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Berlin: In zwei Jahren: Gaslaternen unter Strom?

44000 Lampen sollen kostengünstiger leuchten

Zwei Laternen hatte Mittes grüne Baustadträtin Dorothee Dubrau gestern Vormittag in ihren Amtsräumen aufgestellt. Eine Laterne leuchtete warm, ein wenig funzelig. Ihr Stoff kam aus einer Propangasflasche. Die andere leuchtete heller, überhaupt nicht warm. Bei ihr kam die Energie aus der Steckdose. Eigentlich, hatte sich Frau Dubrau gedacht, sollte die Stromleuchte auch warmes Licht geben. Innerhalb der nächsten zwei Jahre ist vorgesehen, aber noch nicht beschlossen, den rund 44 000 Gaslaternen in ganz Berlin das Gas abzudrehen. Sie sollen kostengünstiger, umweltschonender mit Strom leuchten. Und warmes Licht verbreiten.

So ist der Vorführeffekt. Die Stromlaterne spielte als Zeuge nicht mit. Wenn die Senatsfinanzverwaltung und das Abgeordnetenhaus nicht mitspielen und das Finanzierungskonzept des Bezirks ablehnen, dann haben die Gaslaternen zumindest eine Schonfrist. Im Herbst wird die endgültige Entscheidung erwartet.

Nach Ansicht der Stadträtin – der Bezirk Mitte ist nach der Verwaltungsreform für die Stadtbeleuchtung zuständig – hat Berlin keine Alternative zum Strom. Mit der Umrüstung der Gas auf Stromleuchten für 52 Millionen Euro könne das Land künftig bis zu acht Millionen Euro jährlich sparen, den veralteten Bestand der Leuchten modernisieren, „ohne das äußere Erscheinungsbild zu verändern“. Gegenwärtig müssten für Energie, Wartung und Betrieb der Gasleuchten jährlich 11,5 Millionen Euro aufgewendet werden, drei- bis viermal so viel wie für den Betrieb der gleichen Zahl an Stromleuchten. Es war allerdings auch von möglichen Umstellungskosten von 80 Millionen Euro die Rede und von einer geplanten Ausschreibung. Die genauen Kosten wüsste man erst hinterher.

„Berliner hängen sehr an den alten Straßenlaternen“, sagte Frau Dubrau. Sie erinnerte an den „Riesenaufruhr“ vor vier Jahren, als die Umstellung schon zur Diskussion stand. Viele wüssten gar nicht, dass selbst manche Peitschenmasten mit Gas leuchteten. Sie untermauerte die Umweltbelastungen mit Zahlen. Durch den Verbrennungsprozess der Gasleuchten entstünden jährlich 43 000 Tonnen Kohlendioxid – der Ausstoß einer mittleren Kleinstadt. Auch 700000 Kubikmeter Methangas durch ausströmendes Erdgas. Und die Glühstrümpfe produzierten 50 Kilogramm des radioaktiven Thoriumoxids. Mit dem Partner „Stadtlicht“, der die Beleuchtung manage, wolle man nicht nur die eigentlichen Lichtquellen, sondern auch beschädigte Masten austauschen, sagte die Stadträtin.

Gasag-Sprecher Klaus Haschker sagte auf Anfrage, man bedauere die Entscheidung. Gaslampen gehörten zum Kulturgut der Stadt. Es müsse doch keinen „Kahlschlag“ geben, viele Seitenstraßen sollten ihr gewohntes Licht behalten. Das Abgeordnetenhaus hatte sich mehrmals in den neunziger Jahren für die Erhaltung der Gaslampen ausgesprochen. Die meisten Laternen – rund 186000 – werden mit Strom betrieben. C. v. L.

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