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Aus aller Welt präsentieren sich Länder auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) und entdecken Berlin.

© dpa

Internationale Tourismusbörse: Berlin präsentiert sich minimalistisch als "Berlin"

Auf der Internationalen Tourismus-Börse präsentiert sich die Welt, aber auch Berlin wirbt um Gäste. Was hat die Hauptstadt zu bieten? Unser Autor Sven Goldmann hat sich auf die Suche gemacht und viel Berlin entdeckt - nur den Hauptstadtflughafen nicht.

Sagen Sie mal, wo geht’s hier eigentlich nach Berlin? Unterm Funkturm ist das eine eher ungewöhnliche Frage, aber eine halbe Stunde nach Eröffnung der ITB auch nicht mehr so originell, als dass der Mann mit dem Knopf im Ohr nicht eine gelangweilte Antwort herunterrasseln würde: „Könnse nich vafehln, junga Mann, imma nach links.“ Na, das passt ja immerhin politisch. 

Bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) präsentiert sich Berlin seit Mittwoch als Tor zur Welt. Nun hat aber die Bundeskanzlerin pünktlich zur ITB-Eröffnung ihr Volk  aufgefordert, die Welt ruhig Welt sein zu lassen und mal wieder öfter in Deutschland Urlaub zu machen. Und weil die Deutschen bekanntlich viel und gern für ihre Hauptstadt bezahlen, schauen viele von ihnen auch gern einmal vorbei und nach, was denn so alles mit ihrem Geld angestellt wird. Das lässt sich im Bus 100 zwischen Zoo und Alex erledigen, beim Bummel über Kudamm und Friedrichstraße oder bei der ITB. In Halle 12, wo sich Berlin und Brandenburg so selbstverständlich die Ausstellungsfläche teilen, als sei das gemeinsame Bundesland eine Herzensangelegenheit wie Klaus Wowereit der Bahntunnel durch seinen Lichtenrader Jugendkiez und Matthias Platzeck eine Meisterschaft für Turbine Potsdam.

Vorbei also am Infostand der BVG und der Ausstellungsfläche des künftigen Großflughafens. Eine Werbetafel listet auf, wie viele Piers irgendwann mal wie lang sein werden und dass das Besucherzentrum schon jetzt zu Tagungen einlädt. Flugzeuge sind vorsichtshalber nicht abgebildet. Käme ähnlich exotisch rüber wie die Palmen, mit denen gleich nebenan die Tropical Islands werben. Diese Brandenburger Ferienlandschaft logiert bekanntlich in einer Halle, in der mal Luftschiffe gebaut werden sollten. Wer weiß, was den Industrielandschaftsplanern mal für die Schönefelder Betonbrache einfallen wird.

Halle 12 ist dann, trotz aller Gemeinsamkeiten, doch sehr deutlich aufgeteilt. Rechts wirbt Brandenburg mit sanftem Grün und dem Aphorismus „Das Weite so nah“. Berlin leuchtet rot und vermarktet sich bemerkenswert minimalistisch als „Berlin“. Das ist eingängiger als das superkreative „Be Berlin“, aber nicht ganz so teuer (obwohl – wer weiß…).  44 leuchtend rote Stände schlängeln sich an einem virtuellen Wellenband entlang. Die Palette reicht vom Currywurstmuseum und Käthe Wohlfahrt bis zu Potsdamer Platz und Waldorf Astoria. Ein zentrales Eckchen ist der Ausstellung „Berlin Brands“ gewidmet. Zukunftsträchtige Berliner Marken sind: eine durchsichtige Wasserflasche. Ein Zwischending zwischen Einkaufswagen und Motorroller. Ein paar überdimensionierte Armbanduhren. Und ein roter Stöckelschuh, er erinnert doch sehr an das Modell, aus dem Klaus Wowereit mal Champagner getrunken hat.

Ziemlich weit vorn, eingeklemmt zwischen Tourismus-Schule und Herder Studienreisen, präsentiert sich an den Ständen Nummer 3 und 4 die Basis. Bunte Broschüren mit Bildern aus den Berliner Bezirken. Köpenick-Treptow wirbt überraschenderweise mit dem Hauptmann, Charlottenburg mit „mehr als Kurfürstendamm“. Neukölln ist „der zurzeit bekannteste Berliner Bezirk“, dessen Straßen „die Laufstege internationaler Nachwuchsdesigner sind". Spandau hat den alten Tagesspiegel-Slogan „Immer besser“ geklaut. Hier und da sind noch ein paar Lücken, sehr zum Missfallen der dafür zuständigen Damen. „Hmm, guck mal, da könnte Reinickendorf rein und da Mitte, aber ein Bezirk fehlt doch noch.“ – „Vielleicht Lichtenberg?“

Macht nichts, ist ja noch Zeit, die ersten Tage gehören dem Fachpublikum, Rollkoffer ziehende Frauen und Männer in dunklen Kostümen und Anzügen. Erst am Wochenende kommt die Allgemeinheit mit Rucksäcken und Jutesäcken, in denen dann massenweise Kataloge und Kugelschreiber und Gummiampelmännchen verschwinden dürften. Die Frauen an den Ständen Nummer 3 und 4 kennen ihre Pappenheimer. Berlin bleibt doch Berlin, auch in Halle 12.

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