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Damit Inklusion möglich ist, müssen mehr allgemeine Schulen als bisher personell und räumlich in die Lage versetzt werden, Förderkinder aufzunehmen, meint der Inklusionsbeirat.

© dpa

Inklusion: Angst vor Personalnot: Lehrerverband hält Reform für unausgereift

Am 22. Februar will die Bildungssenatorin die Empfehlungen für die Inklusion der Förderkinder bekannt geben. Aber schon jetzt wächst die Kritik an den Plänen zur Personalausstattung.

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Kaum hatte der Inklusionsbeirat seine Empfehlungen für die Integration behinderter Schüler beschlossen, da meldete sich am Mittwoch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) mit einer skeptischen Reaktion zu Wort. Er sprach von einer „unausgegorenen, unterfinanzierten“ Reform, die „am grünen Tisch“ geplant werde. Zugleich mahnten Kreuzberger Eltern in einem offenen Brief fehlende Erzieher an: „Zäh erkämpfte Förderstunden“ für die Integrationskinder fielen seit Wochen aus, ohne dass neuen Erzieher in Sicht seien. Die Bereitschaft zur Inklusion unter den Kollegen sinke angesichts der Personalsituation, hieß es aus der betroffenen Rosa-Parks-Schule.

Die Frage der Personalausstattung stand auch im Inklusionsbeirat im Zentrum der Diskussion. Dem Vernehmen nach haben vier der rund 20 Mitglieder ihre Zustimmung zu den Empfehlungen verweigert, weil sie mit der empfohlenen Personalausstattung nicht einverstanden sind – unter ihnen der Eltern- und der Behindertenvertreter. Auch der VBE meint, dass der Inklusionsbeirat „am Bedarf vorbei gerechnet“ habe, weil der Spareffekt im Vordergrund stehe.

Dies bestreitet die Beiratsvorsitzende Sybille Volkholz. Sie erinnerte daran, dass es bei der Inklusion eben nicht in erster Linie um die Abschaffung der kostspieligen Förderschulen gehe, sondern darum, den Eltern eine freie Wahl zwischen allen Schularten zu ermöglichen, ohne als „Bittsteller“ behandelt zu werden. Damit dies möglich sei, müssten mehr allgemeine Schulen als bisher personell und räumlich in die Lage versetzt werden, Förderkinder aufzunehmen.

Wie berichtet, soll es für alle Schüler mit Lern-, Sprach- und Verhaltensproblemen eine pauschale Unterstützung von in der Regel zwei Pädagogen pro Schule geben. Die genaue Höhe der Zumessung hängt davon ab, wie prekär die soziale Lage der Kinder ist. Kinder mit schweren Behinderungen sollen zusätzlich individuelle Förderstunden erhalten. Für personelle Notlagen soll es einen Pool mit 300 Sonderpädagogen geben.

Die Schulen fragen sich allerdings, woher diese Sonderpädagogen kommen sollen, die auf dem Lehrermarkt knapp sind. Noch dramatischer sieht es bei den Erziehern aus, die bei der Inklusion in den Schulen eine Schlüsselrolle übernehmen. An der Rosa-Parks-Schule hat der Erziehermangel dazu geführt, dass die Betreuung leidet, wie Eltern berichten. „Was an der einen Stelle fehlt, wird von einer anderen genommen, wo dann wiederum eine Lücke entsteht“, heißt es in dem offenen Brief. Die Bildungsverwaltung konnte die Darstellung nicht nachvollziehen. Es sei lediglich eine halbe Stelle offen, sagte Sprecherin Beate Stoffers.

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