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Infektionsgefahr: Die Kriebelmücke beißt wieder

Der Biss einer Kriebelmücke verursacht einen starken Juckreiz und ist oft schmerzhaft. Im Frühjahr hat das Insekt seine Hauptflugzeit. Auch in Berlin und Brandenburg.

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Endlich Sommer – das bedeutet gemütliche Grillabende, erfrischende Badeausflüge und so manchen Spaziergang entlang der vielen Gewässer in Berlin. Doch gerade dort trifft man auf stechwütige Insekten: Neben Mückenschwärmen schwirrt auch die Kriebelmücke an schönen Frühsommertagen durch die Luft.

Sauerstoffreiche Gewässer und schwüle Temperaturen bieten dabei perfekte Bedingungen für die Vermehrung der zwar heimischen aber weniger bekannten Kriebelmücke. Wegen ihres fiesen Bisses und eher unscheinbaren Aussehen sorgt das Insekt für Aufsehen. Doch wie gefährlich ist die Kriebelmücke wirklich?

Julia Heine fuhr für ein Wochenende aus der Hauptstadt zu ihren Eltern nach Brandenburg. Am Samstagabend wurde sie beim Grillen von einer Kriebelmücke in den Zeh gebissen. „Ich habe das Vieh sogar gesehen und es abgeschüttelt, aber da war es leider schon zu spät“, berichtet die 22-Jährige dem Tagesspiegel.

Am nächsten Morgen wachte sie bereits mit einem dicken Zeh auf. „Als er dann am nächsten Tag rot und blau anschwoll, hatte ich echt ein bisschen Angst“, sagte Julia Heine. Dienstagsfrüh ging es dann gleich zur Ärztin: Fuß hochlegen, bloß nicht Kratzen und eine Antibiotika Therapie – Verdacht auf eine Blutvergiftung.

Typisch ist ein kleiner Blutfleck, Jucken und Schmerzen an der Bissstelle und anschließend eine Schwellung

Die Kriebelmücke ist mit ihrer Körpergröße von nur zwei bis sechs Millimeter eher klein, aber umso hinterhältiger. Das unscheinbare Insekt nähert sich besonders in den Dämmerungsstunden geräuschlos ihren Opfern. An einer geeigneten Stelle angekommen, raspelt sie sich mit ihren groben Mundwerkzeugen durch die Hautoberfläche und leckt das Blut aus der entstandenen Verletzung.

„Typisch ist ein kleiner Blutfleck, Jucken und Schmerzen an der Bissstelle und anschließend eine Schwellung“ erklärt Dr. Burkhard Bauer, Kooperationspartner des Veterinärmedizinischen Instituts für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der Freien Universität. Eigentlich fällt die Kriebelmücke besonders große Weidetiere an. Der Mensch passt aber auch in das Beuteschema der kleinen Mücke, so Bauer.

Kriebelmücke auf menschlicher Haut.
Mit ihren kräftigen Werkzeugen raspelt die unscheinbaren Kriebelmücke durch unsere äußersten Hautschichten.

© imago stock&people

Frank Fechteler bestätigt eine Häufung der Patienten mit einem Kriebelmückenbiss in seiner Praxis. „Weil es so früh und auch anhaltend warm ist, haben wir natürlich ein vermehrtes Auftreten dieser Art von Insektenverletzung“, sagt  der Facharzt für Allgemeinmedizin aus Charlottenburg.

In Berlin sei der Biss einer Kriebelmücke aber kein Massenphänomen. Sekundäre Infektionen mit Bakterien, die dann zu starken Schwellungen und Entzündungen führen, kommen zwar vor, seien nach dem Hausarzt aber die Ausnahme.

Blutvergiftung bei Insektenstich sehr unwahrscheinlich

Auch der leitende Oberarzt Martin Metz der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité gibt Entwarnung. Es handele sich um die übliche Problematik eines Insektenstiches: ein erhöhtes Infektionsrisiko. Martin Metz gibt aber zu, dass "durch den Biss der Kriebelmücke größere Bereiche der Haut geschädigt sind und damit das Risiko einer Infektion vermutlich größer ist". Für Allergiker sehe die Situation nach Martin Metz natürlich ganz anders aus: "Die Proteine im Speichel können schwere allergische Reaktionen hervorrufen, die nicht ganz ungefährlich sind und zu sehr starken Schwellungen führen können."

Fast ausgeschlossen sei bei einem Insektenstich nach dem Oberarzt aber eine Blutvergiftung: "Bei dem roten Strich nach einem Insektenstich handele es sich größtenteils um eine Lymphangitis, also einer Entzündung der Lymphbahnen."

Das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz in Brandenburg hat aufgrund der stark betroffenen Oder-Region trotzdem schon gegengesteuert, denn besonders in ländlichen Regionen nahe an sauerstoffreichen und sauberen Flüssen kommt es schnell zu einem massenhaften Vorkommen.

Mit einem Informationsblatt rund um die Kriebelmücke wirbt das Ministerium besonders darum, sich in der Dämmerung zum Schutz entsprechen zu kleiden. Lange Hosen und langärmelige Oberbekleidung, möglichst mit dicht verschließbaren Bündchen, eine eng abschließende Kopfbedeckung und geschlossene Schuhe seien ein guter Anfang.

Erik Milas

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