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Berlin: In zweiter Instanz: Ex-Eisprinzessin siegt gegen Brauner

Von Katja Füchsel Fünfundvierzig Jahre Filmgeschäft, sagt Wolf Brauner kopfschüttelnd auf dem Gerichtsflur. Mit Hans Albers habe er gedreht, mit Heinz Rühmann.

Von Katja Füchsel

Fünfundvierzig Jahre Filmgeschäft, sagt Wolf Brauner kopfschüttelnd auf dem Gerichtsflur. Mit Hans Albers habe er gedreht, mit Heinz Rühmann. „Aber so etwas ist mir noch nie passiert“, sagt der 78-Jährige, Bruder des Filmproduzenten Artur Brauner, und rückt sein Jackett mit den goldenen Knöpfen zurecht.

Zwanzig Minuten muss Brauner warten, dann folgt der Auftritt der einstigen Eisprinzessin: Auf Absätzen, mit Jeanskleid und Strickjacke stöckelt Tanja Szewczenko den Flur des Kammergerichts entlang. Auf Zahlung von 13 300 Mark Gage hatte sie Artur Brauners Produktionsfirma CCC-Filmkunst verklagt – und in erster Instanz gewonnen. Heute ist Brauners Bruder gekommen, um zu erzählen, was wirklich geschah, 1999 bei den Dreharbeiten in Minsk. Für den Film „Weihnachten für einen Engel“.

Aber auch Szewczenko hat sich Verstärkung mitgebracht, ihren Freund und Schauspielerkollegen Daniel Fehlow („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“). „Bei der Produktionsfirma war die Zahlungsmoral sehr schlecht“, sagt Fehlow. Gegen Ende der Dreharbeiten hätte er mit seinen Kollegen in den Streik treten müssen, um die Zahlung zu erzwingen. „Brauner ist in der Branche dafür bekannt, dass die Gagen nicht gezahlt werden“, sagt Fehlow. Aber seine Freundin hatte in Deutschland einen anderen Vertrag abgeschlossen: Zehn Drehtage à 3500 Mark Tagesgage waren vereinbart, doch nach der veranschlagten Zeit war der Film noch nicht im Kasten und das Geld knapp. Fehlow sagt, deshalb habe seine Freundin in Weißrussland 7000 Mark bar „als Anzahlung“ für fünf weitere Drehtage akzeptiert. Schwarzgeld, behauptet der Schauspieler. „Es hieß: Das darf nirgendwo auftauchen.“

Wieder schüttelt Wolf Brauner, Herstellungsleiter bei CCC-Filmkunst, den Kopf. „Das ist eine absolute Lüge“, sagt er und präsentiert seine Version des Geschehens. Danach wurde mit der Ex-Eisprinzessin nach den ersten Drehtagen erneut verhandelt. Nach einem Tag Bedenkzeit sei man zu einer Einigung gelangt: Szewczenko akzeptiert 7000 Mark und verzichtet auf jede weitere Gage. Quittieren ließ sich Brauner die Zahlung nicht: „Das war eine Vertrauenssache.“

Jetzt umspielt ein spöttisches Lächeln den Mund der 24-Jährigen. Keine Frage, einer im Gerichtssaal lügt. Nur wer? „Beide Darstellungen sind plausibel“, sagt der Richter. Doch die Beweislast liegt bei CCC-Filmkunst, und beweisen kann Brauner nichts. Er verliert auch in der zweiten Instanz. Auf dem Flur wirkt die Mutter der Eisprinzessin erst erleichtert, wenig später reißt sie überrascht die Augen auf. Was Tanja Szewczenko heute treibt? „Ja, ist das denn nicht bekannt?“ Sicher, aber für alle, die es doch nicht wissen: Sie schauspielert. Bei RTL. „Unter uns“.

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