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Berlin: Irak-Film: Liberaler fordert Zensur

Nach seinem letzten Kinobesuch war Alexander Ritzmann entsetzt. Der FDP-Innenpolitiker sah am Sonntag im Neuköllner Karli-Multiplex den umstrittenen türkischen Actionfilm „Kurtlar Vadisi – Tal der Wölfe“.

Von Sabine Beikler

Nach seinem letzten Kinobesuch war Alexander Ritzmann entsetzt. Der FDP-Innenpolitiker sah am Sonntag im Neuköllner Karli-Multiplex den umstrittenen türkischen Actionfilm „Kurtlar Vadisi – Tal der Wölfe“. Wie der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) fordert er die Absetzung des Films. Während sich Stoiber darauf beruft, der Film schüre „Hass und Misstrauen gegen den Westen“, geht es Ritzmann um das „Herausstellen des Antisemitischen“. Im „Tal der Wölfe“ ist neben nachgespielten Prügelszenen im Gefängnis Abu Ghraib ein amerikanisch-jüdischer Arzt zu sehen, der Folteropfern im Stile des Nazi-Arztes Mengele Nieren entnimmt. Im Film sieht man einen Transportbehälter mit der Aufschrift „Tel Aviv, Israel“.

„Der Jude wird als Unmensch dargestellt, der unschuldige Araber zerlegt“, empört sich Ritzmann. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte sei diese Darstellung „jenseits der Zumutbarkeit“. Der Zentralrat der Juden hatte an die Kinobetreiber appelliert, den Film abzusetzen. Von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin war keine Stellungnahme zu erhalten.

Weniger Probleme hat Ritzmann mit dem im Film dargestellten Antiamerikanismus. In amerikanischen „Rambo“-Filmen der 80er Jahre seien auch antisowjetische und -kommunistische Ressentiments dargestellt worden.

Gegen ein Verbot des Films sprechen sich Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann, CDU-Innenpolitiker Frank Henkel, SPD-Migrationspolitiker Thomas Kleineidam und Giyasettin Sayan von der Linkspartei aus. Gerade vor dem Hintergrund des Karikaturenstreits lehnen sie Zensur ab und fordern eine „verantwortungsvolle Debatte“ über den Film.

„Wir spielen weiter. Jeder sollte sich seine Meinung bilden und darüber diskutieren“, sagt Georg Welles, Sprecher der UCI Multiplex GmbH. Andreas Kramer vom Hauptverband deutscher Filmtheater hält auch nichts davon, einen „Film als Kulturgut“ zu zensieren. Stattdessen solle das Werk zu einem „konstruktiven Dialog“ animieren.

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