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Ein Hubschrauber hebt mit Insektengift beladen zur Bekämpfung der Raupen des Eichenprozessionsspinners ab.

© dpa

Insektenbekämpfung: Helikopter-Einsatz gegen Raupen

Der für den Menschen gefährliche Eichenprozessionsspinner wird nun mit Gift aus luftigen Höhen bekämpft - allerdings nur in Potsdam. In Berlin werden die Eichen, auf denen die Raupen hausen, vom Boden aus mit Bioziden besprüht.

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Potsdam wird ab Montag in einer groß angelegten Aktion gegen den Eichenprozessionsspinner vorgehen. Dabei soll das Insektengift „Dipel ES“ weitflächig gegen die für den Menschen gefährliche Raupe versprüht werden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) werde die drei Potsdamer Parks Sanssouci, Babelsberg und Neuer Garten am Montag komplett sperren, sagte Gartendirektor Michael Rohde. Ab 10 Uhr soll das Gift von zwei Hubschraubern über weiten Teilen der Parks abgeworfen werden, die acht Stunden lang nicht betreten werden dürfen. An den folgenden Tagen wird das Gift über dem Bornstedter, dem Neuen und dem Sowjetischen Ehrenfriedhof an der B2 und über dem Sacrower Königswald, am Pfingstberg und in den Waldflächen am Stadtrand versprüht. Wälder und Parks werden mit Hinweisschildern versehen. Pilze und Waldfrüchte sollten bis zu 14 Tage nach dem Einsatz nicht gegessen werden.

Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners auch in Berlin

Parallel geht die Potsdamer Stadtverwaltung am Montag auch innerstädtisch gegen den Eichenprozessionsspinner vor. An knapp 30 öffentlichen Flächen und Straßen soll „Dipel ES“ mit Gebläsekanonen von unten auf die Eichen gesprüht werden. Anwohner könnten nur kurzfristig über den jeweiligen Einsatz informiert werden, sagte Grünflächenamtschef Herbert Claes. Fragen beantworte das Bürgertelefon der Stadt unter der Nummer 115. Der Einsatz wird mehrere Wochen dauern. Experten seien sich einig, dass das Mittel in der verwendeten Dosierung für den Menschen ungefährlich sei.

Auch in Berlin hat erstmals die großflächige Bekämpfung des Schädlings mit einem Biozid begonnen. Hubschrauber kommen hier aber nicht zum Einsatz. Fachleute halten das in der Hauptstadt verwendete Mittel „Neem Protect“ aber für ineffektiver als das von Potsdam genutzte Gift. Für dieses musste eine Genehmigung beim Land beantragt werden, Berlin hat darauf verzichtet. Bisher hatte man sich darauf beschränkt, die Nester abzusaugen, doch damit bekam man die Plage nicht in den Griff. Im dritten Raupenstadium des Nachtfalters von Ende Mai bis Mitte Juni können gefährliche Brennhaare in die Luft gelangen und bei Menschen schwere Haut- und Schleimhautreizungen bis hin zu Asthma und allergischen Schockreaktionen verursachen.

Am stärksten betroffen sind in Berlin Dreilinden, der Bereich Kronprinzessinnenweg/Königsweg in Steglitz-Zehlendorf, Havelchaussee, Schanzenwald und Jungfernheide (Charlottenburg-Wilmersdorf), Hakenfelde und Tiefwerder (Spandau), die Bernauer Straße und der Tegeler Forst (Reinickendorf) sowie die Wuhlheide (Treptow-Köpenick). In Treptow-Köpenick und in Steglitz-Zehlendorf haben die Berliner Forsten damit begonnen, insgesamt 503 Eichen in den ihnen unterstehenden Waldflächen zu behandeln. Ansonsten sind die Bezirke für die Bekämpfung zuständig, auf Privatgrundstücken muss der jeweilige Eigentümer eigenverantwortlich aktiv werden.

Biozide im Einsatz gegen die gefährlichen Raupen

Steglitz-Zehlendorf gilt als der am stärksten betroffene Bezirk. Hier hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit 166 000 Euro mehr als die Hälfte des bereitgestellten Gesamtbetrages von 300 000 Euro bewilligt. Im Bezirk gibt es drei Einsatzschwerpunkte. Es handelt sich um die Bereiche Wannsee/Nikolassee und Dahlem sowie den Friedhof Steglitz. Hier werden stark frequentierte Orte wie Bushaltestellen, Schulhöfe und befallene Geh- und Radwegabschnitte von Hauptstraßen gesprüht. In Reinickendorf konzentriert man sich auf in den Vorjahren betroffene Bäume an Straßen, in öffentlichen Grün- und Parkanlagen, auf Spielplätzen, Schulgeländen und Friedhöfen. Insgesamt ist die Behandlung von rund 200 Eichen vorgesehen.

In Spandau hatte man bereits im vergangenen Jahr entlang der Potsdamer Chaussee mit einem Biozid gearbeitet. Hier wird ab Ende der Woche wieder gesprüht, ebenso in Hakenfelde, an der Nonnendammallee in Siemensstadt, am Spandauer Damm und an der Gatower Straße.

In Naturschutzgebieten darf das Biozid aufgrund von Richtlinien zum Schutz seltener Tiere nicht eingesetzt werden. Deshalb sind der Kronprinzessinnenweg und die Havelchaussee (Steglitz-Zehlendorf) sowie die Schönwalder Allee (Spandau) von der Sprühaktion ausgenommen.

Auch mit dem Biozid wird es nicht gelingen, den Eichenprozessionsspinner komplett zu vernichten. Die Erfolgsquote liegt bei 70 bis 75 Prozent. So wird im Anschluss eine mechanische Bekämpfung durch das Absaugen verbliebener Nester notwendig sein.

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