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Berlin: Initiative für Babyklappe

Berliner Grüne starten Informationskampagne Unternehmer Wall stellt kostenlos Werbeflächen

Von Sabine Beikler

Moritz war erst einen Tag alt, als er Ende Januar an einer Bushaltestelle in Zehlendorf ausgesetzt wurde. Das Findelkind hatte Glück: Es wurde schnell gefunden, kam ins Krankenhaus und lebt mittlerweile bei einer Pflegefamilie. Das Schicksal von Moritz bewegte auch den Berliner Unternehmer Hans Wall. Der Gründer der Werbefirma, die tausende Buswartehäuschen in Berlin unterhält und dort Werbeflächen betreibt, hatte eine „Patenschaft“ für das Kind übernommen. Er zahlte die Klinikkosten und will die Ausbildung für Moritz finanzieren. Jetzt engagiert sich Hans Wall für Babyklappen und unterstützt eine Informationskampagne der Berliner Grünen für die anonymen Abgabestellen von ungewollten Neugeborenen. Dafür stellt Wall 100 beleuchtete Plakatflächen zur Verfügung. „Es ist wichtig, dass es solche Informationen gibt, damit keine Babys ausgesetzt werden“, sagte Wall-Sprecherin Beate Stoffers. Einen Werbefeldzug für Babyklappen lehne das Unternehmen allerdings ab. Ob die Plakatwände direkt an den Buswartehäuschen angebracht werden, stehe noch nicht fest.

Mit der einwöchigen Kampagne wollen die Grünen über Babyklappen informieren. „Wir wollen Beratungstelefonnummern und die Notrufnummern der einzelnen Krankenhäuser, die solche Einrichtungen haben, nennen“, sagte Grünen-Frauenpolitikerin Anja Kofbinger. Es gehe aber nicht um direkte Werbung für Babyklappen. Ende des Monats soll die Kampagne voraussichtlich starten.

Es gibt in Berlin vier Babyklappen: in St. Joseph in Tempelhof, im Spandauer Waldkrankenhaus, im Klinikum Neukölln und im Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf. Seit 2001 wurden in diesen Einrichtungen 26 Babys abgegeben. Weitere 16 Kinder wurden in anderen Berliner Krankenhäusern anonym geboren und dort zurückgelassen. Diese Zahlen nannte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (PDS) vor zwei Wochen im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Bei dieser Anhörung kamen auch Kritiker der Babyklappe zu Wort: Diese Einrichtungen könnten dazu führen, sich ungewollter Kinder schnell zu entledigen, hieß es. Befürworter wie Gabriele Stangl, Pastorin in Waldfriede, hielten dagegen, dass Babyklappen die letzte Hilfsmöglichkeit für Frauen in extremen Notsituationen seien.

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