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Influenzawelle: Warnstufe Rot für Grippe in Berlin

Plötzliches Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Gliederschmerzen: Eine schwere Influenzawelle füllt Berlins Wartezimmer. Mindestens 100.000 Grippekranke werden befürchtet. Experten erwarten auch steigende Zahl von Lungenentzündungen und raten zur Prävention.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin warnt vor einer schweren Grippewelle in der Bundesrepublik. Der „Aktivitätsindex“, mit dem die Wissenschaftler die Zunahme der Krankheitszahlen messen, hat inzwischen die höchste von vier Warnstufen erreicht. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher erwartet die größte Zahl von Erkrankungen seit dem Winter 2006. Nach Auskunft der Referentin für Infektionsschutz in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Marlen Suckau, gibt es derzeit 527 gemeldete Grippefälle. Das Robert-Koch-Institut rechnet bei der Dunkelziffer mit einem Multiplikationsfaktor von 200 – das wären in Berlin mehr als 100 000 Grippekranke.

Dabei veröffentlicht das RKI nur die Fälle echter Grippe, die abrupt beginnt und Fieber sowie starke Kopf- und Gliederschmerzen zur Folge hat. Weitaus mehr Berliner sind von einem grippalen Infekt oder einer Erkältung betroffen, geht aus dem sogenannten Praxisindex des Robert-Koch-Instituts hervor. Dieser ermittelt, wie viele Berliner pro Woche wegen Atemwegserkrankungen zum Arzt gehen. Berliner Ärzte sagen, dass sie zur Zeit bis zu 200 Patienten am Tag in der Praxis hätten. Schulen berichten von enorm vielen erkrankten Schülern, auch Betriebe vermelden einen ungewöhnlich hohen Krankenstand. So soll bei der S-Bahn jeder zehnte der 900 Zugführer erkrankt sein. Hinzu kommen auffällig viele Lungenentzündungen – auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck ist daran erkrankt.

Der vorherrschende Grippevirustyp ist in diesem Winter H3N2, eine weit verbreitete Variante des Typs A, die in den letzten 20 Jahren für die meisten Todesfälle unter Grippepatienten verantwortlich war. Nach RKI-Schätzungen sind in den letzten zwei Jahrzehnten bundesweit rund 11 000 Menschen an Grippe verstorben. Ein Grund dafür ist, dass sich an eine Grippe oft eine Lungenentzündung anschließen kann, die zum Tod führt. Auch eine Grippeimpfung schützt nicht immer davor. Die Senatsgesundheitsverwaltung weist darauf hin, dass die Influenzawelle Berlin in diesem Jahr sieben Wochen früher erreicht habe als in der Vergangenheit. Die vergangene Grippesaison sei wegen des milden Winters außergewöhnlich schwach gewesen.

Den besten Schutz bietet laut Gesundheitsverwaltung eine Grippeschutzimpfung, die auch jetzt noch sinnvoll sei. Grundsätzlich sei es allerdings am besten, sich bereits im Herbst gegen die Erreger impfen zu lassen. Die Grippe wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, etwa durch Küssen oder Niesen. Um eine Ansteckung zu vermeiden, seien deshalb besondere Hygienemaßnahmen notwendig. Handschuhe könnten zum Beispiel verhindern, dass sich bislang Gesunde an Tür- oder Haltegriffen in Bus oder U- Bahn ansteckten. Wichtig sei zudem, dass die Influenza nicht mit einer normalen Erkältung verwechselt werde: Eine richtige Grippe löst innerhalb kürzester Zeit ein ganz erhebliches Krankheitsgefühl und hohes Fieber aus. Der Weddinger Facharzt Uwe Reimer rät, auf jeden Fall zum Arzt zu gehen, wenn die ersten Symptome einer Grippe auftreten. „Und zur Stärkung des Immunsystems sollte man Sport treiben und vitaminreich essen“, sagt Reimer. Und ausreichend schlafen.

In die Höhe geschnellt ist auch die Zahl der Infektionen mit dem Norovirus. Dabei handelt es sich um einen sehr leicht übertragbaren Erreger, der vor allem Brechdurchfall zur Folge hat. Vor zwei Jahren sind laut RKI in Deutschland 52 Menschen an Noroviren gestorben. Der Erreger wird durch direkten Kontakt übertragen, eine Impfung gibt es nicht.

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