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Berlin: In der Britzer Hufeisensiedlung beginnt die Privatisierung - Gehag will nur an Mieter verkaufen

Das Wohnungsunternehmen Gehag hat nun bekannt gegeben, welche Häuser in der Britzer Hufeisensiedlung den Mietern zum Verkauf angeboten werden sollen. Nach Angaben von Gehag-Sprecher Henryk Tabaczynski handelt es sich bei der ersten Tranche um 101 Reihenhäuser mit 80 bis 90 Quadratmetern Wohnfläche in der Paster-Behrens-Straße und in der Miningstraße.

Das Wohnungsunternehmen Gehag hat nun bekannt gegeben, welche Häuser in der Britzer Hufeisensiedlung den Mietern zum Verkauf angeboten werden sollen. Nach Angaben von Gehag-Sprecher Henryk Tabaczynski handelt es sich bei der ersten Tranche um 101 Reihenhäuser mit 80 bis 90 Quadratmetern Wohnfläche in der Paster-Behrens-Straße und in der Miningstraße. Den Mietern werde zu dem Angebot Anfang Februar ein Info-Brief geschickt, sagte Tabaczynski. Wie viel die Reihenhäuser kosten sollen, wollte er nicht sagen. Möglicherweise würden weitere Häuser verkauft, wenn das erste Angebot gut ankomme.

Tabaczynski betonte, dass die Gehag nur an Mieter verkaufen wolle. "Es ist Absicht des Hauses, derzeit nicht an Kapitalanleger zu veräußern". Wer nicht kaufen wolle, bleibe Mieter. Gerüchte über die Verkaufsangebote hatten in den vergangenen Monaten viele Bewohner beunruhigt. Sie hatten der Gehag mangelnde Information vorgeworfen. Eine neu gegründete Mieterinitiative erwartet auf einem Treffen am Freitag Aufklärung vom Gehag-Vorstand.

Zur von 1925 bis 1931 nach Plänen von Bruno Taut an der Fritz-Reuter-Allee erbauten Hufeisensiedlung gehören 1027 Wohnungen. 1998 verkaufte der Senat zwei Drittel der Gehag an die Rinteln-Stadthagener Eisenbahn AG. Nun ist ein weiterer Verkauf der Anteile an die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG im Gespräch. Ob die Häuser der Hufeisensiedlung auch nach einem erneuten Eigentümerwechsel, nur an Mieter verkauft würden, wäre in diesem Fall Entscheidung der Gesellschafter, sagte Tabaczynski. Man könne aber "davon ausgehen".

Diese Zusage sei "nicht einklagbar" und damit nichts wert, kritisiert der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter. Seiner Einschätzung nach seien Mieter von Reihenhäuschen im Besitz öffentlicher Wohnungsgesellschaften meist am Kauf interessiert, zumal diese in der Regel relativ günstig angeboten würden. "Gleichwohl gibt es Leute, die nicht kaufen können". Deren Rechte gelte es zu schützen. Ein Wohnungsunternehmen kaufe nicht ohne Hintergedanken. Es verspreche sich entweder steuerliche Vorteile, plane, die Mieten zu erhöhen, oder teurer weiterzuverkaufen, sagte Vetter.

In diese Richtung gehen auch die Befürchtungen der Mieterinitiative: "Wer kauft, wenn ich nicht kaufen kann?", fragt sich Mitglied Christel Folger. "Und wie bin ich abgesichert als Mieter?" Folger spricht von einer "allgemeinen Verunsicherung" in der Hufeisensiedlung. "Es kursieren tausend Geschichten", sagt sie. Auch über den Kaufpreis gibt es Gerüchte: Zwischen 220 000 und 430 000 Mark pro Reihenhaus soll er liegen, lauten die unbestätigten Angaben. Hintergrund der Verkäufe ist eine Entscheidung des Senats von 1994, wonach auch im Westen der Stadt ein Teil des Bestandes öffentlicher Wohnungsgesellschaft privatisiert werden sollte.

Die Hufeisensiedlung ist unter dem damaligen Stadtbaurat Martin Wagner entstanden. Ihren Namen erhielt sie durch einen hufeisenförmigen Häuserring. Die Anlage gilt als Beispiel für das "Neue Bauen" der 20er Jahre. Damals sollten die Wohnungsnot behoben und soziale Belange berücksichtigt werden.

Tobias Arbinger

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