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So lange her, so lang noch hin: Der Tagesspiegel startet eine neue Rubrik - "BER ups and downs".

© Tsp

In 731 Tagen eröffnet der BER: Ein Großbauprojekt, das 632 Jahre dauerte

Der Tagesspiegel startet eine neue Rubrik: Ein BER-Count-Down und Count-Up im Berlin Teil, zwei Jahre vor der Eröffnung. Denn es fällt doch auf, dass große Bauvorhaben gerade in Deutschland etwas länger dauern - man nehme nur den Kölner Dom. Eine Glosse.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Liebe Leserinnen und Leser,

ab heute gibt es eine neue Rubrik im gedruckten Tagesspiegel: Jeden Tag werden auf der ersten Seite des Berlin-Teils zwei Zahlen stehen, die eine wird größer, die andere hoffentlich kleiner. Die eine, das ist der BER-Count-Up, also die Tage seit der geplatzten Eröffnung am 3. Juni 2012. Sie kennen diese Zahl vielleicht aus unserem Berlin-Newsletter "Checkpoint". Aktuell steht sie bei 1307. Die andere sind die Tage bis zur geplanten Eröffnung. Dafür gibt es zwar noch keinen genauen Termin, aber zumindest die Angabe "Viertes Quartal 2017", also nehmen wir mal großzügig den 31.Dezember an, heute in zwei Jahren. Aktuell lautet diese Zahl übrigens 731. Und so lange wir warten, hat sich Ulrich Zawatka-Gerlach schonmal ein paar Gedanken über die Geduld gemacht, die Großbauprojekte offenbar einfach erfordern.

Beim Kölner Dom gab’s auch ein paar Probleme, die dazu führten, dass der sakrale Nutzbau ein bisschen später fertig wurde. 1248 wurde der erste Stein gesetzt, 1530 ein Baustopp verhängt und 1880 war das gute Stück endlich fertig. Zwischenzeitlich wurde sogar der Abriss erwogen und ständig dieses Gemecker über die hohen Kosten! In voller Pracht fanden das Gotteshaus natürlich alle schön, auch heute noch. So ist das nun mal, man muss nur einen langen Atem haben.

Beim Flughafen BER wird es nicht viel anders sein. Sobald auf Null heruntergezählt ist, werden wir uns an den Terminals drängeln und im Chor ein „oh, wie schön!“ singen. Die Brandschutzanlage wird leise summen und das Gemecker über die hohen Kosten im Laufe des nächsten Jahrhunderts verstummen – im neuen Dom der Luftfahrt in Schönefeld. Bis dahin dürfen wir aber noch spekulieren, wann der profane Nutzbau tatsächlich eröffnet wird. Der zwischenzeitlich erwogene Abriss scheint abgewendet, aber man weiß ja nie.

In China brauchte ein 30-stöckiges Hotel nur zwei Wochen

Trotz aller Vorfreude über eine mögliche BER-Eröffnung sei die Frage erlaubt, warum die deutsche Baukultur manchmal so seltsame Blüten treibt. Die Cheops-Pyramide in Gizeh, aufgestapelt aus 2,5 Millionen Kalksandsteinen, wurde nämlich in der Rekordzeit von zwei Jahrzehnten bezugsfertig hergerichtet. Wenn auch ohne Brandschutz, der dem Pharao im Reich der Toten nicht viel geholfen hätte. Und das chinesische Bauunternehmen BSB hat in der Provinz Hunan vor drei Jahren ein 30-stöckiges Hotel binnen zwei Wochen in die Höhe getrieben. Mit allem drum und dran. Da hätten wir uns mit der Stoppuhr daneben stellen können. Aber der Hauptstadt-Flughafen ist nun mal kein Panda-BER.

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