine etagenweise Sanierung ausgeschlossen, das Haus könne nur leer stehend saniert werden. Drei Jahre dauerten voraussichtlich die Arbeiten. Das Bezirksamt müsste – wo auch immer – in einem Dorf aus 500 Containern unterkommen. Das Hochhaus sollte samt Fassade für rund 84 Millionen Euro bis zum Rohbauzustand ausgehöhlt werden.

Wirtschaftlicher aber, so die Gutachter, sei ein Neubau an anderer Stelle. Auch ein Abriss des Hochhauses und ein Neubau an gleicher Stelle kämen in Betracht. Bei einer „Optimierung der Grundrisse“ könne das neue Haus etwa ein Drittel niedriger sein und rund 50 Millionen Euro kosten. Aber auch dann müsse man die Asbestsanierung und die Zwischenunterkünfte für die Mitarbeiter des Bezirks bezahlen.

Steglitz-Zehlendorf ließ schon im letzten Jahr durchblicken, dass es für eine Asbestsanierung kein Geld hat. Ungern würde man sich allerdings vom Rathaus-Standort trennen. Die Lage gilt als unschlagbar verkehrsgünstig. Als Alternativstandorte für ein neues Rathaus sind das Gelände des einstigen Oskar-Helene-Heims, des früheren Truman-Plaza und des alten US-Hauptquartiers an der Clayallee im Gespräch. Weitere mögliche Standorte: Der noch BVG-genutzte Betriebshof an der Winfriedstraße und das Gelände des alten Zehlendorfer Rathauses mit seinen Parkplätzen zwischen Teltower Damm und Martin-Buber-Straße.

Becker & Kries, die ihre unteren Geschosse längst saniert haben, glauben, dass „noch nicht alle Möglichkeiten bedacht“ worden sind. Der heutige Kreisel-Standort sei „erstklassig geeignet und von der Bevölkerung angenommen“. Auch sehe man als „erfahrenes Immobilienunternehmen“ Möglichkeiten, während der Sanierungszeit das Bezirksamt andernorts unterzubringen – und nicht in einem Containerdorf. Gemeinsam mit der gerade entstehenden „Schlossgalerie“ schräg gegenüber könnte ein architektonisch neu gestalteter Kreisel mit moderner Fassade wieder Chancen haben: als Dominante des Bezirks und Abschluss der Einkaufsmeile Schloßstraße.Tsp

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