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Berlin: Jagdschloss Glienicke in Flammen

Brand zerstört Teile des historischen Gebäudes, das zum Weltkulturerbe gehört. Feuerwehr-Chef Broemme kritisiert Sicherheitsvorkehrungen

Feuer im Jagdschloss Glienicke – Weltkulturerbe ein Raub der Flammen: Bei einem Brand des Dachstuhls entstand am Montag ein Millionenschaden. Um 15.35 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr ein, die um 15.50 Uhr eintraf. Kollegen aus dem benachbarten Potsdam waren nicht alarmiert worden. Der Dachstuhl und die darunter liegende Etage wurden zerstört. Außerdem entstand in vielen Räumen erheblicher Schaden durch das Löschwasser. Verletzt wurde niemand. Die Brandursache war gestern Abend noch unbekannt. Landesbranddirektor Albrecht Broemme kritisierte nach den Löscharbeiten schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das historische Gebäude. Es habe gravierende Mängel gegeben.

Die Feuerwehr war mit sechs Staffeln und 120 Mann im Einsatz. Bereits bei der Anfahrt gab es nach Broemmes Angaben die ersten Probleme, weil die Feuerwehrzufahrten versperrt gewesen seien. Die Brandbekämpfer hatten dann mit Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung zu kämpfen, denn an den Hydranten entstand durch die starke Belastung ein Druckabfall. Die Wasserbetriebe erhöhten dann den Druck. Außerdem hatten die Feuerwehrleute Probleme, im Gebäude zum Brandherd vorzudringen. Nur eine enge Treppe aus Holz führte zum Feuer. Der direkte Weg war dann durch eine verschlossene Stahltür versperrt, die glühend heiß war und nicht geöffnet werden konnte. Deshalb griffen die Löschtrupps von außen an. Das Aufstellen der Drehleiter wurde dann durch das Fehlen einer festen Fläche zum Abstützen erschwert.

Im Haus selbst fehlten, wie Broemme dem Tagesspiegel sagte, einfache Rauchmelder. Wären sie vorhanden gewesen, wäre der Schaden erheblich geringer gewesen, ist Broemme überzeugt. Es habe aber nur eine Hupe gegeben, die zum Verlassen des Gebäudes auffordern solle. Nur unzureichend funktioniert habe zudem die Sauganlage für das Löschwasser, die angeblich im vergangenen Herbst überprüft worden war, was Broemme bezweifelt. Dies habe zu Verzögerungen bei der Brandbekämpfung geführt. Deshalb hatte die Feuerwehr von der Glienicker Lake aus, die hinter dem Schloss liegt, auch ein Löschboot eingesetzt. Zeugen hatten bemängelt, dass es lange gedauert habe, bis das erste Wasser durch die Schläuche schoss.

Im vielen Holz des alten Gebäudes hatte das Feuer inzwischen reichlich Nahrung gefunden. Am Abend, als der Brand unter Kontrolle war, bestand noch die Gefahr, dass die Giebel einstürzen könnten. Das Technische Hilfswerk versuchte, die Mauern zu sichern. Der Gebäudekomplex war schon länger sanierungsbedürftig. An einem der Türme, der bei dem großen Sturm im vergangenen Jahr stark beschädigt worden war, hatten gestern laut zunächst unbestätigten Zeugenaussagen Schweißarbeiten stattgefunden. Das Feuer ist jedoch nach Angaben von Broemme in dem Bereich der Gästebetten ausgebrochen. iDie 15 Minuten, die zwischen dem Alarm und dem Eintreffen der ersten Brandbekämpfer vergangen sind, waren nach Angaben von Feuerwehrsprecher Wolfgang Rowenhagen eine „Superzeit“. Die Feuerwehr kam aus Wannsee. Die Potsdamer Kollegen wären laut Rowenhagen auch nicht viel schneller gewesen.

Nach Angaben der Leiterin der im Jagdschloss untergebrachten Begegnungsstätte, Anna Lersch, waren rund 160 Menschen im Haus, darunter auch angehende Sozialpädagogen aus Spanien. Heute wird versucht, die Gäste in anderen Bezirken unterzubringen.

In den vergangenen Jahren musste die Feuerwehr mehrfach zu Großbränden ausrücken. Kurz nach Weihnachten 2001 waren die WannseeTerrassen abgebrannt. Wenige Tage später fiel auch das Ausflugsrestaurant Neu-Helgoland den Flammen zum Opfer. 15 Stunden lang hatte 1994 ein Großfeuer am Deutschen Dom gewütet. cs/ha/fk/kt/tabu

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