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Berlin: Im weltweiten Wettbewerb bestehen Welche Ansprüche Arbeitgeber

an die Berufsausbildung stellen

Herr Anz, was erwarten Unternehmen von ihren künftigen Mitarbeitern?

Noch immer steht die Leistung in der Schule und im Studium an erster Stelle. Eine gute fachliche Qualifikation ist nach wie vor sehr wichtig. Daneben gewinnen aber zusätzliche Qualifikationen, die darüber deutlich hinausgehen , zunehmend an Bedeutung.

Was ist damit gemeint?

Das sind so genannte Schlüsselqualifikationen wie beispielsweise Fremdsprachenkenntnisse oder interkulturelle Kompetenzen. Man muss sich auch mit anderen Kulturen auskennen im Kontakt mit internationalen Handelspartnern. Darüber hinaus sind auch Kommunikationsfähigkeit oder Problemlösungskompetenz entscheidend. Sich zum Beispiel schnell auf neue Situationen einstellen und reagieren können. Übrigens werden diese Qualifikationen immer mehr auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen nachgefragt, nicht mehr nur von großen, internationalen Konzernen.

Erfüllen Bewerber diese Erwartungen?

Was uns immer wieder erschreckt, ist die Tatsache, dass selbst bei Hochschulabgängern Vorstellungsgespräche oder Teile davon nicht in Englisch geführt werden können. Daneben berichten Unternehmen von eklatanten Schwächen in grundlegenden Bereichen wie etwa der Rechtschreibung.

Was ist mit den Erfahrungen, die man jenseits des fachwissenschaftlichen Studiums sammelt? Solche Kenntnisse werden doch auch positiv in Unternehmen eingebracht?

Das ist völlig richtig. Solche Qualifikationen werden von Unternehmen in vielen Fällen positiv bewertet. Gleichwohl ist es möglich diese Erfahrungen auch im Studium zu sammeln, etwa in Auslandssemestern wie sie jetzt in Bachelor- oder Masterstudiengängen vorgeschrieben sind.

Wie stehen Sie zu den neuen Abschlüssen solcher Studiengänge?

Im Grundsatz begrüßen wir die neuen Abschlüsse. Doch zum Teil gibt es dort einen Etikettenschwindel, wenn beispielsweise ein Vordiplom einfach zum Bachelor erklärt wird. Wenn die Chancen, die diese neuen Studiengänge bieten, genutzt werden, etwa in Form von Auslandsaufenthalten, fremdsprachigem Unterricht oder Unterrichtsmodulen, begrüßen wir sie ausdrücklich. Entscheidend ist die durch eine Akkreditierung nachgewiesene Qualität der Studiengänge.

Haben Studienabbrecher eine Chance?

Grundsätzlich kann ich nur dafür plädieren, einen Studienabschluss zu erwerben. Es mag in bestimmten Situationen Chancen geben, auch ohne Abschluss einen attraktiven Arbeitsplatz zu finden. In den vergangenen Jahren galt das bestimmt für die IT-Branche. Dort gab es viele, die ohne Abschluss mitten aus dem Studium heraus höchst attraktive Arbeitsplätze besetzen konnten. Das waren oft aber auch die, die bei der folgenden Flaute als erste wieder gehen mussten.

Was ist mit Quereinsteigern etwa aus geisteswissenschaftlichen Fächern?

Absolventen aus solchen Fächern, die als arbeitsmarktfern gelten, bringen oft die Zusatzqualifikationen mit, von denen ich eingangs gesprochen habe. Wer die deutlich nach außen präsentieren kann, hat nach wie vor große Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Bewerber sollten nicht den Eindruck vermitteln, dass sie sich bewerben, weil sie nicht wissen, was sie sonst machen sollen. Wer ein Fach studiert, von dem er selbst überzeugt ist, wird später auch einen Arbeitgeber von sich überzeugen können.

Welche Rolle spielt das Alter?

Jung zu sein wird nach wie vor von vielen Unternehmen als Pluspunkt gewertet. Junge Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie mit Bewerbern aus aller Welt konkurrieren und dass Absolventen in vielen Ländern jünger sind als hierzulande. Wer aber zeigen kann, dass er zielstrebig studiert und darüber hinaus weitere Qualifikationen erworben hat, das er im Unternehmen positiv einbringen kann, ist gegenüber anderen Bewerbern wettbewerbsfähig.

Das Gespräch führte Roland Koch.

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