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Ort der Trauer. Vor den Nordischen Botschaften in Tiergarten legten am Wochenende viele Berliner Blumen nieder. Die Tragödie von Oslo und Utöya bleibt vielen unbegreiflich. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Im Schmerz vereint

In Berlin und in der Gedenkstätte Sachsenhausen trauern die Menschen um die Opfer des Massenmordes

Berlin/Oranienburg - In Berlin sind es die Nordischen Botschaften, vor denen sich die Menschen am Wochenende versammeln, um der Opfer des Massenmordes von Oslo und Utöya zu gedenken. Nicht nur Norweger, sondern auch Berliner kommen in die Rauchstraße, um innezuhalten und Blumen niederzulegen. Und vor allem: Um zu begreifen, warum die Wahnsinnstat ausgerechnet in Norwegen geschah, das auch vielen Berlinern aus Urlaubsreisen als Inbegriff der heilen Welt in Erinnerung ist.

Doch auch in Brandenburg wurde am Sonntag der Opfer gedacht. Nach dem Sonntagsgebet der evangelischen St.-Nicolai-Gemeinde Oranienburg bat der Pfarrer die Gottesdienstbesucher in die Gedenkstätte Sachsenhausen. Dort beteten die Mitglieder des Internationalen Sachsenhausen-Komitees, der St.-Nicolai-Gemeinde und der Gedenkstätte Sachsenhausen für die Opfer des Doppelanschlags und für deren Angehörige. Rund 30 Personen waren dem Aufruf gefolgt, darunter eine norwegische Familie.

Unter Tränen verfolgten die norwegischen Besucher die tröstenden Worte des Oranienburger Pfarrers Arndt Farack, der ihnen „Beistand in diesen schweren Stunden für das norwegische Volk“ versicherte. Es sei schlimm, an diesem Ort von den Grausamkeiten der Nazis zu erfahren und in den Berichten der aktuellen Tageszeitungen von den Details der Anschläge lesen zu müssen, sagte eine Teilnehmerin.

Jährlich besuchen zwischen 5000 und 10 000 norwegische Touristen die KZ-Gedenkstätte in Oranienburg. „Sachsenhausen nimmt in der Geschichte ihrer Heimat einen sehr wichtigen Platz ein“, sagte der Direktor der Gedenkstättenstiftung, Günter Morsch. „Fast alle Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Herrschaft sind zwischen 1940 und 1945 in Sachsenhausen inhaftiert worden.“ Viele von ihnen überlebten das Lager nicht.

Mit weißen Bussen des Roten Kreuzes konnten hunderte Häftlinge Oranienburg noch vor Kriegsende verlassen. Der letzte Transport mit diesen Bussen zurück in die Heimat erfolgte am 22. März 1945 und damit einen Monat vor der Befreiung des Lagers durch russische und polnische Soldaten.

Heute fahren jährlich bis zu 20 000 norwegische Jugendliche in weißen Bussen einer Stiftung in ehemalige Konzentrationslager in Polen und Deutschland. Sie werden dabei von Überlebenden der Nazi-Herrschaft begleitet. Sachsenhausen gehört immer zu den Stationen dieser Gedenkstättentouren. obs/Ste./dapd

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