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Interview: "Ein intelligenter Streik sieht anders aus"

Klaus-Dietrich Schmitt, Chef der kleinen "Gewerkschaft Verwaltung und Verkehr" (GVV), erklärt, wie man einen richtig Arbeitskampf führt und warum seine Kollegen auch während des Streiks weiter arbeiten wollen.

Herr Schmitt, was läuft Ihrer Ansicht nach falsch beim derzeitigen Streik?

Ein unbefristeter Streik ist das völlig falsche Mittel, um Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber zu führen. Das müsste man intelligenter angehen.

Wie sähe denn ein intelligenter Streik aus?

So, wie es die Lokführer bei der Bahn gemacht haben: Verhandeln, wenn es nicht weitergeht, kurze Zeit in den Arbeitskampf gehen, dann wieder verhandeln und wenn sich nichts tut, wieder streiken. So vergrätzt man die Kunden nicht völlig.

Besteht denn die Gefahr, dass BVG-Kunden wegbleiben?

Ja, auch weil wir in Berlin eine besondere Fahrgaststruktur haben. Viele der alten West-Berliner sind bis heute aus politischen Gründen nicht S-Bahn gefahren. Nach dem Mauerbau 1961 boykottierten sie die „Ulbricht“-Bahn, um nicht das DDR-Regime zu unterstützen. Durch den Streik sind sie nun gezwungen, S-Bahn zu fahren und bleiben vielleicht dabei.

Was schlagen Sie vor?

Wir haben der BVG gesagt, dass wir bereit sind, mit unseren 250 Mitgliedern einen Notfahrplan zu besetzen. Wir sehen uns nicht als Streikbrecher, man muss Kollegen, die kein Streikgeld beziehen, die Chance geben, Geld zu verdienen.

Wie reagiert die BVG?

Sie würde das Angebot annehmen, es müsse aber technisch geprüft werden.

Klaus-Dietrich Schmitt (57) ist Chef der kleinen „Gewerkschaft Verwaltung und Verkehr“ (GVV) mit 250 Mitgliedern. Sie rebellieren gegen Verdi. Mit ihm sprach Tanja Buntrock.

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