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JEANINE MEERAPFEL, BERLINER FILMEMACHERIN: „Alle wollten schnell auf die Plaza del Mayo“

„Ich war gerade im Filminstitut von Buenos Aires, wegen meines Films „Der deutsche Freund“, der gerade für fünf Kondores nominiert wurde, so heißen die argentinischen Filmpreise. Da klingelte das Telefon, ein Institutsmitarbeiter sprang auf und rief: „Der Papst ist Argentinier, der Papst ist Argentinier!

„Ich war gerade im Filminstitut von Buenos Aires, wegen meines Films „Der deutsche Freund“, der gerade für fünf Kondores nominiert wurde, so heißen die argentinischen Filmpreise. Da klingelte das

Telefon, ein Institutsmitarbeiter sprang auf und rief: „Der Papst ist Argentinier, der Papst ist Argentinier!“ Da interessierte sich erst mal keiner mehr für meinen Film. Alle wollten schnell auf die Plaza del Mayo, um „ihren“ Papst zu feiern, ich kam mir vor wie in zwei Realitäten. Abends war ich mit Freunden zusammen, von Franziskus’ Vergangenheit während der Junta-Zeit war da nicht die Rede. Wenn er tief verstrickt wäre, wüsste man wohl mehr davon, denn der jetzigen Regierung liegen die Menschenrechte sehr am Herzen. Endlich sind viele Mörder und Folterer vor Gericht gestellt worden. Meinen Freunden macht etwas anderes Sorge: dass ein Teil der argentinischen Öffentlichkeit mit Berufung auf den neuen Papst noch konservativer wird und sich

hinter der katholischen Kirche verschanzt.“

Jeanine Meerapfel wurde in Buenos Aires geboren und lebt in Berlin. Viele ihrer Filme handeln von der Junta-Zeit und den Folgen, zuletzt: „Der deutsche Freund“. Aufgezeichnet von Christiane Peitz.

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