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Begehrte Breitbandanschlüsse. Für Berliner Unternehmen ist eine digitale Infrastruktur wichtig.

© picture alliance / dpa

Internetprobleme in der Hauptstadt?: Wie das Breitbandportal Berliner Firmen anschlussfähig macht

Das Berliner Breitbandportal hilft seit einem Jahr Firmen, die kein High-Speed-Internet haben. Eine Spandauer Firma hat davon profitiert.

Wer als Unternehmen heutzutage keine schnelle Internetleitung hat, schaut in die Röhre. Doch auch innerhalb Berlins ist eine Breitbandleitung für viele Firmen nicht selbstverständlich. Da es aber ohne eine solche Infrastruktur keine digitale Transformation gibt, haben die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Senatswirtschaftsverwaltung das Berliner Breitbandportal geschaffen.

Vor einem Jahr ging es an den Start. Mit diesem Instrument sollen berlinweit die Bedarfe von Unternehmen erfasst werden. Mittlerweile gehören 13 Internetprovider dazu – von 1&1 über die Deutsche Telekom bis Vodafone.

„Ich habe drei Jahre lang erfolglos nach Anbietern gesucht“, sagt Thomas Korn, Bauleiter der Firma Halter Spreng- und Umwelttechnik aus Spandau. Das Traditionsunternehmen, das 1925 gegründet worden war und in vierter Generation betrieben wird, sitzt im Gewerbegebiet Freiheit 39, nicht weit vom Ikea-Einrichtungshaus entfernt.

Die Firma hat sich auf Kampfmittelbeseitigung und Gebäude-Sprengung beziehungsweise Erschütterungsabbruch spezialisiert. „Aber bis zu diesem Jahr hatten wir nur eine extrem lahme ISDN-Leitung, weil zu unserem Gebäude im Gewerbegebiet kein Glasfaserleitungen gelegt waren, und jeder Anbieter, den ich kontaktiert habe, hat mir erstmal gesagt: Das geht bei Ihnen nicht“, berichtet Korn.

Vor einem Jahr sei der Bedarf der Firma auf dem Berliner Breitbandportal aufgenommen worden. „Plötzlich meldeten sich etliche Anbieter wieder“, schildert der Bauleiter. Die Verhandlungen seien immer noch nicht ganz reibungslos verlaufen: Die einen hätten erst zugesagt und dann doch festgestellt, dass das Vorhaben nicht umzusetzen sei. Die nächsten seien zu teuer gewesen.

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„Dabei brauchen wir schnelles Internet, da alles mögliche bei uns jetzt auch mit großen Dokumenten hinterlegt wird, etwa in der Rechnungslegung“, erklärt Korn. Vorwärts gegangen „mit der ganzen Internetsache“ sei es dann, als Colt sich der Sache angenommen habe. Das ist ein internationales Telekommunikationsunternehmen, das Netzwerkservices für Firmen anbietet.

1500 Bedarfsmeldungen gab es bis jetzt beim Berliner Breitbandportal

„Die haben Termine gemacht und eine Bestandsaufnahme, und dann ging es los mit den Bauarbeiten einer Tiefbaufirma und später kamen die restlichen 450 Meter Glasfaserkabel bis zu unserem Gebäude.“ So wie die Firma Halter haben seit dem Start des Berliner Breitbandportals rund 1500 Unternehmen ihren Bedarf gemeldet.

Gerade in Zeiten wie der aktuellen Pandemie sei deutlich geworden, wie wichtig ein breitbandfähiger Internetanschluss für die Berliner Wirtschaft sei, um „entsprechend leistungsfähig zu bleiben“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).

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Neben Unternehmen können auch Privatleute ihren Bedarf über das Portal kundtun. Die Telekommunikationsunternehmen melden sich dann ihrerseits bei den Anfragenden und machen Angebote. „Unser Ziel ist es, das Portal weiter auszubauen, um so die Breitbandlücken im Land sukzessive zu schließen.“

Das Besondere an dem Portal ist, dass sich neben den bekannten Playern der Telekommunikationsbranche auch weniger bekannte Provider befinden: Sie können spezifische Glasfaserlösungen für Unternehmen in schlechter versorgten Lagen anbieten. Das sei „ein großer Mehrwert für das Portal und den Glasfaserausbau im Land Berlin“, hieß es in der Verwaltung.

Das Ganze hat sich auf die verbesserte Versorgung mit Gigabandbreiten ausgewirkt

So könnten Glasfaseranschlüsse für Unternehmen, die über die üblichen Vertriebswege nicht zu einer Lösung gekommen sind, über ihre aktive Bedarfsmeldung auf dem Portal doch noch mit Highspeed-Internet versorgt werden.

Die steigende Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen und die Ausbaudynamik des Telekommunikationsmarktes wirkten sich bereits auf die verbesserte Versorgung mit Gigabitbandbreiten im Land aus. Von Ende 2019 bis Mitte 2020 sei die Verfügbarkeit mit mindestens 1000 Megabit pro Sekunde von 85,3 Prozent auf 92 Prozent der Haushalte gestiegen.

Die Bedarfsmeldungen sind nicht nur auf einer interaktiven Karte in unterschiedlichen Detailtiefen dargestellt, sondern werden – sofern gewünscht – den Providern zur Verfügung gestellt. Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Der Provider Colt, der erstmal einen ganzen Straßenschacht von einer Tiefbaufirma ausgraben lassen musste und dann die Glasfaserkabel bis in die Firma Halter verlegt hat, habe als einmalige Anschlussgebühr 8000 Euro in Rechnung gestellt.

Für die Leitung zahle das Unternehmen monatlich 499 Euro. „Dafür haben wir aber eine sehr professionelle symmetrische Leitung“, schwärmt Korn. Das bedeute, dass Download und Upload gleich schnell sind. „Das ist quasi eine Standleitung“, sagt der Bauleiter. Das Breitbandinternet sei noch rechtzeitig im Frühjahr gekommen: Mit der alten Firmenleitung wäre die Kommunikation zwischen Zentrale und Homeoffice extrem schwierig geworden.

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