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Jeder Marathon-Läufer trägt einen kleinen Chip am Fuß

© John MACDOUGALL / AFP

Interview zum 45. Berlin-Marathon: „Trickser haben kaum Chancen“

Die SCC Events GmbH organisiert den Berlin-Marathon. Sprecher Thomas Steffens erklärt, was Zeitmessung und Schweinemast miteinander zu tun haben.

Herr Steffens, wird beim Berlin-Marathon manchmal getrickst, um die begehrte Urkunde zu bekommen?

Es kommt nicht oft vor, aber bei mehr als 40.000 Läufern sind alljährlich doch einige Trickser unterwegs. In der Regel versuchen diese, heimlich Abkürzungen zu nehmen, um rascher voranzukommen oder die Strecke überhaupt zu schaffen. Wir haben aber auch schon kuriose Einzelfälle erlebt, bei denen sich zwei Läufer die Strecke teilten. Der Erste übergab seinen Kontroll-Chip, den sogenannten Champion-Chip, einem Kumpel irgendwo am Straßenrand – und dieser schaffte es dann bis zum Ziel.

Kommen Sie Schwindeleien auf die Spur?

In der Regel ja, und zwar mithilfe der genannten Chips. Einen solchen Zeitmesser muss jeder Läufer an seinem Laufschuh befestigen, will er eine Zielzeit erreichen. Trickser haben kaum Chancen.

Wie funktionieren die Chips?

Lachen Sie nicht, das System stammt aus den 90ern, und zwar aus der Schweinemast in Holland, es diente dort dazu, den Überblick über die Tiere zu behalten. Inzwischen werden die Chips aber bei vielen großen Marathons zum Timing eingesetzt. Der Chip ist mit vier Gramm ein wahres Leichtgewicht. Er steckt in einer Glaskapsel zusammen mit einer Spule für die Energieversorgung.

Aufgeladen wird der Miniatur-Transponder an Kontrollpunkten entlang der Strecke, die jeweils fünf Kilometer voneinander entfernt sind. Dort liegen Tartanmatten auf der Straße, unter denen sich Magnetfelder befinden. Während des Aufladens sendet der Chip seinen Identifikationscode an unser Zeitmesssystem, und dieses übermittelt die Läuferdaten in Echtzeit zur Auswertung an den Computer.

Wie behalten Sie den Überblick angesichts dieser riesigen Datenmenge?

Die verlässliche Auswertung beschäftigt uns gut drei Wochen lang. Deshalb werden die Marathon-Urkunden erst nach einem Monat versandt. Bei dieser Kontrolle fliegt dann mancher Schwindel auf.

Zum Beispiel?

Abkürzungen fallen sofort ins Auge. In diesem Falle fehlen ja Kontrollpunkte mit Zwischenzeiten. Steigt ein Läufer hingegen unterwegs ganz aus und überlässt seinen Chip einem Freund, der für ihn weiterrennt, so zeigt die Messkurve eventuell deutliche Tempounterschiede. Zieht der Läufer beispielsweise nach Kilometer 22 irre los, ist das verdächtig. Zusätzlich können wir die Aufnahmen der Videokameras an der Strecke kontrollieren. Hat dieselbe Startnummer plötzlich andere Klamotten an, na, dann ist die Sache klar.

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