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Berlin: Im Rausch den Sohn getötet

Am Morgen war Claudia M. noch zufrieden.

Am Morgen war Claudia M. noch zufrieden. „Unser kleiner Schatz hat heute relativ gut geschlafen“, schrieb sie über ihren 13 Monate alten Sohn in ihr Tagebuch. Gegen Mitternacht aber notierte sie schreckliche Sätze: „Der Kotzbrocken Matthias gibt keine Ruhe, ich halte das nicht mehr aus“ und „Der Kleine muss endlich verrecken.“ Kurz danach soll die Mutter ihren Sohn erwürgt haben. Weinend sagte sie gestern vor dem Landgericht: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so etwas gemacht habe.“ Das Gericht sah das anders und verurteilte Claudia M. zu dreieinhalb Jahren Haft. „Es bleibt ein Unbehagen“, sagte der Richter. „Gerecht werden kann man mit einer solchen Strafe dem toten Kind nicht.“

Claudia M. ist 42 Jahre alt. Sie ist gelernte Krankenschwester. Die Drogen, die sie seit ihrem 17. Lebensjahr nahm, veränderten ihr Leben. Die Schwangerschaft habe sie gar nicht bemerkt, sagte die Angeklagte. „Ich ging mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus und kam mit einem Kind raus.“ Matthias kam zu früh auf die Welt und wog nur 900 Gramm. Vier Monate musste er in der Klinik bleiben. Seine Mutter kam fast täglich, der Vater, der damals wegen Diebstahls im Gefängnis saß, manchmal. Sie habe sich über das Kind gefreut, sagte die Angeklagte. Auch wenn ihr Freund aufgrund der Haftstrafe selten zu ihr in die Charlottenburger Wohnung kommen konnte, sei es „irgendwie trotzdem schön“ gewesen. Jede Woche ging Claudia M. mit ihrem Sohn zur Krankengymnastik. Matthias entwickelte sich gut. „Sie hat sich mit dem Kleinen die größte Mühe gegeben“, sagte ihre Anwältin. Matthias sei kein „chronisch misshandeltes Kind“ gewesen, erklärte später im Prozess eine Gutachterin.

An die Tat am jenem Wochenende im vergangenen Dezember kann sich Claudia M. nicht erinnern. „Ein Kind schlägt man überhaupt nicht“, flüsterte sie und wirkte hilflos. Sie habe damals viel Alkohol getrunken. Und „ein wenig“ Methadon geschluckt. „Ich hatte mich runterdosiert“, sagte die Angeklagte. „Mit dem Alkohol wurden die Entzugserscheinungen weniger." Sie könne sich nur noch daran erinnern, dass sie auf einer Tankstelle war, Bacardi und Bier holte.

Am Montagmorgen habe sie dann das leblose Kind gesehen. „Ich habe versucht, ihn wiederzubeleben, habe nur noch geschrien“, schluchzte die Angeklagte. Bei der Polizei gab die Mutter zu, ihren Sohn kurz vor seinem Tod mit einer gefüllten Babyflasche ins Gesicht geschlagen zu haben. Nach Einschätzung eines Gutachters leidet Claudia M. phasenweise unter Depressionen. K. Gehrke

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