zum Hauptinhalt

Interview mit einer Prostituierten: „Ich finde meine Arbeit nicht entwürdigend“

Im Interview mit dem Tagesspiegel spricht eine Berliner Prostituierte über ihre Arbeit und schärfere Gesetze gegen ihr Gewerbe.

Von Sandra Dassler

Darf ich Ihren Namen erfahren?

Nein, ich habe keine Lust auf Beschimpfungen. Ich bin 38, und seit sechs Jahren Sexarbeiterin in Berlin und Bayern.

Warum nennen Sie sich Sexarbeiterin?

Es streicht heraus, dass es sich um eine ganz normale Arbeit handelt.

Das sieht Alice Schwarzer anders.

Schlimm, dass sie sich anmaßt, über uns ein Urteil zu fällen. Die meisten arbeiten freiwillig und fühlen sich absolut nicht als Opfer. Ich habe studiert, als Webdesignerin gejobbt und dann beschlossen, Sexarbeiterin zu werden.

Warum?

Zwölf Stunden am Schreibtisch – da streikte mein Rücken. Und man wurde als Webdesignerin von Auftraggebern gnadenlos ausgenutzt. So entwürdigend muss ich mich als selbstständige Sexarbeiterin nicht behandeln lassen.

Was reizt Sie noch an Ihrer Tätigkeit?

Sie ist flexibel und erfordert hohe Professionalität. Wir bieten Dienstleistungen an wie Masseure oder Therapeuten. Der Beruf ist nicht für jede geeignet. Aber auch Alice Schwarzer muss zur Kenntnis nehmen, dass es Frauen gibt, die ihn genießen.

Das muss sich für viele Zwangsprostituierte wie Hohn anhören.

Wenn etwas unter Zwang geschieht, ist das Vergewaltigung, Nötigung – eine kriminelle Handlung eben. Aber für mich ist es keine Prostitution.

Sie sind also gegen schärfere Gesetze?

Ja, die würden viel Leid für die Betroffenen bringen, weil sich alles in nicht-offizielle Räume verlagern würde. In den USA ist Prostitution verboten. Viele Kolleginnen dort werden ermordet. Denn an die Polizei können sie sich ja nicht wenden, wenn sie bedroht werden.

Zur Startseite