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Berlin: Immer weniger junge Migranten finden Lehrstellen Schlechte Schulabschlüsse erschweren Ausbildung Auch türkische Firmen stellen lieber Deutsche ein

In französischen Städten entlädt sich der Frust über Arbeits- und Perspektivlosigkeit der jugendlichen Migranten in schweren Krawallen. Auch in Berlin fällt es Jugendlichen mit Migrationshintergrund immer schwerer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

In französischen Städten entlädt sich der Frust über Arbeits- und Perspektivlosigkeit der jugendlichen Migranten in schweren Krawallen. Auch in Berlin fällt es Jugendlichen mit Migrationshintergrund immer schwerer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Während die Arbeitslosenquote bei unter 25-Jährigen allgemein bei knapp 20 Prozent liegt, beträgt sie bei Migranten gut 40 Prozent – und das seit Jahren. Im vergangenen Jahr belief sich der Anteil der nichtdeutschen Auszubildenden lediglich auf 4,9 Prozent; dabei stellen Ausländer 13 Prozent dieser Altersgruppe. Heidi Gellhardt von Kumulus, einem Projekt zur Ausbildungsförderung von jugendlichen Migranten, geht davon aus, dass sich deren Anteil bei den Auszubildenden in den vergangenen zehn Jahren ungefähr halbiert hat.

Das Problem ist seit Jahren erkannt, wirkungsvolle Gegenstrategien wurden nicht entwickelt, denn die Arbeitslosigkeit ist allgemein gestiegen. „Zaubern können wir bei diesem Arbeitsmarkt nicht“, sagt Christoph Lang, Sprecher der Senatsarbeitsverwaltung. Die Ursachen für das überproportionale Scheitern bei der Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt führen Fachleute vor allem darauf zurück, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund – selbst wenn sie einen deutschen Pass haben – öfter die Schule entweder mit überhaupt keinem oder einem schlechten Abschluss verlassen und vielfach nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Für Heidi Gellhardt von der Beratungsstelle Kumulus betrifft das Problem nicht nur die jungen Migranten: Auch ihre Eltern würden vom Arbeitsmarkt verdrängt. Deutsche übernähmen inzwischen schlecht bezahlte Jobs – etwa im Reinigungsgewerbe, bei Saisonarbeit oder in Gaststätten, früher klassische Tätigkeitsfelder von Zuwanderern. Wenn schon die Eltern arbeitslos sind, hätten viele Jugendliche „keinen Bezug mehr zum Arbeitsmarkt“, sagt Gellhardt.

„Am besten helfen wir den Migranten, wenn wir bei der Sprachförderung in den Kitas ansetzen“, sagt Christoph Lang, Sprecher der Senatsarbeitsverwaltung. Da sei der Senat mit dem kostenfreien letzten Kita-Jahr auf dem richtigen Weg. Den heute arbeitslosen Jugendlichen ist damit aber nicht mehr geholfen; ihnen bleiben Angebote zur Weiterbildung, die sich zwar nicht ausschließlich an Migranten richten, aber dennoch die Jugendlichen zusätzlich qualifizieren und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Dies kann auch über Ein-Euro-Jobs geschehen. Die Bedürfnisse der Zielgruppe sollen die Job-Center bei der Vergabe der Mini-Jobs berücksichtigen und diese mit Sprachförderung verbinden, sagt Olaf Möller von der Regionaldirektion für Arbeit.

Ein anderer Ansatz ist es, von Migranten geführte, vor allem türkische Unternehmen zu ermutigen, Jugendliche auszubilden. Denn das tun bislang nur wenige, im Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) etwa 80 der insgesamt 5400 türkischen Betriebe. Und diese wenigen Ausbilder suchen auch nicht unbedingt türkische Jugendliche. „Manche der Betriebe stellen lieber deutsche Bewerber ein, weil die bessere Voraussetzungen mitbringen“, heißt es bei der IHK. Dennoch wollen die Kammern die Bemühungen vorantreiben. So hat die Handwerkskammer nach Angaben ihres Geschäftsführers Ulrich Wiegand eine Initiative mit türkischen Verbänden gestartet. Zum Jahresende werde man die Ergebnisse sehen. „Wir sind da guten Mutes“, sagt Wiegand.

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