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Das IW warnt vor einer Spekulationsblase auf dem Berliner Immobilienmarkt.

© dpa

IW zu Immobilien in Berlin: Auf Berliner Wohnungsmarkt baut sich Spekulationsblase auf

Die Erwartungen der Wohnungskäufer sind zu hoch, sagt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Momentan gebe es eine regelrechte „Schwemme von Eigentümern aus dem süddeutschen Raum“, die ihre Wohnimmobilien in der Hauptstadt verkaufen wollten.

Auf dem Berliner Markt für Wohnimmobilien baut sich eine Spekulationsblase auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die dem Tagesspiegel vorab in Auszügen vorliegt. Die Untersuchung der Wohnungsmärkte in den fünf größten deutschen Städten ergab, dass in Berlin „die Erwartungen zu hoch sind“ und insbesondere „der Berliner Markt für Eigentumswohnungen etwas überhitzt ist“. Während in allen anderen Großstädten weniger Objekte angeboten würden und steigende Preise somit zunehmende Knappheit widerspiegelten, sei in Berlin ein gegenläufiger Trend zu beobachten.

So habe sich in der Bundeshauptstadt die Anzahl der über das Online-Portal Immobilienscout24 angebotenen Objekte seit 2007 um 60 Prozent erhöht. Dies deute darauf hin, dass die Wiederverkaufsrate der Immobilien angestiegen sei. Zudem weise Berlin im Vergleich zu den anderen Metropolen die schlechtesten fundamentalen Werte auf: Berlins Bevölkerung ist älter und es gibt einen hohen Anteil von Grundsicherungs- und Wohngeldempfängern. Deshalb erscheine es wahrscheinlich, dass die Immobilienkäufer zu hohe Erwartungen an die Renditen ihrer Investition hätten.

Der Protest gegen steigende Mieten am Kotti in Bildern:

Auffällig sei außerdem, dass Eigentumswohnungen in Berlin seit 2003 mehr als 30 Prozent teurer geworden seien. Dagegen blieben die Preise für Eigenheime konstant. „Zu erwarten gewesen wäre eigentlich ein Ausgleich, da sich – rein theoretisch – die Nachfrage hin zu den Eigenheimen hätte verschieben müssen“, heißt es in der Studie, die an diesem Donnerstag in Berlin vorgestellt wird. Dass es nicht zu dieser Ausweichbewegung gekommen sei, könne ein weiteres Indiz für überhitzte Spekulation mit Eigentumswohnungen in Berlin sein. Die Mieten in Berlin sind dem IW zufolge noch stärker gestiegen als die Kaufpreise, seit März 2007 haben sie um 20 Prozent angezogen.

Den Trend der Studie bestätigt auch Thomas Nitschke, Makler bei der Immobilienfirma Remax: „Es gibt einige Gebiete in Berlin, die absolut überhitzt sind, wie Zehlendorf, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte.“ Hier seien die Kaufpreise für nicht vermietete Eigentumswohnungen bereits auf einem hohen Niveau und zögen derzeit weiter an.

Video: Umfrage zu steigenden Mietpreisen in Berlin

Momentan gebe es eine regelrechte „Schwemme von Eigentümern aus dem süddeutschen Raum“, die ihre vermieteten Wohnimmobilien in der Hauptstadt verkaufen wollten. Diese hätten jedoch häufig „völlig falsche, überhöhte Vorstellungen von den Verkaufspreisen“, die man in der Stadt durchsetzen könne, sagt Nitschke. Der Makler bestätigt ein derzeit hohes Interesse an Wohnungen, Gewerbeimmobilien seien kaum gefragt.

Der Deutsche Mieterbund sieht dagegen keine Immobilienblase in Berlin. „Die Zahl der Haushalte und die Zahl der Einwohner steigt weiter, zugleich ist das Angebot an Wohnraum immer noch knapp“, sagt Mieterbund-Sprecher Ulrich Ropertz.

Die Folgen einer Preiskorrektur beim Platzen der Spekulationsblase halten die IW-Forscher für beherrschbar: „Berlin ist eine attraktive Stadt mit insgesamt guten Perspektiven, von daher dürften die Preise bei einer Korrektur des Marktes auch nur geringfügig fallen.“

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