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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil beim Interview in seinem Büro mit Cordula Eubel (links) und Georg Ismar (rechts).

© Thilo Rückeis

In der Werkstatt der Neugier: Wie entstehen eigentlich Interview, Reportage, Newsletter ...?

Wie unterbricht man Wolfgang Schäuble? Wie gewinnt man das Vertrauen eines Alkoholikers? Wie fährt man eine Homepage? Die Redaktion berichtet über ihre Arbeit.

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Wenn Gerhard Schröder frotzelt, die Bilder aus Moria berühren, Kinder Fragen stellen oder man plötzlich digitale Briefe schreibt - dann sind wir mitten im Alltag von Journalistinnen und Journalisten. Hier erzählen sie von ihrer Arbeit, dem Handwerk und der kreativen Freiheit, Herausforderungen und Kuriositäten. Und einer Rubrik, die eigentlich gar nicht in ein schnelles Medium passt. Aber viele Menschen berührt.

Es gilt das gesprochene Wort - teilweise. So entsteht ein politisches Interview

Georg Ismar, Leiter des Hauptstadtbüros des Tagesspiegel, erzählt, wie ein politisches Interview entsteht.

Ein Helfer, geschützt mit Maske und schwarzen Handschuhen, versprüht reichlich Desinfektionsspray auf dem Tisch des bayerischen Ministerpräsidenten, wischt kräftig drüber und verschwindet nach rechts aus dem Bild. Von links tritt herbei: Markus Söder mit blau-weißer Bayernmaske. Er nimmt sie ab: „Guten Tag, die Herren!“

In Corona-Zeiten sind unsere großen wöchentlichen Politiker-Interviews für den Tagesspiegel am Sonntag etwas komplizierter geworden. Meist von Bildschirm zu Bildschirm, per Video, erst so langsam sind auch wieder persönliche Interviews möglich, bei denen man besser nachhaken kann. Dass Söder früher selbst Journalist war und die Wirkung von Inszenierungen genau kennt, stellt er hier mal wieder unter Beweis. Später sagt er dann im Interview einen Satz, der tagelang rauf- und runterzitiert wird, denn er wird als Spitze gegen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen verstanden: „Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen.“

Das Interview war schon vor Corona geplant, in München – aber dann war Söder damals unpässlich. Auch für die Planung des Tagesspiegels ist in Corona-Zeiten einiges anders. So war lange ein Interview mit Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren geplant, Schröders Vater war damals in Rumänien gefallen. Im Mai klappte es nur via Skype, Schröder berichtete von seinen Kochqualitäten und der in Hannover aufgebauten „Muckibude“ – und fragte scherzend, warum sein Parteifreund, SPD-Ministerpräsident Stephan Weil, denn nicht wenigstens das Golfen an der frischen Luft erlaube.

Georg Ismar leitet das Hauptstadtbüro des Tagesspiegel.
Georg Ismar.

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

Eine besondere technische Herausforderung war auch das Gespräch mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), er wollte es per Telefon führen. Der Kollege Robert Birnbaum und ich saßen gegenüber an zwei Leitungen, es gab viel Hall. Am Ende blieb vor allem Schäubles Warnung, nicht alles dem Corona-Schutz unterzuordnen: „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig.“

Bei Schäuble ist übrigens das Problem, dass er minutenlange Monologe führen kann und schwer zu unterbrechen ist – viele Fragen lassen sich daher erst nachträglich in das Interview einbauen. Dafür ließ er den Wortlaut fast komplett unverändert, während andere Politiker bei der in Deutschland leider üblichen Autorisierung vieles so entschärfen und umschreiben, dass ein Interview manchmal komplett entkernt wird.

Das ist oft auch der Sorge geschuldet, dass schnell etwas stark verkürzt oder aus dem Zusammenhang gerissen wird. Besonders schwierig war die Autorisierung eines Interviews mit der damaligen FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In der Regel erstellen wir Wochen im Voraus Pläne, neben den klassischen Politiker-Interviews versuchen wir auch andere Gesprächspartner zu finden – Virologen etwa mit fachlichen Einordnungen zur Pandemie. Zu den Interviews werden die zentralen Aussagen auch an die Nachrichtenagenturen gegeben, damit sie von anderen Medien aufgegriffen werden, nicht selten werden wir damit in Tagesschau und Deutschlandfunk zitiert.

Zitate-Rankings und Exklusivmeldungen sollten keinen zu hohen Stellenwert einnehmen, sind aber wichtig für die Steigerung von Reichweiten – und die Sonntags-Interviews genießen ein hohes Renommee.

Wie sehr Politiker getrieben sind vom ständigen Reagieren- und Vorkommen-Müssen, zeigte unser Interview im vergangenen Oktober mit CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie war gerade zurück von einer Auslandsreise, es gab erste Nachrichten von einem versuchten Anschlag auf die jüdische Synagoge in Halle, die Lage war unübersichtlich.

Losgekoppelt vom eigentlichen Interview wollte sie eine erste Reaktion sofort loswerden, wir gaben ihre Aussagen an die Agenturen weiter: „Ein solcher Angriff am höchsten jüdischen Feiertag ist ein Alarmzeichen, das niemanden in Deutschland unberührt lassen kann“, hatte sich Kramp-Karrenbauer auf einen Zettel aufgeschrieben. Das wurde bis in den späten Abend zitiert und löste Entrüstung in den sozialen Netzwerken aus. Inzwischen hatten sich die Anzeichen für ein rechtsextremes Attentat verdichtet – da war die Einstufung als „Alarmzeichen“ eindeutig zu wenig.

Nicht auszudenken. So entsteht eine Reportage

Maris Hubschmid ist stellvertretende Leiterin des neu gegründeten Ressorts Story – und findet nichts so spannend wie die Leben anderer Leute.
Maris Hubschmid ist stellvertretende Leiterin des neu gegründeten Ressorts Story – und findet nichts so spannend wie die Leben anderer Leute.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Maris Hubschmid ist stellvertretende Leiterin des neu gegründeten Ressorts Story – und findet nichts so spannend wie die Leben anderer Leute.

Zu den wunderbaren Seiten des Reporterinseins gehört, dass man von Berufs wegen neugierig sein darf. An fremde Türen klopfen, sich auf fremder Leute Stühle setzen, indiskrete Fragen stellen.
In meiner Nachbarschaft gibt es ein Herrenwohnheim. Dessen Bewohner waren mir aufgefallen. Reinzugehen traute ich mich erst in der Rolle der Journalistin: Guten Tag, ich interessiere mich für … Welch Privileg! Ich hatte keine Ahnung, wie einzigartig der Kosmos ist. Die Männer, allesamt Alkoholiker, waren obdachlos, ehe sie dort hinkamen. Sie gelten als austherapiert, viele überfordert die bloße Frage, wie viele Entzüge sie gemacht haben. Weil man ihnen die Kraft abspricht, gegen ihr Verlangen anzukämpfen, dürfen sie tun, wonach sie am meisten dürsten – trinken.

Reporter versuchen, im Großen das Kleine und im Kleinen das Große zu sehen. Was bedeuten die Pandemie oder der Klimawandel für den einzelnen, was verraten die Nöte unserer Nachbarn über die Gesellschaft, in der wir leben? Und dann, wenn man sich Zeit nimmt, sich vorbereitet und Nerven hat sowie den Willen, noch die kleinste Nebensächlichkeit so ernst zu nehmen wie die Menschen, dann öffnet sich eine Welt.

Einige Männer im Wohnheim sind in körperlich elendigem Zustand. Ich hätte 46 traurige Schicksale nachzeichnen können. Doch traurig wirkten viele, denen ich begegnete, gar nicht. Ich mochte die Atmosphäre im Haus. Die Männer hatten ihr Leben lang sich und andere enttäuscht. Endlich war der Druck, sich bessern zu sollen, von ihnen genommen. Sie wirkten auf wunderbare Weise gelöst.

Bei weitem nicht alle waren in der Lage, Auskunft zu geben. Viele haben Erinnerungslücken. Mit zweien, Till und Martin, habe ich lange Gespräche geführt. Der Heimleiter hat mich sehr unterstützt. Telefon oder E-Mail hatten weder Martin noch Till – hatte ich Nachfragen, gab es zwei Möglichkeiten: Noch mal Leiter Ulrich Davids nerven oder vorbeiradeln. Konnte passieren, dass keiner da war. Oder Till zu betrunken, mir zu öffnen. Im Erdgeschoss, am Stammtisch gegenüber dem Fahrstuhl, war immer was los. Ich erfuhr von den Wegen und Tücken einer Sucht, die längst Volkskrankheit ist. Und von dem Glück, nicht mehr scheitern zu können.

Till und Martin haben für mich aufgeräumt und mich in ihr Leben gelassen. Im Gegenzug habe ich mich bemüht, nicht vorschnell zu urteilen. Vertrauen muss langsam erworben werden und wird allzu schnell enttäuscht, wenn die Sicht der Reporterin kritischer oder nur differenzierter ist als diejenigen gehofft hatten, die sich öffnen. Häufig sind sie unerfahren im Umgang mit Medien. Nicht alles, was eine Reporterin weiß, gehört in die Zeitung.

Am Anfang beinahe jeder guten Reportage stehen reichlich Recherche und Frust. Anfragen bleiben unbeantwortet, und ist ein geeigneter Protagonist ausgemacht, der „Held“ einer Geschichte, heißt das noch lange nicht, dass er reden möchte. Oder er nimmt, wenn er seine Zitate zum Gegenlesen bekommt, die aussagekräftigsten Sätze zurück.

Dazwischen sitzt die Reporterin am Schreibtisch inmitten stunden- und seitenlanger Aufzeichnungen. Ein mindestens so wichtiger Bestandteil des Reporterjobs wie das Unterwegssein ist das Jammern: Wie forme ich das bloß zu 400 Zeilen? Die faszinierendsten Storys sind nicht stringent, sondern ambivalent. Häufig hilft der Blick von Kollegen, zu erkennen, welche Chance darin liegt.

Heimbewohner Martin war, als ich ihm das erste Mal begegnete, geradezu sensationellerweise trocken. Ein spannender Fall – aber mitnichten die vermeintlich repräsentative Hauptfigur, nach der ich suchte. Geerbt hatte er auch. Er hätte ein neues Leben beginnen können. Aber er dachte nicht daran. Im Heim, sagte er, fühle er sich zum ersten Mal angekommen. Es gibt Geschichten, die kann man sich nicht ausdenken.

Über die Toten nur das Gute? So entsteht ein Nachruf

David Ensikat betreut seit 20 Jahren die Seite mit Nachrufen, die sonntags im Tagesspiegel erscheint. Er hält das für den abwechslungsreichsten Job in der Redaktion.
David Ensikat betreut seit 20 Jahren die Seite mit Nachrufen, die sonntags im Tagesspiegel erscheint. Er hält das für den abwechslungsreichsten Job in der Redaktion.

© Kai-Uwe Heinrich/Tsp

David Ensikat betreut seit 20 Jahren die Seite mit Nachrufen, die sonntags im Tagesspiegel erscheint. Er hält das für den abwechslungsreichsten Job in der Redaktion.

Gemessen daran, wie eine Tageszeitung funktioniert, machen wir mit der Nachrufseite sehr viel falsch. Sie erscheint nur einmal in der Woche, Aktualität spielt keine Rolle; ob ein Text an diesem Sonntag erscheint oder am übernächsten – egal. Das Foto hat nichts mit den Texten zu tun. Wolken über der Stadt. Die Überschriften verraten kaum etwas über den Inhalt. Da stehen Namen Unbekannter und ihr Geburtsdatum. Sie sind gestorben; allein das ist der Anlass, aus dem wir uns ihrem Leben widmen. Corona war die Todesursache? Mag sein – lasst uns darüber sprechen, was davor war!

Das ist immer wieder so erstaunlich, abenteuerlich, lustig oder tragisch, dass man sich dann doch fragt, warum andere Zeitungen in Deutschland nicht auch so eine zeitungsfremde Seite haben (in England und den USA sind die „Obituaries“ üblich und beliebt – da stehen aber auch die lange vorproduzierten Texte über die prominenten Gestorbenen, und die Nachrufe sind in aller Regel viel formaler als die unseren).

Ein Grund, dass der Tagesspiegel hierzulande eine Art Nachrufmonopol hat, könnte im erheblichen Aufwand bestehen, dessen es bedarf, um so eine Lebensgeschichte zu schreiben. Über „unsere Toten“ gibt’s ja keine Texte im Archiv, aus denen wir mal schnell einen üblichen Zeitungsnachruf extrahieren könnten. Wir treffen uns mit den nächsten Verwandten und Freunden, führen intensive und lange Gespräche und bemühen uns schließlich um einen Text, der den Informationen entspricht und zugleich erzählerisch und unterhaltsam ist. Und der außerdem ein Bild vom Verstorbenen zeichnet, das ihm, nun ja, gerecht werden sollte.

Was, wenn man die Sache zu Ende denkt, ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es geht um Annäherungen; und die können aus unterschiedlichen Richtungen erfolgen. Wir können manchen Erwartungen gerecht werden, aber einem ganzen Menschenleben? Ein Beispiel: Ein Maler ist gestorben, dessen Ex-Frau und Freunde Auskunft geben. Es erscheint ein schöner Text über ein ausgesprochen strukturiertes Künstlerleben; nicht das wilde Genie, sondern ein gut sortierter Mann, der pünktlich Auftragsbilder lieferte und dem Finanzamt keinen Grund zur Beanstandung gab. Schließlich beschwert sich der Bruder, der bei den Gesprächen nicht zugegen war: Das seien nicht die richtigen Freunde gewesen, überhaupt sei die Kunst viel zu wenig gewürdigt. Ein ordentlicher Nachruf müsse schließlich das Werk in den Mittelpunkt stellen. Im Feuilleton mag das der Fall sein; bei uns nicht.

Wir zeichnen ein Bild, das auf den Mitteilungen unserer Auskunftgeber beruht, was sonst? Wir bemühen uns natürlich um die besten, kenntnisreichsten, wissen aber, dass es oft auch ganz andere geben mag, mit ganz anderen Erinnerungen und Vorstellungen. Es kommt zwar höchst selten zu Beanstandungen; bewusst sein sollte man sich dennoch, dass ein Nachruf nie das letzte Wort sein kann. Eher ein Angebot: So kann man auf ein Leben schauen.

Was mir zum Feuer in Moria sofort einfiel. So entsteht ein Kommentar - manchmal

Ariane Bemmer ist Verantwortliche Redakteurin im Meinungsressort und findet, dass die Einordnung von Nachrichten immer wichtiger wird.
Ariane Bemmer ist Verantwortliche Redakteurin im Meinungsressort und findet, dass die Einordnung von Nachrichten immer wichtiger wird.

© Mike Wolff/Tsp

Ariane Bemmer ist Verantwortliche Redakteurin im Meinungsressort und findet, dass die Einordnung von Nachrichten immer wichtiger wird.

So oft war Moria in den Nachrichten gewesen, und dazu immer diese Bilder von Menschen im Dreck. Jedes Mal dachte ich, ganz unwillkürlich, dass es fast ein Wunder sei, dass die sich das so lange bieten lassen. Und dann, als ich am 9. September morgens im Radio vom Feuer hörte, war mein Impuls: endlich. Endlich wehren die sich. Endlich kommt das Lager weg.

Was dann an offiziellen Reaktionen kam, waren die üblichen flüchtlingspolitischen Abwägungen: Wohin mit ihnen? „Pull-Faktor“ durch Verbesserung der Lage? Und diesmal noch: Belohnt man damit womöglich Brandstifter? In meinen Ohren klang das zu routiniert, zu technisch. Das, was für mich immer mit Moria verknüpft war, das schlimme Leben im Dreck, kam gar nicht vor. Ich wollte aber nicht, dass das übergangen wird.

Es gibt verschiedene Arten von Zeitungskommentaren, große, kleine, analytische, aufrufende – und eine davon nennen wir hier den „Zwischenruf“. Ein Einwurf von der Seite; Format für Anmerkungen, die vielleicht nicht den Kern eines Problems treffen, aber dennoch in die Debatte gehören. Wir haben in der Redaktion beschlossen, dass ich einen solchen Zwischenruf schreiben soll.

Das habe ich gemacht und ausgeführt, warum für die Brandstifter gelten sollte, was auch vor Gericht gilt, wenn jemand eine Straftat aus einer Notlage heraus begangen hat: mildernde Umstände. Ich schrieb, dass die Feuer womöglich „nicht in erster Linie Brandstiftung waren, sondern der verzweifelte Versuch, sich aus schikanösen Zuständen zu befreien“. Und auch, dass ich es fast für ein Wunder halte, dass die Menschen in Moria sich ihre sittenwidrige Unterbringung so lange haben bieten lassen.

Als Zeile wurde in Absprache mit den Kollegen von Tagesspiegel Online „Recht so, zerstört die Camps!“ gewählt. Das war natürlich provokant. Aber ein Gedanke von mir war tatsächlich auch: Was, wenn jetzt neue Zelte in Moria aufgestellt werden? Ist dann in ein paar Wochen alles wieder so (schlimm) wie vorher?
Es gab viele Leserkommentare zu dem Text – im Internet und per E-Mail. Viele negativ, manche feindselig. Einige der Schreiber fanden, dass ich ja alle Brandstifter bei mir daheim aufnehmen könne. Andere warfen mir vor, dass ich nicht alle Aspekte der Flüchtlingsfrage mitdiskutiert hätte. Aber das war ja in diesem Fall gar nicht beabsichtigt. Das große Ganze haben andere kommentiert. Ich wollte dazwischenrufen.

Direkt und unmittelbar: So steuern wir die Homepage von Tagesspiegel.de

Ruth Ciesinger ist Verantwortliche Redakteurin Online und freut sich über alle Reaktionen – und ganz besonders über neue Tagesspiegel- Plus-Abonnenten.
Ruth Ciesinger ist Verantwortliche Redakteurin Online und freut sich über alle Reaktionen – und ganz besonders über neue Tagesspiegel- Plus-Abonnenten.

© Kitty Kleist-Heinrich/Tsp

Ruth Ciesinger ist Verantwortliche Redakteurin Online und freut sich über alle Reaktionen – und ganz besonders über neue Tagesspiegel- Plus-Abonnenten.

Spannend ist die Arbeit an unserer Homepage schon deshalb, weil wir hier sofort merken, welche Texte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gefallen, worüber Sie sich manchmal ärgern und welche Themen Sie aktuell interessieren.

Am vergangenen Montag haben wir deshalb ein Interview mit dem Virologen Christian Drosten, sobald der Text im Redaktionssystem zur Verfügung stand, auf Platz eins der Homepage gestellt. Das Coronavirus und sämtliche Berichte, Themen und Aspekte dazu – wissenschaftlicher Natur, lebensnahe Erklärfragen, persönliche Schicksale oder die Lage in Berlin – beschäftigen unsere User seit Anfang des Jahres am meisten.

Wir erkennen das über Analyse-Tools, durch die das Team, das die Homepage von fünf Uhr morgens bis Mitternacht steuert, nicht nur live mitverfolgt, welcher Artikel gerade stark gelesen wird. Wir sehen zudem, wie unsere Texte Sie erreicht haben – über tagesspiegel.de, über Twitter, Facebook, Instagram oder auch über Apple News und Google Discover.

Das Drosten-Gespräch interessierte so viele, dass es viele Stunden auf Platz eins der Homepage blieb. Sonst wechselt der Seitenaufmacher etwa alle zwei Stunden. Texte, die es danach auf die Spitzenposition schafften, waren unter anderen die verschärfte Corona-Lage in Friedrichshain-Kreuzberg und eine Analyse zum US-Wahlkampf. Das repräsentiert die Bandbreite auf tagesspiegel.de: von den Berliner Bezirken bis zur Weltpolitik.

Wir arbeiten dabei mit Artikeln, Podcasts, Videos aus unseren Fachressorts. Und wir versuchen am Newsdesk selbst, schnell auf aktuelle Ereignisse zu reagieren oder Themen aufzugreifen, die wir zum Beispiel in den sozialen Medien finden. So waren Debatten auf Twitter Anfang der Woche über Aussagen von Christian Lindner und Friedrich Merz Anregung zu weiterführenden Recherchen.

Sehr wichtig für uns sind die neuen T+-Texte. So sehr wir uns freuen, wenn unsere frei zugänglichen Texte von vielen Menschen gelesen werden – wir wollen auch künftig guten Journalismus für Sie bereitstellen, und den gibt es nicht kostenlos. Jetzt liegen ausgesuchte Texte hinter einer sogenannten Bezahlschranke, die wir dosiert einplanen. Sie sehen: Unsere Aufgabe ist direkt und unmittelbar – und das macht sie so reizvoll.

„Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn“: So entsteht der Leute-Newsletter Friedrichshain-Kreuzberg

Corinna von Bodisco ist seit 2017 freie Autorin beim Tagesspiegel – und wühlt sich für die Leser durch die kleinen und großen Geschichten des Berliner Alltags.
Corinna von Bodisco ist seit 2017 freie Autorin beim Tagesspiegel – und wühlt sich für die Leser durch die kleinen und großen Geschichten des Berliner Alltags.

© Privat

Corinna von Bodisco ist seit 2017 freie Autorin beim Tagesspiegel – und wühlt sich für die Leser durch die kleinen und großen Geschichten des Berliner Alltags.

"Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn". mit dieser Anrede beginnen die wöchentlichen Leute-Newsletter aus den zwölf Berliner Bezirken. Seit drei Jahren schreibe ich digitale Briefe an mittlerweile über 22.700 Leute in Friedrichshain-Kreuzberg. Darunter sind auch Abonnentinnen, die andernorts wohnen oder ausgewandert sind. Trotzdem wollen sie wissen, was im Bezirk so los ist.

Die Newsletter leben von echten Kiezgeschichten: Ein Friedrichshainer Musiker baut einen VW zu einer mobilen, ausklappbaren Bühne um? Die Fußballerinnen des Kiezvereins kicken im Rap-Video? Super Themen. Leser können sich direkt an mich wenden, Fragen stellen und mitdiskutieren. Manchmal starte ich Aufrufe, frage etwa: „Kennen Sie gefährliche Schulwege im Bezirk?“ Oft erreichen mich schon fünf Minuten nach dem Versand die ersten Antworten.

Die Leserinnen tragen mit ihrem Wissen viel bei. Ich schreibe nicht nur digitale Briefe – ich schreibe für einen Briefwechsel, einen Dialog. Die Informationen bekomme ich ganz klassisch vor Ort, aber auch über soziale Medien wie Twitter oder Instagram. Der Newsletter erlaubt ein vernetztes Schreiben, ich kann von Nachbarn gemachte Fotos einbinden oder Videos verlinken. Es dauert mindestens zwei volle Arbeitstage, bis ich die elf Rubriken – vom Intro über das Interview bis zu den Kulturtipps – gefüllt habe.

[Den Tagesspiegel-Newsletter für Friedrichshain-Kreuzberg gibt's hier – voller Debatten, Ideen, Tipps und Terminen: leute.tagesspiegel.de]

Darüber hinaus besuche ich als Pressevertreterin einmal monatlich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Vor Corona konnte das schon mal fünf Stunden dauern. In der BVV sitzen die Verordneten, die Bezirksbürgermeisterin, die Stadträte und die Mitarbeiterinnen der Parteien. In Friedrichshain-Kreuzberg wird die Versammlung oft von Aktivisten gekapert, die ich dann wie die Verordneten gleich vor Ort befragen kann.

Es ist nicht neu, dass in einer BVV Journalistinnen sitzen. Neu ist, dass parallel vieles digital abläuft. Bereits in meiner ersten BVV Ende 2017 vernetzte ich mich mit Politikern über Twitter. Ich kann sie so direkt anschreiben oder Tweets zitieren, sofern sie sich dafür eignen. Natürlich telefoniere ich auch, lese Pressemitteilungen, andere Newsletter und verschiedene Zeitungen. Mit den vielen Begegnungen und der Vielfalt an Themen wird es nie langweilig in „meinem“ Bezirk, auch ich wohne dort. Übrigens: Ich freue mich über Post!

Zeit für Wunder: So entsteht der Kinderspiegel

Susanna Nieder hat seit 20 Jahren das Vergnügen, sich um den Kinderspiegel und die Kinderreporterteams zu kümmern. Sie findet das den „schönsten Job im Haus“.
Susanna Nieder hat seit 20 Jahren das Vergnügen, sich um den Kinderspiegel und die Kinderreporterteams zu kümmern. Sie findet das den „schönsten Job im Haus“.

© Thilo Rückeis

Susanna Nieder hat seit 20 Jahren das Vergnügen, sich um den Kinderspiegel und die Kinderreporterteams zu kümmern. Sie findet das den „schönsten Job im Haus“.

Der Kinderspiegel und die Kinderseite unseres Programm-Magazins „Ticket“ leben davon, dass sich dort auch Kinder äußern. Sie können viel besser einschätzen als wir, wie Theaterstücke, Ausstellungen oder Bücher bei der Zielgruppe ankommen. Interviews, zum Beispiel mit einem Kunstvermittler zum Thema Kultur, lassen wir Kinder führen – weil sie Fragen stellen, die Gleichaltrige interessieren.

Einen Text kann ein Kind nicht von einem Tag auf den nächsten schreiben. Manchmal müssen wir auch darum bitten, dass noch etwas erklärt oder hinzugefügt wird. Weil wir die jungen Autoren keinesfalls unter Druck setzen wollen, kalkulieren wir bei Kindern mehr Zeit ein als für Profis.

Auch nach 20 Jahren ist es jede Woche spannend, den Kinderspiegel zu machen. Wir decken das ganze Zeitungsspektrum von Politik über Kultur, Wirtschaft, Sport, Natur ab. Manche Kinderreporterinnen und -reporter bieten von sich aus Themen an, auf die wir selbst nicht kommen würden – über die Mutter-Kind-Kur oder den Familienhund, der aus dem Tierheim stammt. So bleibt diese Seite auch für uns immer eine Wundertüte.

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