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Berlin: Islamisten mit Verbindungen zum Attentat auf Djerba

Die Sicherheitsbehörden glauben, dass die Verdächtigen aus der Al-Nur-Moschee Kontakte zur Al Qaida in Saudi-Arabien haben

Von Frank Jansen

DER IRAK-KRIEG: PROTESTE UND BEDROHUNGEN

Bei den Ermittlungen gegen sechs Islamisten aus dem Umfeld der Neuköllner Al-Nur-Moschee gibt es nach Informationen des Tagesspiegel offenbar Hinweise auf Verbindungen zum Al-Qaida-Anschlag auf der tunesischen Insel Djerba. Es werde auch geprüft, ob der Fall mit weiteren Attentaten in Zusammenhang steht, hieß es in Sicherheitskreisen. „Am ehesten kommt jedoch Djerba in Frage“, sagte ein Experte. Auf der Ferieninsel hatte sich am 11. April 2002 vor der Synagoge La Ghriba ein Tunesier in einem Kleinlastwagen mit einem vollen Flüssiggastank in die Luft gesprengt. 21 Menschen starben, darunter 14 deutsche Touristen.

Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelt, wie berichtet, gegen sechs Islamisten aus Berlin wegen des Verdachts, sie hätten einen Anschlag zum Beginn des Irak-Krieges geplant. Donnerstagabend durchsuchten Bundeskriminalamt und Berliner Polizei Räume in der Al-Nur-Moschee in der Haberstraße und fünf weitere Objekte. Je zwei Libanesen, Marokkaner und Tunesier wurden festgenommen. Gegen einen Tunesier erließ ein Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe am Freitag einen Haftbefehl.

Der 32 Jahre alte Islamist war in Charlottenburg in der Neuen Kantstraße festgenommen worden. Die Beamten entdeckten eine scharfe Pistole, Munition und gefälschte Reisepapiere. Bei den anderen fünf Islamisten reichten die Haftgründe nicht aus, sie kamen wieder frei. Dennoch sei die gesamte Gruppe weiterhin verdächtig, eine terroristische Vereinigung gegründet zu haben, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft.

Zu den Hinweisen auf eine Verbindung zum Anschlag auf Djerba äußern sich die Sicherheitsbehörden nur in Andeutungen. Offenbar führt eine Spur nach Saudi-Arabien. Im Sommer 2001 erwarb der Saudi Al-A. zusammen mit den jetzt festgenommen libanesischen Brüdern Salem und Kamal El-R. das Grundstück mit dem Fabrikgebäude in der Haberstraße. Der Kaufpreis betrug 2,375 Millionen Mark. Die frühere Fensterfabrik wurde zur Al-Nur-Moschee umgebaut. Einer der mutmaßlichen Hintermänner des Djerba-Attentats, der Duisburger Christian G., setzte sich im November 2002 nach Saudi-Arabien ab – möglicherweise zu Al-Qaida-Kreisen, denen auch der Saudi Al-A. angehören könnte. Christian G. hatte wenige Stunden vor dem Anschlag auf Djerba mit dem Attentäter telefoniert, dem Tunesier Nizar Naouar. Auf die Frage, ob der Djerba-Attentäter Kontakte zu den beiden jetzt in Berlin festgenommenen Tunesiern unterhalten haben könnte, äußerten sich die Sicherheitsbehörden gestern nicht.

Sollten sich die Hinweise auf eine Verbindung zwischen dem Anschlag auf Djerba und dem Fall in Berlin bestätigen, wäre dies ein Beleg für die schon seit Jahren von Sicherheitsexperten vermuteten Kontakte aus der Al-Nur-Moschee und dem Trägerverein „Die Islamische Gemeinschaft Berlin“ zu Al Qaida. Ein Fachmann nennt ein Indiz: In der Moschee sei der Terrorangriff des 11. September bejubelt worden. Andere Experten beschreiben die Moschee als Sammelbecken von Islamisten. Es gebe Anhänger der palästinensischen Terrororganisation Hamas, der auch gegen Israel kämpfenden Hisbollah und der Muslimbruderschaft. Die von Palästinensern in Israel verübten Selbstmordanschläge hätten die in der Al-Nur-Moschee verkehrenden Islamisten ebenfalls gefeiert.

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