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Berlin: Ist teuer auch gut?

Diskussionsrunde um Berlins Hochleistungsmedizin

Wie viel Hochleistungsmedizin braucht Berlin? So viel wie möglich, sagen Klinikchefs, weil das Patienten von weit entfernt in die Stadt hole. So viel wie finanzierbar ist, sagen dagegen Krankenkassen, denn Berlins Kliniken gehörten bundesweit zu den teuersten. Genau diese Sollbruchstelle wurde deutlich sichtbar bei der von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin e.V. präsentierten Diskussionsrunde am Donnerstagabend im Hotel Hilton am Gendarmenmarkt.

„Wenn Gesundheit, wie der Senat immer wieder sagt, in Berlin ein Wachstumsmarkt ist, dann bedeutet das: zusätzliche Kunden, sprich Patienten, zu gewinnen“, sagte der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei. „Und das geht nur mit einem Angebot an Hochleistungsmedizin, die überregional ausstrahlt.“

Das bestätigen auch Statistiker. So komme jeder fünfte Patient, der in der Stadt am Herz operiert wird, von außerhalb, sagte der Krankenhausberater Ernst Bruckenberger. Über alle Fachrichtungen hinweg wohne jeder siebte Patient in Berliner Kliniken nicht in der Stadt.

Das gilt nicht nur für die Charité. Viele Krankenhäuser in Berlin haben Spitzenmedizin zu bieten, sagt der Vorstandschef des Vereins zur Errichtung evangelischer Krankenhäuser – zum Beispiel die Lasermedizin am Elisabeth-Krankenhaus, das Brandverletzten-Zentrum am Unfallkrankenhaus Berlin oder die Klinik für Herztransplantationen am Deutschen Herzzentrum.

Doch solche Spezialdisziplinen sind teuer. Deshalb forderte der Berliner AOK-Chef Rolf D. Müller, dass sich gerade die Hochleistungsmedizin auf überregional einzigartige Angebote konzentrieren sollte. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat genau das getan: „Wir haben die Wirbelsäulenchirurgie ausgebaut, weil wir das gut können“, sagte UKE-Chef Jörg Debatin. Dafür verzichtete das Klinikum auf die Endoprothetik – also etwa künstliche Knie- und Hüftgelenke. „Das können andere in Hamburg besser als wir.“

Diese Beschränkung sei an der Charité, die in der Vergangenheit oft Fusionen und Standortdebatten über sich ergehen lassen musste, schwierig vermittelbar, sagt der Ärztliche Direktor Frei. „Alle wollen erst mal alles anbieten, damit bei der nächsten Sparrunde nicht ihr Standort infrage gestellt wird.“

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