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Drachen fliegen auf dem Tempelhofer Feld.

© dpa

Interview mit Tempelhof-Aktivisten: Treiben die Grünen am Tempelhofer Feld ein falsches Spiel?

Die Grünen unterstützen das Volksbegehren gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes. Sie wollen aber nach einem erfolgreichen Volksentscheid doch noch eine Randbebauung in ihrem Sinne erreichen. Darüber sprachen wir mit Michael Schneidewind von der Initiative ,„100% Tempelhofer Feld“.

Herr Schneidewind, fühlen Sie sich von den Grünen verschaukelt? Die Partei unterstützt seit Sonnabend Ihr Volksbegehren gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes, hält aber zugleich an einer Randbebauung fest. Diese soll nur anders aussehen als die Vorhaben der Koalition.

Erst mal freuen wir uns natürlich über die Unterstützung. Es ist gut, dass die Grünen dem Masterplan des Senats die Rote Karte zeigen. Dass sie nach einem Erfolg des Volksbegehrens dann aber über eine Randbebauung in ihrem Sinne diskutieren und diese durchsetzen wollen, ist schon ein merkwürdiger Widerspruch.

Ist das Ansinnen überhaupt juristisch haltbar? Ihr Gesetzentwurf lehnt jede Bebauung ab. Wird er von den Berlinern befürwortet, dürften doch keine Bauarbeiter anrücken, oder?

Das ist nicht so. Wir haben eine repräsentative Demokratie. Das Abgeordnetenhaus kann als höchstes gesetzgebendes Organ jedes neue Gesetz wieder verändern. Juristisch wäre es deshalb im Falle von Tempelhof okay, wenn nach einem erfolgreichen Volksentscheid ein neues Gesetz käme für eine eventuell veränderte Randbebauung, wie sie die Grünen anstreben. Politisch wäre das aber fatal. Es wäre wohl kaum gegen den erklärten Willen der Bevölkerung durchsetzbar.

Die Baupläne des Senats sind den Grünen zu massiv. Sie wollen eine durchlässigere und niedrigere Bebauung. Warum wehrt sich Ihre Initiative auch dagegen?

Berlin braucht jede Menge neue Wohnungen. Das sehen auch wir so. Aber wir sollten für Neubauten erst mal Scouts durch die Stadt schicken. Diese müssen intensiv nach geeigneten Baulücken suchen. Es gibt auch Areale, die bereits versiegelt sind oder aus anderen Gründen niemals der Naherholung dienen werden. Da gibt es noch viel unentdecktes Potenzial in Berlin. Wenn die Grünen am Tempelhofer Feld gleich auf der grünen Wiese bauen wollen, verraten sie ihren Grundsatz der ökologischen Stadtentwicklung.

– Die Fragen stellte Christoph Stollowsky.

Michael Schneidewind, 62, ist Stadtplaner und Vorstandsmitglied der Initiative „100 % Tempelhofer Feld“. Die Initiative will das Feld von jeder Bebauung frei halten.

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