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Beschauliches Städtchen im Havelland: In Falkensee wohnt einer der Hauptverdächtigen der "Vereinten Patrioten".

© imago/Steinach

Update

Impfgegner, Reichsbürger, Terrorist?: Was über den Mann bekannt ist, der offenbar Lauterbach entführen wollte

Die „Vereinten Patrioten“ sollen Anschläge und die Entführung von Karl Lauterbach geplant haben: Einer der Hauptverdächtigen kommt aus Falkensee in Brandenburg.

Von Sandra Dassler

Es ist ein ganz normales Einfamilienhaus in Falkensee: idyllisch gelegen, mit Vorgarten und Zaun. Einzige Besonderheit, die ein Kamerateam des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB) am Donnerstag entdecken konnte, war der plakative Aufkleber am Briefkasten: „Ich lasse mich nicht impfen!“.

Hier wohnt Sven Georg B., einer von vier Verdächtigen, die am Donnerstag im Zuge einer Razzia in neun Bundesländern gegen Mitglieder der Gruppierung „Vereinte Patrioten“ festgenommen wurden. Die Gruppierung besteht aus mehreren Telegram-Chatcliquen, die den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entführen wollten und Sprengstoffanschläge planten.

Laut Informationen des Tagesspiegels handelt es sich bei Sven Georg B. um einen 54-jährigen Finanzberater, der als radikaler Impfgegner gilt und der Reichsbürgerszene angehören soll. In seinem Einfamilienhaus in Falkensee sollen ein russisches Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow und eine SS-Uniform gefunden worden sein.

Möglicherweise ist B. sogar einer der Rädelsführer der Gruppierung „Vereinte Patrioten“, jedenfalls soll er auch Treffen jenseits der virtuellen Kommunikation organisiert haben. Gegen ihn wurde wie gegen weitere Männer Haftbefehl wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen.

Ziel der Gruppe war es nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, nach einem durch sie herbeigeführten Systemsturz eine „verfassunggebende Versammlung“ in Berlin mit 761 Mitgliedern einzuberufen, die Deutschland eine neue Ordnung geben sollte.

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Nach Informationen der „B.Z.“ lebt B. relativ unauffällig mit seiner Frau in Falkensee. Das Paar habe zwei erwachsene Kinder, die Ehefrau war laut einer Nachbarin „völlig fassungslos und ahnungslos und nach der Durchsuchung stand sie unter Schock“. Die Nachbarn wollen nur gewusst haben, dass B. Impfgegner ist. Er gebe sich aber stets seriös „und fast schon spießig“, deshalb habe niemand daran gedacht, dass er etwas mit Terrorismus zu tun habe.

Laut RBB soll B. die Pläne der Gruppierung vorangetrieben und auch - Geld, offenbar für Waffenkäufe, besorgt haben. An diesem Punkt haben Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer zufolge die Ermittler eingegriffen. Spätestens da sei klar gewesen, dass man es nicht nur mit Spinnern zu tun habe, sondern mit gefährlichen Straftätern, die ihre Pläne auch umsetzen wollten.

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