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Berlin: Im Westen was Neues

In Charlottenburg eröffnet heute das schicke „Cascade“ – eine Konkurrenz für Clubs wie das 90 Grad?

Von Nana Heymann

Da schau, japst der Mann vergnügt, den sie alle nur „Sigi“ nennen, und zeigt auf die funkelnden Treppenstufen, die hinab in seinen Club führen. „Goldstaub, fantastisch, oder?!“ Dann drückt Sigi auch schon die Glastür auf, er lächelt noch immer, „so, jetzt komm aber mal rein“. Willkommen in Charlottenburg.

Sigi heißt eigentlich Siegfried Egerer, er ist 30 Jahre alt und war bis August Geschäftsführer in der Diskothek „90 Grad“. Die haben aber einen neuen Chef bekommen, und so hat sich Egerer einen anderen Job gesucht. Seit drei Wochen ist Egerer Macher im „Cascade“-Club, der heute Abend eröffnet wird, mit knapp 1000 geladenen Gästen, viel Champagner und harten Drinks. Ab morgen kann jeder rein.

Seit Tagen wurde ja in der Szene gemunkelt, dass da was passiert im gutbürgerlichen Charlottenburg, im alten West-Berlin: Ein neuer Club macht auf, mit Stil und Elektro-Musik, der immerhin 1,8 Millionen Euro gekostet hat und nicht in der schlechtesten Nachbarschaft liegt.

Das „Cascade“ befindet sich im Keller des Kantdreiecks, gegenüber vom Theater des Westens. Das Kantdreieck ist jenes Hochhaus, das ein Segel auf dem Dach hat. Und weil über eine künstliche Kaskade – direkt neben den vergoldeten Stufen – Wasser hinabplätschert, heißt der Laden, genau, „Cascade“.

Egerer kommt aus Österreich, Wien, er lebt seit vier Jahren in Berlin, hat auch in anderen Clubs gearbeitet. Irgendwann ist ihm aufgefallen, dass „die Clublandschaft im Westen vergessen wurde“. Dabei sei die Nachbarschaft doch ideal: Designerhotels, Luxushotels, all die Bars am Savignyplatz, „warum setzen sich die Leute ’ne halbe Stunde ins Taxi, um zu feiern?“

Junge, gut gelaunte Leute sollen nun in seinen Club gehen, „gern auch in Turnschuhen“, keine steifen Schickimickis jedenfalls, aber auch keine Schulklassen. Der Architekt Werner Lüken, der eineinhalb Jahre den Club gestaltet hat, formuliert es so: „Das ist kein Kindergarten, sondern ein Club für Erwachsene“. Auf Stil und Benehmen achten die Herren an der Tür, übrigens auch bei Barbetrieb; so mancher kennt sie vom „90 Grad“ und vom „Goya“.

Sorgen macht sich Egerer nicht um die Klientel. „Charlottenburger sind wie Wiener: Ein bisschen arrogant, leicht versnobt und bussi-bussi, aber eigentlich eher entspannt.“ Freitag und Sonnabend wird getanzt, an den anderen Tagen wird der hintere Raum unauffällig hinter einer Schiebewand verschwinden; dann ist das „Cascade“ eine klassische Bar. Die Preise: Longdrinks mit Red-Bull 8 Euro; Bier: 3 Euro; die Flasche Champagner: ab 80 Euro.

So weit zu den Fakten. Pikant ist aber nicht nur der Kiez, in dem der Club liegt, sondern eben auch das Publikum, das er ansprechen will. Wie schon das Felix, Soda-Club, 40 Seconds, und eben 90 Grad. Eine Kampfansage an die etablierten Läden?

Im 90 Grad jedenfalls schaut man sehr genau hin, was da auf einmal im Westen passiert. „Neue Clubs leben immer von der Neugier der Nachtschwärmer und ziehen bereits existierenden Clubs einen Anteil der Gäste ab“, meint der Marketingmanager, der sich „Joseph“ nennt, seinen Nachnamen aber nicht verraten will. „Das 90 Grad ist seit 18 Jahren dabei, ich glaube, der älteste Spieler hat die meisten Erfahrungen.“ Spieler. Damit sind die Clubs gemeint. Vier bis fünf können sich in Berlin durchsetzen, meinen Macher von Berliner Diskotheken. Neue Konzepte, neues Design komme nicht immer gut an. Vor einem Jahr hat das „Goya“ (ein selbst ernannter Club für wohlhabende Erwachsene) eine spektakuläre Bruchlandung hingelegt. Ein bisschen Trash scheint in der Stadt immer noch besser anzukommen als Pseudo-Glamour-Partys.

„Ach, einen Krieg will ich auch gar niemandem erklären“, sagt Egerer, als er auf der Tanzfläche hin und her tippt, die aus bunten LED-Leuchten besteht. Eine Bar mit gewissem Anspruch will er betreiben, in der man gern in großen Sitzbereichen plaudert, einen guten Drink nimmt, tanzt. „Ich will einfach was Neues im Westen machen“, sagt er. Und, ja doch, „wir wollen Geld verdienen.“ Es ist nämlich so: Die 1,8 Millionen Euro hat nicht Egerer, sondern „ein Russe“ bezahlt, der bereits in Weißrussland sechs Clubs betreibt. Heute Abend wird auch er in Berlin vorbeischauen, den Namen verrät Egerer nicht. „Ich erkenne ihn“, sagt er, „nur das ist wichtig.“

Der Club „Cascade“ befindet sich in der Fasanenstraße 81, Telefon: 31 80 09 40; www.cascade-club.de. Freitags und samstags Party ab 23 Uhr (an diesem Wochenende: ab 21.30 Uhr); Eintritt zum Club: 10 Euro. An anderen Wochentagen: Barbetrieb ab 19 Uhr (allerdings erst ab Montag).

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