zum Hauptinhalt
Margarete Koppers neben Innensenator Frank Henkel bei der Pressekonferenz zur Auswertung des 1. Mai.

© dapd

Interview mit Margarete Koppers: „Ich bin Optimistin“

Polizei-Vizepräsidentin Koppers hat ihren ersten Einsatz gegen die Maikrawalle erfolgreich bestanden. Im Tagesspiegel-Interview fordert sie die linke Szene auf, sich an der Befriedung der Mai-Demo zu beteiligen.

Von Frank Jansen

Frau Koppers, ist Ihnen der Posten der Polizeipräsidentin nun sicher?

Das müssen Sie Herrn Henkel fragen.

Aber es ist doch auch Ihr Verdienst, dass die Walpurgisnacht ruhig blieb und der 1. Mai nicht in eine Krawallorgie ausgeartet ist.
Ich bin natürlich zufrieden, dass die Konzepte und die Einsatzphilosophie, an denen ich mitgearbeitet habe, aufgegangen sind. Aber ich halte es für etwas überzogen, dass in den Medien schon vor dem 1. Mai die Rechnung aufgemacht wurde: Wenn es schief geht, braucht sich Koppers nicht für den Posten der Polizeipräsidentin zu bewerben, wenn es gut läuft, hat sie ihn sicher. Das ist zu kurz gedacht. Am Erfolg eines Einsatzes der Polizei sind viele Kolleginnen und Kollegen beteiligt, nicht nur ich.

Sehen Sie hier: Bilder vom 1. Mai in Berlin

Warum wurde die Revolutionäre Demonstration am 1. Mai nahe dem Jüdischen Museum gestoppt und nicht schon nach den Steinwürfen gegen eine Filiale der Sparkasse und zwei Tankstellen?

Der Angriff auf die Sparkasse geschah ganz zu Anfang der Demonstration. Hätte die Polizei den Aufzug schon da gestoppt, hätten wir den vielen friedlichen Teilnehmern auch dieses Aufzuges das Recht auf Versammlungsfreiheit genommen. Außerdem wäre dann eine Eskalation der Gewalt zu befürchten gewesen. Schon nach den ersten Steinwürfen sind aber mutmaßliche Täter aus der Demonstration herausgeholt und in Gewahrsam genommen worden.

Hatte sich die Polizei ein Limit gesetzt, ab wann Steinwürfe nicht mehr hinnehmbar waren?

Die Polizei hat erst stärker eingegriffen, als es nahe dem Jüdischen Museum vermehrt zu Steinwürfen kam. Und ich bedauere sehr, dass solche Bilder nahe einer jüdischen Einrichtung entstanden sind. Behauptungen aus dem Umfeld der Veranstalter der Revolutionären Demonstration, die Polizei habe bewusst vor dem Jüdischen Museum provoziert, sind absurd.

Sehen Sie hier: Bilder aus der Walpurgisnacht

Am 1. Mai hat die Polizei 119 Personen festgenommen. Wo kamen die her?

104 Festgenommene sind deutsche Staatsangehörige, die anderen sind nicht-deutscher Herkunft.

Halten Sie es für wahrscheinlich, dass 25 Jahre nach den ersten, schweren Ausschreitungen an einem Maifeiertag die Krawallserie ausläuft?

Eine Prognose wäre ein Blick in die Glaskugel. Es gibt allerdings tendenziell seit mehreren Jahren einen Rückgang der Gewalt am 1. Mai. Wir halten weiterhin an dem Ziel fest, die Revolutionäre Demonstration zu befrieden. Ich bin da Optimistin. Das Ziel ist zu erreichen, wenn wir die intensive Kommunikation mit allen Akteuren fortsetzen, die ein politisches Anliegen haben und nicht auf Krawall aus sind. An dieser Debatte müsste sich allerdings auch die linke Szene deutlich stärker beteiligen.

Margarete Koppers hat zum erstem Mal den Einsatz gegen die Maikrawalle geleitet. Die 50-jährige Juristin steht seit vergangenem Juni kommissarisch an der Spitze der Berliner Polizei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false