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"Ich werde strenger kontrolliert als Du vor Berliner Clubs". Die Berliner Wasserbetriebe wollen mit einer Kampagne über die Qualität des Trinkwassers informieren.

© Lukas Schulze/dpa

Imagekampagne der Wasserbetriebe: Berliner Leitungswasser soll attraktiver werden

Nach Müll und öffentlichem Nahverkehr jetzt also Wasser: Mit einer jugendlichen Imagekampagne wollen die Berliner Wasserbetriebe ihr Produkt ins Gespräch bringen.

"Ich werde strenger kontrolliert als Du vor Berliner Clubs" ist seit vergangener Woche auf Plakaten in der ganzen Stadt zu lesen. Gemeint ist das Wasser, das jeden Tag aus dem Hahn kommt. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) wollen die Öffentlichkeit darüber informieren, welchen Weg das Wasser zurücklegt, bevor es getrunken werden kann, und was die Wasserbetriebe damit zu tun haben. Damit soll das Alltagsprodukt attraktiver werden. Ähnliche Marketingaktionen starteten zuvor schon die Berliner Stadtreinigung mit "We kehr for you" und die Verkehrsbetriebe mit "Weil wir dich lieben".

Dass der Ruf des Berliner Trinkwassers besonders schlecht ist, meinen die Wasserbetriebe nicht. Doch der normale Berliner wisse nicht viel über das Wasser, das er täglich benutzt. "Es kommt einfach aus der Wand", sagt Stephan Natz, Pressesprecher der BWB. Die Berliner sollten durch die Kampagne erfahren, dass aus ihren Wasserhähnen "ein regionales Produkt in Superqualität und ohne Chemie" fließt. Und warum das so ist, liege eben an den Wasserbetrieben. "Wir kontrollieren, ob die Qualität des Trinkwassers den Ansprüchen der Bürger genügt", sagt Uta Böckelmann, die das Labor der BWB in Jungfernheide leitet. Die Mitarbeiter untersuchen jedes Jahr 21.000 Trinkwasserproben aus Wohnhäusern, Pumpwerken und Grundwasserbrunnen. Sie überprüfen aber nicht nur das Trinkwasser. Auch das Abwasser und das, was aus dem Klärwerk herausfließt, wird regelmäßig kontrolliert. Finden die Mitarbeiter krankmachende Bakterien oder andere Auffälligkeiten, schlägt die "Trinkwasserschutzpolizei" sofort Alarm. Das Labor informiert das Gesundheitsamt und gemeinsam wird nach der Ursache für die Verunreinigungen geforscht. "Das Wasser darf erst wieder getrunken werden, wenn wir ganz sicher sind, dass es sauber ist", sagt Böckelmann. Sie will zeigen: "Wir kümmern uns und arbeiten vorausschauend, um eine hohe Qualität des Berliner Leitungswassers zu garantieren." Die Grenzwerte für coliforme Bakterien, also menschliche oder tierische Fäkalbakterien, sind so streng, dass kein einziges Bakterium im Trinkwasser vorhanden sein darf. "Könnten wir das nicht garantieren, müssten wir das Wasser chloren", erklärt Böckelmann.

Mit einer jugendlichen Imagekampagne wollen die Berliner Wasserbetriebe ihr Produkt attraktiver machen.
Mit einer jugendlichen Imagekampagne wollen die Berliner Wasserbetriebe ihr Produkt attraktiver machen.

© Plakat: Berliner Wasserbetriebe

Die hormonelle Belastung ist kein Thema mehr - Blei hingegen schon

Und was findet sich so im Trinkwasser? Vor allem Rückstände von Medikamenten, besonders von Schmerz- und blutdrucksenkenden Mitteln. Aber auch Spuren von Drogen und Pestiziden seien immer wieder vorhanden. Hormonelle Belastung ist hingegen kein Thema mehr – hier ist die Trinkwasserreinigung besser geworden. Für die meisten Stoffe gibt es statt einem Grenzwert einen gesundheitlichen Orientierungswert. "Der ist so angesetzt, dass selbst die zehnfache Überschreitung noch nicht gesundheitsschädlich ist", sagt Böckelmann. Sie gibt deshalb Entwarnung: Vieles sei nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick wirke. Auch Sulfat, dessen Grenzwerte immer wieder Thema sind, ist nicht gesundheitsschädlich. Aber er greift die Anlagen an, deshalb liegt sein Grenzwert bei 250 Milligramm pro Liter Trinkwasser. Derzeit liegt der Sulfatwert des Berliner Trinkwassers mit etwa 200 Milligramm pro Liter aber weit unter dieser Grenze. Bedenklicher ist hingegen Blei, mit dem das Wasser aufgrund der alten Bleirohre oft belastet ist: Es kann die Blutbildung und Intelligenzentwicklung von Ungeborenen und Kleinkindern beeinträchtigen. Deshalb bietet die BWB für alle Schwangeren und Familien mit Kinder unter einem Jahr eine kostenlose Überprüfung des Trinkwassers an. Proben können im Labor in der Jungfernheide oder auch in der Zentralstelle der BWB in der Jüdenstraße 1 in Mitte abgegeben werden.

So funktioniert die biologische Wasserreinigung

Gereinigt wird das Berliner Wasser ausschließlich biologisch: durch Mikroorganismen und den natürlich Bodenfilter. Im Klärwerk passiert das Abwasser zuerst einen Rechen, der grobe Rückstände herausfischt. Danach wird das Wasser beruhigt, schwere Stoffe wie zum Beispiel Sand senken sich ab. Im Belebungsbecken, das sich anschließt, verarbeiten Mikroorganismen das Wasser und holen die Trübstoffe heraus. "Jedes dieser kleinen Tierchen hat ganz besonderen Appetit auf etwas, was wir eklig finden", erklärt Stephan Natz. Danach sieht das Wasser schon wieder klar und appetitlich aus, ist aber noch nicht wirklich sauber. Dazu muss es erst wieder an die Natur zurückgegeben werden. Es wird in fließende Gewässer gespeist und dort weiter verdünnt und durch die Selbstreinigungskräfte der Gewässer weiter gereinigt.

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