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Berlin: Immer wieder rasen die Feuerwehren umsonst zum Hyatt Hotel, an manchen Tagen sogar mehrmals

Wenn Feueralarm aus dem Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz kommt, atmen die Feuerwehrleute erst einmal durch - kein Adrenalinstoß. Rund 20 Einsätze pro Monat waren es im letzten Quartal des vergangenen Jahres, alle aufgrund eines Fehlalarms.

Wenn Feueralarm aus dem Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz kommt, atmen die Feuerwehrleute erst einmal durch - kein Adrenalinstoß. Rund 20 Einsätze pro Monat waren es im letzten Quartal des vergangenen Jahres, alle aufgrund eines Fehlalarms. Die Segnung der modernen Technik wird hier zum Fluch: Überempfindliche Rauchdetektoren schlagen an, wenn ein Gast beispielsweise die moderne Dampfdusche benutzt. Der Alarm wird zur Feuerwehr weitergeleitet, und die rückt mit einem Löschzug aus - auf Kosten des Steuerzahlers.

Seit der Eröffnung des Hotels seien die Fälle zwar um 90 Prozent zurückgegangen, sagt Fred Hürst, Generaldirektor des Hyatt-Hotels. "Aber das sind immer noch zuviel." Das Problem seien überempfindliche Rauchdetektoren, die müssten nachgerüstet, beziehungsweise neu eingestellt werden. Die Anlage sei nicht zu klein: "Wir haben eine enorme Zahl von Rauchmeldern", sagt der Manager. Als Beispiel für Überempfindlichkeit nennt ein Sprecher von Daimler-Chrysler Immobilien die Hotel-Bar: "Ihre Detektoren tolerieren Zigarettenrauch. Qualmt aber jemand eine Zigarre, ist das so, als wenn ein Papierkorb brennt - die Melder schlagen dann womöglich an."

"Es kommt darauf an, wie die Anlage projektiert ist", bestätigt ein Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz bei der Berliner Feuerwehr. Bei "intelligenter Meldetechnik", bei der verschiedene Rauchdetektoren miteinander verknüpft seien, werde erst Alarm ausgelöst, wenn mehrere Detektoren Rauch registrierten und die Entwicklung über längere Zeit anhalte. Zudem müssen die Melder in ihrer Empfindlichkeit der Nutzung eines Raums angepasst werden. Eine Küche erfordert weniger empfindlich eingestellte Melder, als ein Schlafzimmer. "Komplizierte Technik, die bis zu 30 Prozent mehr kostet als herkömmliche Anlagen", schätzt der Sachverständige ein. Eine Ausgabe, die viele Bauherren nach seinen Angaben scheuen. Beim Hyatt-Hotel und Daimler-Chrisler Immobilien ist man deshalb dabei, die bestehende Anlage aufzurüsten. Dass es in dem ganzen Gebäudekomplex an manchen Tagen mehrere Einsätze gab, wird von einem Sprecher der Immobiliengesellschaft bestätigt.

Die Berliner Feuerwehr ist unzufrieden. Von über 200 000 Einsätzen im Jahr 1998 stellten sich 50 240 als Fehlalarm heraus: Aus gutem Glauben, aufgrund technischer Defekte oder Systemfehler oder aus böswilliger Absicht, wie ein Feuerwehrsprecher erläutert. Ein einziger Löschzug, bestehend aus zwei Löschfahrzeugen, einer Drehleiter und einem Rettungsfahrzeug, kostet pro Einsatz rund 1000 Mark. Je nach Größe des Komplexes müssen mehrere Löschzüge ausrücken. Dadurch entstünden nicht nur hohe Kosten für den Steuerzahler. Bei der Feuerwehr ist man auch erbost darüber, dass auf diese Weise Personal gebunden wird, das nicht mehr an anderer Stelle einsetzbar ist. Zudem sinkt bei den Einsatzteams die Motivation, wenn sie zum dritten Mal an einem Tag zu demselben Gebäudekomplex gerufen werden - jedesmal aufgrund falschen Alarms.

In anderen Bundesländern geht man laut Feuerwehr mit den Kosten für solche Einsätze anders um: Nach einer bestimmte Zeit muss die Anlage funktionieren. Muss danach die Feuerwehr immer noch ausrücken, weil eine Meldeanlage defekt oder falsch eingestellt ist, werden die Kosten dem Hausbesitzer in Rechnung gestellt. "Das bewegt manche, von vornherein mehr in die Anlagen zu investieren", weiß der Sachverständige für vorbeugenden Brandschutz. Im Hyatt-Hotel will man mit einer weitere Regelung zur Lösung des Problems beitragen: "Ein hauseigenes Team soll etwa 90 Sekunden Zeit bekommen, um die Ursache zu ermitteln. Erst dann wird der Alarm zur Feuerwehr durchgeleitet."

Raoul Fischer

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