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Interview: Warum Berlins Tierheim Pflegestellen sucht: ,,Guter Betreuung wirkt Wunder"

Tierschutz-Sprecherin Beate Kaminski über die Platznot im Tierheim und die Anforderungen für ,,Pflegeeltern"

Das Tierheim Berlin weiß nicht mehr wohin mit den vielen heimatlosen Hunden und Katzen, um die es sich kümmern muss. Deshalb sucht der Tierschutzverein für Berlin verstärkt private Pflegestellen. Dringend gesucht werden Tierfreunde, die einen oder mehrere Vierbeiner ehrenamtlich eine Zeit lang bei sich Zuhause aufnehmen. Wir befragten dazu die Sprecherin des Tierheimes in Hohenschönhausen, Beate Kaminski.

Welche Tiere möchten Sie bevorzugt an private Pfleger abgeben?
Zum einen junge Katzen und Hundewelpen, die wir wegen ihres geringen Alters noch nicht vermitteln können. Sie verbringen die ersten Monate ihres Lebens dann in der Pflegestelle. Zum anderen aber auch erwachsene Tiere. Besonders wichtig sind Pflegestellen für chronisch kranke oder verhaltensauffällige Vierbeiner. Tiere, die plötzlich ihre gewohnte Umgebung verlieren, sind oft traumatisch gestört, sie trauern, ziehen sich scheu zurück, fressen nicht mehr. Sie brauchen eine intensive und geduldige Zuwendung, die wir im Tierheim leider nicht immer leisten können. Bei solchen Hunden und Katzen kann ein privates Umfeld Wunder bewirken. Die Tiere tauen sichtbar auf.

Welche Voraussetzungen braucht man für eine Pflegestelle?
Natürlich brauchen Sie tierischen Sachverstand. Sie sollten auch mindestens 18 Jaht alt und wenigstens so mobil sein, dass Sie mit ihrem Pflegling zur medizinischen Versorgung ins Tierheim fahren können. Und selbst bei einer temporären Aufnahme sollte man das Einverständnis des Vermieters einholen.

Wie unterstützen Sie die Pflegeeltern auf Zeit?
Auf Wunsch stellen wir ihnen Futter zur Verfügung und statten sie mit sämtlichem Zubehör aus, vom Freßnapf bis zur Leine. Selbstverständlich sind auch die Behandlung und Beratung in der tierheimeigenen Veterinärpraxis kostenlos. Und wir bereiten die Menschen auf ihre tierische Aufgabe vor. Wir achten darauf, dass sie die nötigen Arbeiten realistisch einschätzen und sich nicht übernehmen. Welpen beispielsweise sind naturgemäß besonders begehrt. Aber wer überlegt sich, wie aufwändig es ist, so einen kleinen Kerl eventuell mit der Flasche zu füttern, ihn zur Sauberkeit zu erziehen etc.. Wer ein Tier pflegt, braucht Verantwortungsbewusstsein. Der Kuschelfaktor alleine reicht nicht.

Fällt es manchen Pflegern nicht schwer, sich nach einer längeren Zeit von ihrem Schützling wieder zu trennen?
Das kommt natürlich vor. Manche nehmen ein Tier dann auch für immer zu sich. Doch andererseits wird ja von Anfang an eine klar begrenzte Betreuungszeit festgelegt. Viele ehrenamtliche Helfer stellen sich darauf ein. Sie wissen: Danach kommt wieder ein neues Tier, an dem ich Freude habe.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den bisherigen Pflegestellen?
Diese Zusammenarbeit gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten – mit durchweg positiven Erfahrungen. Zur Zeit haben wir rund 50 ehrenamtliche Pfleger. Alle sind komplett ausgebucht, Deshalb möchten wir das Modell der Pflegestellen ausweiten.

Wo erhalten Interessenten weitere Informationen?
Sie sollten uns eine Mail senden unter praxis@tierschutz-berlin oder uns anrufen. Telefon: 030-76888159. Auch unsere Website hilft weiter unter www.tierschutz-berlin.de/spenden-und-helfen/ehrenamtlich-helfen.

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