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Berlin: „Ist das ein Scherz?“ – „Nein, ein Überfall“

Die BP-Tankstelle am Messedamm ist binnen weniger Wochen drei Mal überfallen worden. Der Tankwart arbeitet unbeirrt weiter

Der Türspalt öffnete sich kurz, der junge Mann betrat die Tankstelle. „Schönen guten Abend“, sagte er. „Das ist ein Überfall. Verlassen Sie den Kassenbereich.“ Tankwart Björn Ehrke antwortete nicht viel, nur: „Is’n Scherz, oder?“ Dann wurde der Ton rauer, aber das Deutsch nicht schlechter: „Verlassen Sie die Kasse, sonst werden Sie ernsthaft verletzt!“ Als der junge Mann seine Reizgasflasche aus der Jackentasche holte und dem Tankwart vors Gesicht hielt, da hatte auch Ehrke begriffen. Raubüberfall. Wieder mal. Er gab den Kassencode heraus.

Die BPTankstelle am Messedamm in Charlottenburg wurde drei Mal überfallen – am 9. November, am 19. November und am 21. Dezember. Und jedes Mal scheint es der gleiche, mit Skimütze maskierte Täter gewesen zu sein. „Der war ziemlich routiniert, überhaupt nicht nervös“, sagt Tankwart Ehrke. „Ich denke, der hat Erfahrungen mit Überfällen.“ Neulich hätten die Kollegen von der Shell-Tankstelle am Kaiserdamm gesagt, dass sie den Täter auch bei sich im Laden gesehen haben, „aber bei denen ist mehr los“, so Ehrke. „Der weiß schon, warum er lieber zu uns kommt.

Bei zwei der drei Überfälle trug der junge Mann eine rot-schwarze Trainingsjacke, dazu eine Mütze und einen Rollkragen-Pullover. Einmal erschien er komplett in Schwarz. Seine Beute aus den Überfällen: 2800 Euro. Dass die Taten am Nachmittag und frühen Abend verübt wurden, wundert die BP-Tankwarte. Die Geschäfte werden aus Sicherheitsgründen erst ab 21 Uhr über den Nachtschalter abgewickelt. „Wir haben gedacht, früher passiert nichts“, sagt Ehrkes Kollege Sven Nölke. Doch der Täter kam zwischen 17 Uhr und 20.15 Uhr. Die BP-Tankstelle liegt „ziemlich ruhig“, sagt Nölke. Davor befänden sich die Auffahrt zur Stadtautobahn und die Parkplätze des Messegeländes. Auf diesem Abschnitt des Messedamms sind nicht viele Menschen unterwegs.

Die nächsten Polizei- Abschnitte befinden sich etwa einen Kilometer entfernt. „Die Polizei war ja jedes Mal nach zwei Minuten hier“, sagt Nölke. „Aber da war der Täter längst auf dem Kaiserdamm oder schon im U-Bahnhof.“ Der ist nur zweihundert Meter entfernt. Die Tankstelle wird videoüberwacht, die Fotos hängen direkt neben dem Eingang. Die Kripo vermutet, dass der Täter entweder im Karree wohnt oder dort arbeitet. Er habe immer einen Moment abgepasst, in dem keine Kunden im kleinen Kassenraum waren. „Das baldowert der sich aus“, sagte der zuständige Kommissariatsleiter. Tankwart Nölke erzählt, dass bei einem Überfall drei Kunden draußen getankt hätten, und einer sogar kurz in das Kassenhäuschen gekommen sei. Hinweise auf den Täter hat die Polizei nicht. Sie vermutet, dass er wieder zuschlägt, wenn er die Beute ausgegeben hat. „Zwei Minuten, und dann ist das erledigt“, beschrieb ein Kripobeamter das Vorgehen. Die Trainingsjacke könnte darauf hindeuten, dass der 20 bis 25 Jahre alte und 1,80 Meter große Mann mit einem Motorrad oder einem Fahrrad flüchtete. Hinweise unter Tel. 3301 50516. A.G./Ha

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