zum Hauptinhalt
U-Bahnfahren in Berlin ist immer ein Erlebnis. Manchmal eines, das man nicht haben will.

© dpa

In der U-Bahn: Kontrolle und Karma

Wie es ist, in Berlin ein eigenes U-Bahn-Ticket zu haben und trotzdem Schwarzfahrer zu sein. Über die alltägliche Härteprobe im öffentlichen Nahverkehr.

Mittwochabend um kurz nach acht Uhr abends in der U 8 Richtung Alex. Vier Kontrolleure steigen zu. Bereitwillig zeige ich einem meine Umweltkarte, doch zum ersten Mal nach einem halben Dutzend Kontrollen ist das nicht genug. "Die Trägerkarte", sagt er in einem pampigen Ton. Ich erkläre, dass ich leider nicht weiß was das ist, zeige Journalistenausweis und den Tagesspiegel-Hausausweis. "Ohne die dazugehörige Trägerkarte geht nix", kriege ich zu hören, zur Verstärkung kommt ein zweiter Kontrolleur dazu. Gefahr im Verzug.

Meine Freundin sagt, dass sie mich auf ihrer Monatskarte mitnehmen kann, doch das lehnt der Kontrolleur rundweg ab, das gehe jetzt nicht mehr. Trotz doppelter Ticket-Gelegenheit bin ich nun Schwarzfahrer, Wut steigt in mir hoch. "Machen Sie, was Sie wollen, aber denken Sie immer an ihr Karma", sage ich und teile Namen und Anschrift mit. An der Jannowitzbrücke steigen wir alle aus.

"Wenn sie mich bedrohen, mit diesem Karma - das muss ich mir nicht bieten lassen", sagt der Kontrolleur. Ich stutze. "Genau, trag ein, dass der Kunde nicht kooperativ ist und etwas von einem so genannten Karma erzählt", pflichtet sein Kollege ihm bei. "Wissen Sie, was das ist?", frage ich, während der eine "ich trag das ein, ich trag das jetzt ein", vor sich hinbrabbelt. Verabschiedet habe ich mich am Ende nicht, ganz unhöflich. Hoffentlich ist das nicht schlecht für mein eigenes Karma.

Zur Startseite