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Einfach schön. Das ist es auch an der Oder in Frankfurt. Doch um den Einfach-Slogan für Brandenburg gibt es Ärger.

© Patrick Pleul/dpa

Imagekampagne der Mark: Neuer Slogan sorgt für Verstimmung in der Brandenburger Landesregierung

Auch Wirtschaftsminister Albrecht Gerber und der Chef-Tourismuswerber Dieter Hütte sind nicht glücklich mit der Brandenburgs neuer Einfach-Kampagne damit.

Wenn in Brandenburg das Regieren einfach wäre: Die neue Image-Kampagne für Brandenburg, deren Slogan „Es kann so einfach sein“ vergangene Woche von der Staatskanzlei bereits offiziell vorgestellt wurde, sorgt für Verstimmungen in der rot-roten Landesregierung. Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es dort Unmut, weil etwa das Wirtschaftsministerium oder auch die Tourismus Mark Brandenburg (TMB) – zuständig für die Vermarktung des Landes als Reiseziel – zuvor nicht einbezogen worden waren.

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) soll über das Management seiner Regierungszentrale verstimmt gewesen sein, bei dem Kabinett, beteiligte Institionen und Ministerien quasi in letzter Minute über den Entwurf der neuen Image-Kampagne informiert worden waren, die rund 1,5 Millionen Euro kostet und im Mai starten soll. Ein erster Image-Film – der renommierten Agentur Scholz & Friends – mit Berlin als Moloch in düsteren Schwarz-Weiß-Szenen, Brandenburg als farbenfrohes Land dagegengeschnitten, sei im Kabinett durchgefallen, heißt es.

Dazu passte der Auftritt von Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) und TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zur jüngsten Tourimusbilanz. Zwar betonte Gerber, dass das Land „relativ unbekannt“ sei und „eine solche Image-Kampagne“ brauche. „Der Tourismus hat mit seinem Markenprozess und seiner klaren Kommunikationsstrategie vorgemacht, wie das geht.“ Aber weder Gerber noch Hütte wollten sich äußern, wie sie den Einfach-Slogan finden. Und auch nicht, wie die Abstimmung gelaufen sei. „Ich bin nicht der Regierungssprecher“, sagte Gerber. Zudem sei die Kampagne „ja erst am Beginn eines Anfangs“. Er sei auf das Gesamttableau gespannt. „Es ist ein Arbeitsstand“, sagte Hütte. „Ich gehe davon aus, dass Anpassungen machbar sind. “

Gäste geben in Brandenburg jährlich 6,1 Milliarden Euro aus

Um Gäste wirbt Brandenburg jedenfalls seit Jahren stabil erfolgreich, mit diesem Slogan: „Das Weite liegt so nah.“ Für 2017 konnten – wie in allen Jahren vorher – neuen Rekorde verkündet werden, mit 13,1 Millionen Übernachtungen und 4,9 Millionen Gästen. „Erstmals wurde die 13-Millionen-Marke geknackt“, sagte Gerber. Und das, so erinnerte Hütte, obwohl der Sommer verregnet gewesen sei. „Wir haben den Stresstest bestanden.“

Die beliebtesten Reiseziele waren bei den Übernachtungen das Seenland Oder–Spree (2,2 Millionen), gefolgt vom Spreewald (1,8 Millionen) und dem Ruppiner Seenland (1,5 Millionen) und dem Fläming. Potsdam folgt auf dem vierten Rang (1,17 Millionen). Spitzenreiter bei den Gästen ist der Spreewald (733.000). Es sind vor allem Deutsche, die Urlaub in Brandenburg machen. Der Anteil der Gäste aus dem Ausland lag wie 2016 bei 8,8 Prozent, wobei weniger Besucher aus Polen – Gerber nannte die politische Lage im Nachbarland als einen Grund – und den Niederlanden kamen.

Und nach einer neuen Studie des Beratungsunternehmens DIW Econ ist die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus größer als bekannt. Danach geben Gäste in Brandenburg jährlich 6,1 Milliarden Euro aus. An der Bruttowertschöpfung hat der Tourismus einen Anteil von 4,2 Prozent – fast vier Mal so viel wie die Landwirtschaft. Vom Tourismus hängen 81 900 direkte Jobs ab, was einem Anteil von 7,6 Prozent entspricht. Damit liegt die Branche auf dem vierten Platz hinter Gesundheits- und Sozialwesen, verarbeitendem Gewerbe und Bauwirtschaft. Allerdings sind auch viele saisonale und gering bezahlte Jobs darunter.

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