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Berlin: Innensenator Werthebach wohnte 17 Monate im Senatsgästehaus - für 625 Mark

Bürgermeister und Senator Eckart Werthebach (CDU) kann unbeschwert seine Osterferien in Holland genießen. In letzter Zeit hat er Glück.

Bürgermeister und Senator Eckart Werthebach (CDU) kann unbeschwert seine Osterferien in Holland genießen. In letzter Zeit hat er Glück. Seit dem 13. April ist er auch Bürgermeister und kann demnächst das Bürgermeister-Büro im Roten Rathaus beziehen, auf das seine Vorgängerin Christa Thoben (CDU) vergeblich wartete. Und eine Wohnung hat er auch endlich gefunden. In Kürze zieht er aus dem Senatsgästehaus aus - nach gut 17 Monaten. Wer ihn in letzter Zeit auf diese Bleibe ansprach, der wurde vom freundlichen Senator ganz schön unwirsch abgefertigt. Das hatte womöglich nicht nur mit seiner leidigen Wohnungssuche, sondern auch mit dem sehr preisgünstigen Untermietverhältnis zu tun.

Im Senatsgästehaus im schönen Ortsteil Grunewald, Menzelstraße 15, nächtigen regelmäßig Gäste aus Bonn, die in Berlin zu tun haben. Auch zugereiste Senatoren fanden dort, soweit sie es wollten, ihre vorübergehende Bleibe. Manche nutzten sie für ein paar Tage, andere für ein paar Wochen. Die Bürgermeisterin, Wissenschafts- und Kultursenatorin Thoben aus Bochum leistete dort Werthebach immerhin dreieinhalb Monate Gesellschaft. Sie brauchte keine Wohnung mehr; sie trat zurück. So lange wie Werthebach, der sein Zuhause bei der Ehefrau in der Nähe von Bonn hat, hielt es jedenfalls noch keiner im Senatsgästehaus aus. Die Miete verriet der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, dem Tagesspiegel auf bohrende Fragen: 625 Mark monatlich zahlt der Senator. "Anderthalb Zimmer mit Bad, aber ohne Küche, es ist ja keine abgeschlossene Wohnung", gibt Kähne zu bedenken.

Da Werthebach sein Amt als Staatssekretär von Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) durch den Bonner Regierungswechsel verloren hatte, kam ihm der Ruf von Eberhard Diepgen im November 1998 sehr gelegen. Natürlich wollte er vor der Wohnungssuche erst einmal die Unwägbarkeiten der Berliner Wahl am 10. Oktober 1999 abwarten. Als dann klar war, dass er sein Amt behielt, schaute sich Werthebach um - und war bald genervt. Zwei Versuche schlugen fehl. Ein Hauswirt in Charlottenburg lehnte den prominenten Mieter gar mit dem Hinweis ab, den Innensenator nehme er nicht. Warum, erläuterte er Werthebach nicht. Vermutlich machte er sich Sorgen, dem Innensenator könnten Demonstranten oder Randalierer ihre Aufwartung vor dem Haus machen. Doch nun hat der Senator in Wilmersdorf eine Wohnung gefunden. Die Adresse verrät er nicht, eben aus Sicherheitsgründen. Weit hat er es vom Senatsgästehaus wohl nicht.

In seiner Anfangszeit als Senator machte er Schlagzeilen mit einem Versäumnis. Ausgerechnet der Innensenator hatte seine Anmeldung vergessen, die das Meldegesetz binnen sieben Tagen unter Androhnung von Verwarn- und Bußgeldern bis zu 1000 Mark vorschreibt. Da zahlte er Lehrgeld. Das wird er nun auch von säumigen Bundesministern verlangen, wie sein - neuer - Pressesprecher Stefan Paris vollmundig erklärte: "Es gibt keine Ungleichbehandlung von Otto Normalverbraucher und Politikern". Mehrere Bundesminister sind laut Berliner Melderegister offiziell noch nicht zugezogen, so Jürgen Trittin und Joschka Fischer, Edeltraud Buhlman nicht, Reinhard Klimmt, Rudolf Scharping nicht. Nur bis zu vier Wochen drückt das Landeseinwohneramt ein Auge zu, aber die Bundesminister sind schließlich schon etwas länger hier.

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