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Viele Menschen mit Behinderungen haben Schwierigkeiten, einen Job im ersten Arbeitsmarkt zu finden.

© Stefan Puchner/dpa

Inklusion am Arbeitsplatz: Berlins Arbeitssenatorin will mehr Behinderte in reguläre Jobs bringen

Angesichts des Fachkräftemangels sollen mehr Behinderte den Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt finden. Jobcoachs könnten ihnen dabei helfen.

Nur etwa 40 Mitarbeiter aus Berliner Behinderten-Werkstätten wechseln pro Jahr auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Angesichts des Fachkräftemangels seien das deutlich zu wenige, findet Berlins Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke). Sie will daher mehr Menschen mit Behinderten aus den Werkstätten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt bringen. „Es wird immer über Fachkräftemangel gesprochen. Wir werden uns jetzt noch einmal um einen inklusiven Arbeitsmarkt kümmern“, sagte die Linken-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. 2020 wolle sie sich verstärkt dafür einsetzen. Laut Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Behinderte Menschen, Bettina Neuhaus, müssen noch verschiedene Hindernisse überwunden werden. Unter anderem fehle vielen Werkstattmitarbeitern der Anreiz, auf den Arbeitsmarkt zu wechseln.

Arbeitgeber erhalten einen Ausgleich für die Minderleistung Behinderter

Laut Breitenbach steht für Wechselwillige genug Geld zur Verfügung, das bislang aber kaum genutzt wird, etwa durch das Bundesprogramm „Budget für Arbeit“. Es soll behinderten Menschen den Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtern. Arbeitgeber erhalten einen Ausgleich für die dauerhafte Minderleistung des Beschäftigten. In Berlin liegt die Zahl der Nutzer des 2018 gestarteten Programms laut Neuhaus aber jährlich nur im einstelligen Bereich. „2019 haben es bis zum Sommer beispielsweise nur sechs Berliner genutzt“, so die Expertin.

„Das Budget für Arbeit und die Anleitung und Begleitung durch einen Jobcoach setzen erst dann ein, wenn ein Mensch es schon geschafft hat, durch alle Bürokratie durchzugehen und alles selber aktiv zu gestalten“, kritisierte Neuhaus. Hier gebe es eine Lücke. Breitenbach will diese schließen. „Wir sind mit den Werkstätten in Gesprächen, dass es hier eine Betreuung und eine Begleitung auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt gibt“, kündigte die Senatorin an.

Jobcoachs sollen bei der Eingliederung in reguläre Jobs helfen

In Hamburg habe ein Modellprojekt gezeigt, dass eine entsprechende Betreuung auch die Zahl der Vermittelten steigen lasse. Leider sei die Betreuung nicht bei der bundesweiten Umsetzung des Modellprojekts übernommen worden, bedauerte Neuhaus.

Mitarbeiter in den Werkstätten verdienen laut Neuhaus zwar durchschnittlich nur 200 Euro monatlich. Sie genießen aber das so genannte Rentenprivileg. Wer 20 Jahre in einer Werkstatt für Behinderte gearbeitet hat, bekommt laut Neuhaus in der Regel eine Rente von 800 bis 900 Euro. Wer auf den ersten Arbeitsmarkt wechselt, verliert dieses Privileg. Laut Breitenbach müsste dieses Problem auf Bundesebene geklärt werden.

Neuhaus zufolge sind in Berlin rund 10 000 Menschen in Werkstätten wie diesen beschäftigt. Etwa 40 von ihnen schaffen jedes Jahr den Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. „Viele von ihnen kommen bereits von da, etwa mit einem Burnout und wollen nicht unbedingt wieder zurück„, so die Initiatorin. (dpa)

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