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Berlin: Jagdszenen auf dem Immobilienmarkt

Makler verkaufen zehn Prozent mehr Eigenheime – weil die Zulage ab 1. Januar gestrichen wird

Die Streichung der Eigenheimzulage im kommenden Jahr, die mit der Zustimmung im Bundesrat gestern endgültig beschlossen wurde, hat zu einen Ansturm auf die Katasterämter in Berlin und Potsdam geführt. Mitarbeiter der Behörden sagen, dass teilweise doppelt so viele Anträgen gestellt werden wie im gleichen Zeitraum im Jahr 2004. Seit der Entscheidung der Regierungskoalition, die Bundeszuschüsse von rund 10 000 Euro plus Kinder- und Ökozulagen ab 2006 zu kippen, versorgen sich Bauherren noch rasch mit allen erforderlichen Unterlagen, um nicht leer auszugehen. Spätestens am Silvestertag muss der Eingangsstempel der Behörden auf den Bauunterlagen prangen oder der Kaufvertrag für die Immobilie unterzeichnet sein.

„Wir haben in den vergangenen Wochen deutlich mehr Anträge auf die Erstellung amtlicher Lagepläne für Bauantragsverfahren bearbeitet“, sagt Hans-Gerd Becker. Der Leiter des Vermessungsamtes im Bezirk Spandau berichtet auch über einen Auftragsboom bei den öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren. „Einige arbeiten jetzt die Wochenenden durch, um der Auftragsflut Herr zu werden“, sagt Becker. Sowohl die Auszüge aus dem Katasteramt als auch ein amtlicher Lageplan des Grundstückes dürfen bei keiner Baugenehmigung für ein Eigenheim fehlen.

Zusatzarbeit fällt auch in Potsdam an. Die brandenburgische Hauptstadt zählt zu den beliebtesten Wohnorten nahe Berlin. „Seit der Entscheidung der Koalition, die Eigenheimzulage zu kippen, haben wir doppelt so viele Anträge wie im Vorjahreszeitraum“, sagt Winfried Schmidt, Potsdams Fachbereichsleiter für Kataster und Vermessung. Auf das Jahr gerechnet geht er von einem Plus von zehn Prozent aus. 2004 hatten 700 Bauherren Katasterauszüge bestellt. Die Mehrarbeit haben die Ämter fast schon routiniert bewältigt, „weil es nicht die erste Welle ist, die über uns hinweggerollt“, sagt Schmidt. Die Eigenheimzulage stand bereits mehrfach auf der Kippe, und die Höhe der Zuschüsse wurde zuletzt Ende 2003 gesenkt. Damals waren Bauherren und Immobilienkäufer ebenfalls zu den Ämtern gestürmt, um sich rasch noch die alten, höheren Subventionen zu sichern.

Die Sonderkonjunktur bei den Katasterämtern belebt auch den Immobilienmarkt. Beim Berliner Gutachterausschuss für Grundstückswerte, wo alle Kaufverträge über Immobilien und Liegenschaften eingereicht werden müssen, wurden die aktuellen Verkaufszahlen erhoben. Nach Angaben von Geschäftsstellenleiter Thomas Sandner wurden bis Ende November 2400 Eigenheime verkauft, 11 Prozent mehr als im ganzen Jahr 2004. Diese Zahl wird sich durch die Verkäufe im Dezember noch erhöhen. Auch wurden einen Monat vor Jahresende bereits so viele Baugrundstücke für Eigenheime (rund 1300) gehandelt wie im ganzen Vorjahr; durch die Verkäufe im Monat Dezember wird also auch dieser Teil des Marktes noch wachsen.

Einen regelrechten Boom gibt es laut Gutachterausschuss auf dem Markt für Eigentumswohnungen. Knapp 10 000 Objekte wurden bis Ende November verkauft, fast ein Fünftel mehr als im ganzen Jahr 2004. „Der Grund dafür dürfte jedoch weniger die Streichung der Eigenheimzulage sein als der Handel von Wohnungspaketen mit internationalen Investoren“, sagt Sandner. Wie berichtet hatte in diesem Jahr unter anderem die BVG ihre Immobilien verkauft. Wohnungen in Berlin und Deutschland sind aus Sicht der ausländischen Finanzinvestoren eine gute Kapitalanlage.

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