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Berlin: Im Schloss brennt noch Licht

Trotz des Regens: Zehntausende wanderten Samstagnacht durch Museen und Galerien. Geballter Kunstgenuss im Zentrum – abgelegene Ziele waren weniger gut besucht

DIE 15.LANGE NACHT DER MUSEEN

Orgelklänge und geistliche Gesänge erfüllten die Museumsinsel, bunt angestrahlte Fassaden leuchteten im Regengrau – die Alte Nationalgalerie lockte mit optischen und akustischen Signalen zur 15. Langen Nacht der Museen. Tausende begannen ihre Tour durch die Berliner Ausstellungsstätten hier. 150000 Besucher registrierten die Zähler am Ende insgesamt an den Eingängen der Museen. Die meisten Teilnehmer zogen aber traditionell von Ausstellung zu Ausstellung und wurden so mehrfach gezählt. Ob die Veranstalter ihr Ziel, 40000 Tickets zu verkaufen, erreicht haben, wird erst nach einer Auswertung im Laufe der Woche feststehen. Veranstaltungsleiter Wolf Kühnelt ist aber jetzt schon zufrieden. „Bei dem Wetter hatten wir Angst, dass viele zu Hause bleiben.“ Aber Museumsbesucher, sagt er, seien eben hartgesottene Menschen. Die meisten Menschen zogen auf den altbekannten Routen durch die Lange Nacht – und kamen meist klatschnass an. Im Berliner Dom besichtigten schon gegen 18 Uhr Neugierige die Gruft der Hohenzollern und ließen sich in die technischen Details der Orgel mit ihren fast 3000 Pfeifen einweisen. Vor dem Neubau des Deutschen Historischen Museums von I.M. Pei standen die Menschen bis fast zum Boulevard Unter den Linden geduldig Schlange, um im Gebäude die Modenschau der Studenten der Berufsfachschule für Design zu sehen. Rund um das Kulturforum trotzten Gaukler, Tänzer und tausende Besucher mit bunten Kostümen dem Dauerregen und feierten bis spät in die Nacht den venezianischen Karneval. Und auch in der Charlottenburger Gipsformerei und in der Orangerie wanderten zahlreiche Kunstliebhaber in bunt ausgeleuchteten Hallen zwischen lebensgroßen Büsten umher. Enttäuschung herrschte vor allem in kleineren Museen, die nicht von den BusShuttles angesteuert wurden. So sagt der Leiter des Anti–Kriegs-Museums in Wedding, Tommy Spree, 700 Besucher seien gekommen, als sein Haus noch Teil der Busroute war. Dieses Mal seien es nur 200 gewesen. Veranstaltungsleiter Kühnelt kennt das Problem. Doch ein erweiterter Bus-Service sei nicht finanzierbar. Sonst müssten die Museumstickets 20 Euro kosten. Verständnis zeigt er für den Ärger einiger Besucher, die zum Teil lange vor zwei Uhr morgens vor verschlossenen Türen standen. „Alle 80 Museen und Veranstaltungen haben sich vertraglich verpflichtet, bis zwei Uhr zu öffnen. Wer das nicht tut, wird sich verantworten müssen.“ Einige kleine Veranstalter wie die Künstler im Soldiner Kiez überlegen, ob sie im kommenden Jahr wieder an der Langen Nacht teilnehmen. Gemessen an der geringen Besucherzahl sei der Aufwand zu groß.ase/cof/jule

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