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Berlin: Jagd auf Octopussy am Checkpoint Charlie

40 Jahre James Bond: Was Berlin für den berühmten Geheimagenten getan hat

Von Andreas Conrad

Am Vormittag des 10. August 1982 herrschte auf dem Wachturm gegenüber von Checkpoint Charlie Hochbetrieb. Wo sonst nur zwei DDR-Grenzer den Betrieb am Kontrollpunkt beäugten, drängten sich jetzt gleich zehn misstrauische Staatsorgane, richteten Ferngläser und Teleobjektive gen Westen, debattierten womöglich fachmännisch, was in einer Situation, wie sie sich vor ihnen abspielte, wohl zu tun sei. Wären sie ihr gewachsen gewesen, hätten Kalaschnikows wirklich geholfen? Unwahrscheinlich, handelte es sich doch bei ihrem Gegenüber um keinen Geringeren als Bond, James Bond!

Gestern vor 40 Jahren war es, dass im Londoner „Pavillon“ mit „Dr. No“ die erste 007-Premiere gefeiert wurde, Anlass, sich an den Betrag Berlins zu dem Dauererfolg der Serie zu erinnern. Deren Anfänge freilich waren mehr als kümmerlich. In Westdeutschland kam „James Bond jagt Dr. No“ im Januar 1963 in die Kinos, in West-Berlin musste man sogar bis Ende März warten und konnte den Agenten dann nur im Ufa-Pavillon am Kurfürstendamm, dem heutigen Film-Palast, bewundern. Unter den deutschen Kinobetreibern war der neue Held auf große Skepsis gestoßen, so zitiert Siegfried Tesche in seinem „Großen James-Bond-Buch“ (Henschel-Verlag, Berlin 1999) einen damals in Berlin tätigen Filmverkäufer: „Ich habe mit Kinobesitzern gesprochen, die mir ganz deutlich sagten: ,So einen Scheiß spiele ich nicht!’“

Ein Berliner war es dann aber, der erheblich an der Legende mitstricken sollte, zu der Bond längst geworden ist: Ken Adam, der am 5. Februar 1921 in der Tiergartenstraße 8 als Klaus Hugo Adam geboren wurde, 1934 mit seinen Eltern nach London emigrierte und dort nach dem Kriege zu einem der berühmtesten Production Designer wurde. Schon bei „Dr. No“ war er dabei und bei sieben weiteren Folgen, darunter „Goldfinger“, „Man lebt nur zweimal“ und „Moonraker“. Adam entwarf die visionären Sets und manches der Spielzeuge, die ein richtiger Geheimagent nun mal braucht, sei es ein Aston Martin mit Schleudersitz und Maschinengewehren oder ein tauchfähiger, mit Wasser-Luft-Raketen ausgestatteter Lotus.

Im August 1982 war James Bond selbst für knapp drei Tage in der Stadt, vertreten durch Roger Moore. Die an diesem Tag beginnenden Dreharbeiten zu „Octopussy“ standen unter Zeitdruck, wollte doch Produzent Albert R. Broccoli unbedingt vor dem Konkurrenzfilm „Sag niemals nie“ mit dem Ur-Bond Sean Connery auf dem Markt sein, was auch gelang. Schon der erste Drehtag am Checkpoint Charlie war alles andere als Routine: „Wenn die Wachen eine Filmcrew in der Nähe sehen, dann heißt dies im Militärjargon ,Zwischenfall’ und bedeutet, dass es zwischen Offiziellen in Washington, Moskau und hier Diskussionen gibt“, erinnerte sich Ko-Produzent Michael Wilson. Es gab dann aber doch keinen Ärger, obwohl Roger Moore wieder und wieder in einem schwarzen Mercedes 250 SE am US-Kontrollhäuschen vorbeifahren, vor der Grenzlinie wenden und zurücklenken musste. Vier Tage drehte das erste Kamerateam am Kontrollpunkt, danach nahm ein zweites Team eine Autojagd auf der Avus auf, bei der Bond von Polizisten in 5er BMWs gejagt wurde. Für Roger Moore war es eine Wiederbegegnung mit der Stadt, in der er 1947 einige Monate als Soldat gedient hatte. Und auch Pierce Brosnan war nicht zum ersten Mal in der Stadt, als er hier im November 1999 „Die Welt ist nicht genug“ bei der Deutschland-Premiere vorstellte. Im kommenden November kommt er wieder, denn erneut gilt es gebührend einen neuen Bond zu feiern: „Stirb an einem anderen Tag“. Ein kluger Rat. Man lebt ja nur zweimal.

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