zum Hauptinhalt

In Diplomatenkreisen: Das moderne Sklaventum einer Haushälterin

Fünf Jahre lang wurde Dewi Hasniati von ihrem Dienstherrn ausgebeutet. Die Indonesierin arbeitete als Haushälterin seit 2004 in Berlin. Sie erhielt keinen Lohn, hatte kaum Freizeit, durfte die Wohnung am Potsdamer Platz nicht verlassen und wurde geschlagen.

Ihren tatsächlichen Namen möchte Hasniati nicht nennen. Sie hat immer noch Angst vor ihrem Peiniger, obwohl sie vor mehr als einem halben Jahr ihrem Arbeitgeber entkam. Besonders heikel: Der Mann soll ein Diplomat der jemenitischen Botschaft sein. Gestern hat die Organisation Ban Ying Hasniatis Schicksal öffentlich gemacht. Ban Ying, eine Beratungsstelle gegen Menschenhandel, hat der 30-jährigen Frau eine Wohnung vermittelt. Die Organisation wurde von einer Sozialarbeiterin aus dem Krankenhaus eingeschaltet, in dem Hasniati 2007 wegen einer Tuberkulose-Erkrankung behandelt und so aus ihrer Situation befreit wurde.

Dem Auswärtigen Amt sind solche Schicksale wie das von Hasniati bekannt. Es handele sich aber um „Ausreißerfälle“, sagt ein Sprecher. Selbst wenn ihnen Straftaten nachgewiesen werden, können ausländische Diplomaten nicht juristisch belangt werden – sie genießen Immunität gegenüber dem Gesetz. Das Auswärtige Amt bietet daher seine „guten Dienste“, so heißt es im Botschaftsjargon, an: Die Behörde bemüht sich, zwischen den Parteien zu vermitteln und eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Bei ihrem Antritt verpflichten sich grundsätzlich alle Diplomaten gegenüber dem Auswärtigen Amt, ihren Angestellten humane Arbeitsbedingungen zu bieten. Dazu zählen ein Lohn von mindestens 750 Euro monatlich, eine Versicherung und das Versprechen, den Angestellten die Pässe auszuhändigen. Diese Erklärung muss auch der Arbeitgeber von Hasniati unterzeichnet haben. Das Auswärtige Amt wurde auch im Fall Hasniati tätig. Die betreffende Botschaft stehe zu seiner Verantwortung, hieß es. Hasniatis Anwältin Maria Wilken fordert für ihre Mandantin Lohnnachzahlungen von monatlich 750 Euro für die vergangenen fünf Jahre. Zu einer Einigung kam es bisher nicht.

Christina Kohl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false