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Die Hamburger Pop-Sängerin Leslie Clio (28) über ihr Album "Eureka".

© Robert Wunsch/promo

Interview mit Leslie Clio: „Ich war immer so das Entertaining-Kind“

Bei ihrem Konzert in Berlin tanzte Leslie Clio in allerbester „Eureka“-Laune über die Bühne, kämpfte mit ihrer rutschenden Hose und duellierte sich mit ihrem Gitarristen im Headbanging. Wir haben das Energiebündel beim Mittagessen getroffen.

Es ist 15 Uhr. Eine schlechte Zeit für ein Interview?

Nee. Es gibt keine schlechte Zeit für Interviews. Vielleicht wenn man müde ist, um 4:00 Uhr nachts und man lieber schlafen würde. Grundsätzlich bin ich aber immer für Interviews bereit.

Echt?

Warum nicht? Why not? Hashtag Why not. (lacht)

Weil’s anstrengend ist …

Vieles ist anstrengend, wenn man es anstrengend nimmt. Nimmt man es leicht, ist alles im Leben einfach. Und ich würde nie sagen, dass Interviews anstrengend sind. Warum denn? Guck mal, ich esse jetzt was, wir reden - finde ich nicht anstrengend.

Was machst du normalerweise zu dieser Zeit?

Jeden Tag unterschiedlich. Heute sitze ich hier, morgen mache ich auf der Bühne den Soundcheck. Im Jogginganzug. Nach der Tour fahre ich nach New York, da ist jeder Tag anders. Das Leben ist eine Summe von Phasen und irgendwann kommt auch die zu-Hause-sein-Phase, die Routinephase. Jetzt ist so die Hick-hack-Phase.

Wenn du so viel machen musst, dann bist du mit deinen Gedanken schon wieder ganz woanders …?

Nein, ich bin immer im Moment. Also gerade habe ich Reis im Mund, das fühlt sich gut an. Und jetzt trinke ich Wasser. (lacht) Es gibt zwei verschiedene Zeiten. Es gibt die psychologische Zeit und es gibt die - was ist denn das Gegenteil - die andere Zeit. In der psychologischen Zeit ist der Geist immer in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Man ist am Planen oder Rekapitulieren. Das sind aber nicht wir. Wir sind immer nur im Jetzt.

Wir wollten eigentlich über deine Jugend sprechen. Was war das erste Konzert, das du besucht hast?

Das ist eine schwierige Frage, weil ich eine sehr musikalische Mutter hatte. Ich bin schon als Kind viel auf Konzerten gewesen. Ich komme aus Hamburg, da gibt’s die Stadtpark Freilichtbühne, wo im Sommer immer Konzerte auf der Wiese sind. Da wurde ich ständig mit hingeschleppt. Ich glaube das erste war von Angelique Kidjo. Wir durften mit ihr auf der Bühne tanzen und das wurde im NDR ausgestrahlt. Ich habe mich dann aufgeregt, warum ich nur fünf Sekunden zu sehen bin. (lacht) Da war ich so fünf sechs.

Was macht für dich eine gute Party aus?

Party für mich ist Tanzen, es kommt auf die Musik an. Nicht, sich zu betrinken und sich am nächsten Tag an nichts mehr zu erinnern. Das liegt aber auch daran, dass ich jetzt nicht mehr 16 oder 17 bin. Alles gehabt.

Alles ist gut so, wie es ist. "Und wenn deine Pläne nicht funktionieren, dann hat Big Mama bessere für dich", sagt Leslie Clio.
Alles ist gut so, wie es ist. "Und wenn deine Pläne nicht funktionieren, dann hat Big Mama bessere für dich", sagt Leslie Clio.

© Robert Wunsch/promo

Weißt du noch, wie du deinen 18. Geburtstag gefeiert hast?

Oh, gute Frage. Guuute Frage. Äh, nee. (lacht)

Echt?

Nee, weiß ich nicht mehr. Keine Ahnung. Ich komme aus keinem strengen Elternhaus. Das war immer „Laissez-faire“. Deswegen war der 18. Geburtstag gar nicht so der Big Deal. Wahrscheinlich war ich auf irgendeinem Festival am Rumtanzen.

 

Was habt ihr damals so angezogen?

Ich bin mit zwölf ins Internat gekommen. Da war ich auch das erste Mal richtig verknallt. Meine damalige Stiefschwester war mit mir Schuhe kaufen. Braune Skater Osiris-Schuhe. Und dazu Dickies Hosen. Ich fand mich sehr cool. (lacht) Naja, 90ies halt.

Gibt’s eine Marotte aus deiner Kindheit, die du mitgenommen hast?

Das ist jetzt ein bisschen spirituell, aber ich glaube, ich bin schon als Leslie Clio und du bist schon als du zur Welt gekommen. Du kommst schon als Person auf die Welt und wirst dann irgendwann erwachsen, aber die Grundsachen sind von Anfang an da. Es gibt verschiedene Säulen: die Genetik, das soziale Umfeld, Erziehung und schulische Bildung und die Astrologie. Die machen dich zu dem, was du bist. Wenn du zum Beispiel Zwillinge trennst, der eine wächst in einem Soweto-Ghetto auf und der andere geht nach Oxford. Gleiche Erbinformation, aber völlig anders. Was war die Frage nochmal? (lacht)

Ob du Marotten aus deiner Kindheit mitgenommen hast.

Insofern: viele. (lacht)

Dann wusstest du schon immer, dass du Musikerin werden willst?

Auch das. Nach meinem Abitur bin ich nach Indien. Als ich irgendwann zurückgekommen bin, wurde ich angesprochen: „Hey, du hast doch in der Schule immer gesungen“ und auf einmal hatte ich eine Gesangsausbildung in der Tasche, bin nach Berlin und dann zack, zack, erste Platte. Was ich kontinuierlich gemacht habe, war, mich maximal mit der englischen Sprache und der Musik zu beschäftigen. Ich kenne jedes blöde Poplied dieser Welt auswendig.

Und wenn das nicht funktioniert hätte?

Hätte immer funktioniert. Ich bin singend auf die Welt gekommen, darum bin ich hier. Das ist meine Funktion. Es gibt keine Alternativen.

 

Hast du ein Lebensmotto?

Mach dir keine Sorgen, dann wird alles genau so sein, wie’s sein soll. Und wenn deine Pläne nicht funktionieren, dann hat Big Mama bessere Pläne für dich.

 

Jetzt zu deiner Musik. Hast du ein Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?

Wir machen immer einen Kreis und dann sagt einer „Yes“ und die anderen sagen „Oh“ und dann wieder einer „Yes“ und die anderen „Oh“, er wieder „Yes“ und dann alle „Eurekaaa!“ Dann umarmen wir uns, sagen, dass wir ganz toll sind und wir uns lieb haben und dass das die besten eineinhalb Stunden unseres Lebens werden.

 

Warum heißt dein Album „Eureka“?

In der Popwelt gibt’s viel Dramatik und Dunkelheit. Das ist alles ganz toll, aber du umgibst dich ständig mit dieser Traurigkeit. Ich wollte da mehr Licht reinbringen. Ein gutes Gefühl bei den Leuten hinterlassen, nicht, dass die da geknickt rausgehen, weil die Musik so trieft. Deshalb: Eureka!

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Hanna Kroll, 15

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