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Ende in Sicht. Die Brücke der alten Friedhofsbahn über den Teltowkanal.

© Jana Haase

Industriedenkmal in Stahnsdorf: Friedhofsbahnbrücke über dem Teltowkanal wird abgerissen

Von der Friedhofsbahn ist nicht viel mehr als das Stahlbauwerk über den Teltowkanal übrig geblieben. Jetzt soll es offenbar weg.

Jahre wurde um sie gestritten, nun ist der Abriss der Friedhofsbahnbrücke wohl endgültig besiegelt. Die Deutsche Bahn bereitet offenbar die Demontage des über den Teltowkanal führenden Industriedenkmals vor. Schon Ende 2017 hatte sie beim Eisenbahn-Bundesamt prüfen lassen, ob für den Rückbau der über 100 Jahre alten Kanalbrücke eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig sei.

Nachdem dies im April verneint wurde, dürfte dem Abriss nun nichts mehr im Wege stehen. Unklar ist, wann damit begonnen wird. Die Deutsche Bahn äußerte sich auf Anfrage dazu bislang nicht und auch die Kommunen Stahnsdorf und Kleinmachnow, die die Brücke verbindet, wissen es noch nicht. Beide hatten aber im Januar schriftlich ihre Zustimmung zum Rückbau erteilt.

Die Deutsche Bahn hatte die Grundstücke der nach dem Mauerbau stillgelegten Friedhofsbahn samt ihren teils noch vorhandenen Gleisen Ende 2016 an die Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow verkauft. Insgesamt rund zehn Hektar. Die Kommunen sicherten sich die Flächen, um eine mögliche Wiederbelebung der Trasse offenzuhalten.

Von Wannsee nach Dreilinden

Der Bau der Friedhofsbahn wurde 1913 nach der Eröffnung des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs von der evangelischen Landeskirche in Auftrag gegeben. Die rund vier Kilometer lange Strecke führte vom Berliner Bahnhof Wannsee nach Dreilinden, wo sich heute das Gewerbegebiet Europarc befindet, und von dort weiter bis zum Haupteingang des Kirchhofs.

Heute wird in der Verkehrsanbindung für die gesamte Region eine besondere Bedeutung gesehen, aber auch für den Friedhof sei sie mehr denn je existenziell, betonte zuletzt Stahnsdorfs Kirchhofsverwalter Olaf Ihlefeldt. Sei der Friedhof nach dem Mauerfall schon fast dem Untergang geweiht gewesen, würden sich heute wieder Hunderte Menschen pro Jahr für eine Bestattung auf Deutschlands größtem evangelischen Friedhof entscheiden, erklärte er.

Die Nachricht vom bevorstehenden Abriss bedeute für ihn einen Tiefschlag. Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Strecke wolle er aber nicht aufgeben. Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz hatte sich selbst vergeblich darum bemüht, die stillgelegte Bahnverbindung zu reaktivieren.

Die Friedhofsbahn, die nach der Elektrifizierung für die Strecke gerade sechs Minuten benötigte, sollte im Weiteren über Stahnsdorf und die verlängerte S-Bahn 25 zum Bahnhof Teltow führen und die Gemeinden des Berliner Umlands an das Bahnnetz und die Hauptstadt anbinden.

Doch diese Pläne sind, nachdem Bahn und Länder prioritär eine Reaktivierung der Stammbahntrasse von Berlin über Kleinmachnow nach Potsdam verfolgen, zunächst in weite Ferne gerückt. Nach Ansicht der Kommunen bedeute der Abriss der Brücke aber nicht das gänzliche Aus der Pläne. Sollten jemals wieder Züge über die Gleise der Friedhofsbahn rollen, müsse die Überführung ohnehin neu aufgebaut werden, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD).

Die Deutsche Bahn beabsichtigte zunächst, die Gleis-Grundstücke nebst der Eisenbahnüberführung an die Kommunen zu verkaufen, doch wollten diese die Brücke wegen zu hoher Instandhaltungskosten nicht übernehmen. Das Bauwerk war durch die Bahn schon vor Jahren teilweise demontiert worden. So wurde die nach einem Brand zerstörte Holzabdeckung entfernt und die Brücke für Fußgänger gesperrt.

Verblieben ist eine stählerne Fachwerkkonstruktion. Nach Plänen der Bahn soll der fünf Meter breite und acht Meter hohe Überbau nun mit einem Schwimmkran gehoben, auf einer Pontonplattform abgelegt und zerlegt werden. Das Eisenbahn-Bundesamt hatte von einer Umweltverträglichkeitsprüfung abgesehen, da durch den Rückbau keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen zu erwarten seien.

Solveig Schuster

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